Jonathans Schimmel spielte mit den Ohren, während der Ritter sich mit Arwyn unterhielt. Hinter ihnen ritten vier Männer der Stadtwache und einer trug das Banner des Königs mit sich. Es war nun der neunte Tag in Folge, an dem sie Patrouille ritten. Drei Bauern waren seitdem von ihnen getötet wurden. Ihren Besitz hatten sie dem König überstellt und die Frauen und Töchter vergewaltigt. „Glaubst du, dass sich das Volk gegen den König stellt?", fragte Jonathan und Arwyn pfiff durch die Zähne. „Warum sollten sie? Wir sind sowieso stärker als dieser Abschaum", lachte er kopfschüttelnd. „Wie kommst du drauf?", hakte Arwyn Florent nach und Jonathan zuckte mit den Schultern. „Nur so", nuschelte der junge Ritter. Es spricht sich herum, dass die Untergrundkämpfer eine Rebellion gegen den König planen. Die Worte von Aiyana gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Seitdem sie begonnen hatten, Patrouille zu reiten, fragte sich Jonathan mehr und mehr, ob an diesen Worten etwas Wahres dran sei. Die drei Bauern, die sie getötet hatten, haben nicht mehr auf sie gehört und ihre Befehle ignoriert. Die anderen vier Bauern, bei denen sie die Erträge einfordern wollten, haben erst nach Drohungen geschworen innerhalb dieses Mondes noch die Abgaben zu bringen. Gedankenverloren ließ Jonathan seinen Blick durch die Ferne gleiten. Die Sonne stand im Zenit und der See, welcher am Horizont lag, reflektierte das Licht. In der Mitte des Sees befand sich eine kleine bewachsene Insel. Es hieß, dass sich vor Jahren dort Räuber andere Verbrecher versteckten. Ob sie es heute noch taten?, fragte sich der junge Ritter und entdeckte zwei Silhouetten, die am Ufer langsam entlanggingen. „Arwyn", warnte er und deutete mit der einen Hand auf die Schatten. „Na dann lass uns mal schauen, wer sich dort rumtreibt", lächelte Arwyn und gab seinem Pferd die Sporen. Jonathan galoppierte seinen Schimmel ebenfalls an und sah über die Schulter kurz zurück. Die Männer der Stadtwache folgten ihnen in geringem Abstand.
Arwyn riss sein Pferd herum und der Fuchs schnaubte, während er tänzelnd zum Stehen kam. Jonathan sperrte den Beiden den Weg mit seinem Pferd von hinten ab. Es handelte sich um einen jungen Mann und ein Mädchen. Es schien noch etwas jünger als ihr Begleiter zu sein. Der Mann besaß hellbraune Haare, die wild von seinem Kopf abstanden und er überragte seine Begleitung um einen Kopf. „Wer seid ihr und was tut ihr hier?", fragte Arwyn schroff und sah auf die Beiden herab. Das Mädchen sah unsicher zu dem Jungen, bevor es auf den Boden sah. „Mein Name ist James und ihrer ist Caitlyn. Was wollt ihr von uns?", gab der junge Mann nicht gerade freundlich zurück. „Falsche Frage, Junge", antwortete Arwyn und das Mädchen sah nun zu Arwyn auf. Jonathan sah die beiden Fremden nur von hinten, aber an ihrer Kleidung erkannte er, dass es sich um Bauern handeln musste. „Was tut ihr hier?", wiederholte der Ritter seine Frage. „Wir gehen eine Runde spazieren", meldete sich das Mädchen zu Wort. „Spazieren?", fragte Arwyn lachend und sein Pferd tänzelte rückwärts. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir das glaube, Mädel." In Arwyns Augen flackerte das Feuer auf. Jonathan wusste, an was er dachte, ohne, dass sein Freund es ausgesprochen hatte. Aber es sind Bauern, sie haben es nicht nötig von ihren Höfen runter zugehen, um sich zu vergnügen, dachte der junge Ritter. „Ich spreche die Wahrheit!", wehrte sie sich und stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. „Verzieht euch beide von hier, bevor ich mich an dir vergreife, Mädel", lachte Arwyn und James hielt schützend einen Arm vor das Mädchen. „Wer seid ihr, dass ihr es wagt, so mit Caitlyn zu sprechen?", zischte er und Jonathan Hemingway sah, wie in Arwyn die Wut aufkochte. Mit einem Satz war er vom Pferd gesprungen und hatte seine Klinge gezogen. „Wer denkst du, bist du, dass du es wagst so mit mir zu sprechen?", schrie der Ritter und drückte die Spitze des Schwertes James an die Kehle. Augenblicklich wich dieser einen Schritt zurück. „Nun, wo bleibt die Antwort?", brüllte Arwyn so laut, dass selbst Jonathan zusammen zuckte. Arwyn setzte einen Schritt vor den nächsten, bis Caitlyn von James gegen Jonathans Schimmel stieß. Erschrocken wendete sich das Mädchen um und drückte sich gegen James Rücken, der nun Arwyn nicht weiter ausweichen konnte. „Antworte mir!", keifte Arywn Florent und drückte die Klinge nun in den Hals des jungen Mannes. Schmerzverzerrt biss James die Zähne zusammen. An der Stelle, wo der Ritter der Königsgarde die Haut aufgeschürft hatte, tropfte das Blut scharlachrot hervor. Regungslos wartete Arwyn auf eine Reaktion, bis sich plötzlich das Mädchen von dem Jungen löste und losrannte. Jonathan brauchte einen Moment, bis er realisierte was geschah, doch trotzdem war er deutlich schneller, als die Männer der Stadtwache. Sein Schimmel sprang vor, doch Caitlyn war am Flussufer wendiger als das Pferd. Stolpernd rannte sie zum See herab und Jonathans Pferd rutschte das matschige Ufer herab. Er riss dem Hengst den Kopf herum, bevor er vom Pferd sprang. Der Matsch spritze unter seinen Stiefeln hervor, aber trotzdem hielt Jonathan sein Gleichgewicht, bevor er dem Mädchen hinterherlief. Seine schwere Rüstung hinderte ihn daran schnell zu laufen, doch bis zum Wasser hätte er sie fast eingeholt. „Halt an! Das ist ein Befehl!", rief Jonathan, doch Caitlyn eilte in den See. Hoffnungslos lief Jonathan noch bis zu den Knien ins Wasser, weiter brauchte er es gar nicht erst versuchen. Mit der Rüstung würde er schneller untergehen, als dass er das Mädchen erwischen würde. Geschlagen bahnte er sich einen Weg zurück zu Arwyn. Er griff die Zügel seines Pferdes und führte das Tier bis auf den Weg. „Schöner Anblick. Stilveränderung?", schnaubte Arwyn belustigt, nachdem der junge Ritter sich wieder zu ihm gesellt hatte. James saß blutig und gefesselt auf einem der Reittiere der Stadtwache, während der Soldat neben dem Pferd stand. „Ich fand Dreck und weiß sehr stilvoll und ästhetisch", gab Jonathan zurück, bevor er sich neben sein ebenfalls verdrecktes Pferd stellte und sich in den Sattel schwang. „Das Mädchen ist weg", beichtete Jonathan nun und Arwyn winkte ab, bevor er sein Pferd wendete. „Du glaubst doch nicht etwa, dass sie besser schwimmen kann als wir mit unserer Rüstung?", rief Arwyn von vorne, während Jonathan an den Soldaten der Stadtwache vorbeiritt und seinem Freund folgte. „Wir haben den Jungen, alles andere spielt keine Rolle", fügte er zufrieden hinzu.
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Rebellion: Caitlyn und Jonathan
AdventureEin Mädchen - aufgewachsen in einem der ärmsten Teilen des Landes und bereit alles zu tun, um die Ungerechtigkeiten, geschaffen von König Dominik, auszugleichen. Ein Junge - Ritter des Königs, doch trotzdem kann er bei den Ungleichheiten nicht einf...