CAITLYN 2

2 0 0
                                    

Als Caitlyn das Gebäude betrat fühlte sie sich wie in eine andere Welt hinein katapultiert. Es war schön warm und sie war umgeben von gutgelaunten Männern. Lange hatte sie nicht mehr so viele gutgelaunte Menschen gesehen, denn die Regierung wurde immer unbarmherziger und es gab nur noch wenige Gründe zum Lachen. Doch jetzt sah sie die Hoffnung in den Augen der Männer aufblitzen und ihr wurde bewusst, dass sie alles dafür geben würde sie nicht zu enttäuschen.

Als die Männer sie erblickten, stoppten ihre Gespräche bis es schließlich ganz leise war. Erwartungsvoll sahen sie Caitlyn an und das Mädchen kaute auf ihrer Unterlippe. Was erwarteten sie von ihr?
„Ich bin Caitlyn Fairon und ihr habt alle wahrscheinlich schon das Gerücht von der Widerstandsbewegung gehört. Ich möchte nicht weiter zusehen wie Familien geteilt werden und Männer vor Arbeit umkommen. Ich will, dass wir ein freies Land werden!", begann sie und sah wie begierig die Leute jedes einzelne Wort aufnahmen. Caitlyn fand es merkwürdig wie viel Vertrauen sie in sie setzten und wurde ein zweites Mal überrascht als sie ihr nach der Ansprache applaudierten. Das Mädchen nickte ihnen zu und auf einmal ertönte ein Ruf aus der Menge: „Und wie beabsichtigt Ihr das zu tun?"

Caitlyns Blick glitt über die Menge bis sie die sprechende Person gefunden hatte. Kollektive Rufe waren zu hören und es dauerte einen Moment bis Caitlyn den Grund ihrer Unruhen bemerkte. Die Person, welche gesprochen hatte war eine Frau. Sie hatte hellbraune Augen und goldenes Haar, welches sie unter der Kapuze zu verstecken versuchte.

„Ruhe!", rief Caitlyn darauf hin und sah überrascht, dass ihr die Männer sofort gehorchten.

„Die Frage ist durchaus berechtigt. Zuerst habe ich vor einen Stützpunkt zu Gründen und dann..." Bevor sie weiter reden konnte, schoss eine Hand in die Höhe und Caitlyn sah den Mann abwartend an: „Ja?"

„Entschuldigung, dass ich unterbreche aber es ist eine nicht eingeladene Frau in diesem Raum.", sagte der Mann und betonte das Wort Frau dabei.

„War dieses Treffen nicht für das ganze Volk gedacht? Denn wir brauchen die ganze Macht des Volkes, wenn wir gegen die Regierung vorgehen wollen. Wir brauchen jede einzelne Person, denn es wird nicht einfach werden. Wir müssen zusammenarbeiten und dabei müssen wir über manche Ungleichheit hinwegsehen, wenn wir Erfolg haben wollen. Und wenn diese Frau kein Spion des Königs ist, dann besteht kein Grund sie rauszuschmeißen oder nicht?", meinte Caitlyn und sah die Leute, welche sich um sie versammelt hatten, herausfordernd an.

Überraschender Weise erhob niemand Widerspruch und sie sah zu der Frau, welche Caitlyn misstrauisch musterte. Verwirrt setzte diese ihre Ansprache fort, während ihr das Publikum an den Lippen hang.

Nachdem sie geendet hatte, brach Jubel aus und völlig perplex sah Caitlyn zu wie die versammelten Leute klatschten und ihr zu jubelten. Sprachlos lächelte Caitlyn einfach nur in die Menge und war erleichtert, als die Gruppierung begann sich aufzulösen.

„Das war eine sehr interessante Rede.", ertönte eine Stimme hinter Caitlyn. Erschrocken drehte sich das Mädchen um und schaute in das Gesicht eines Jungens. Er hatte hellbraune Haare, welche von seinem Kopf abstanden und stahlgraue Augen umrahmt von dunklen Wimpern. „Ehm danke...", stammelte das Mädchen und sah den jungen Mann verdattert an. Er lächelte kurz und räusperte sich dann: „Doch wie wollen Sie das umsetzten?" Verlegen kaute sie auf ihrer Lippe herum: „Nennen Sie mich bitte Caitlyn." „Gut, Caitlyn. Ich bin James. Aber zurück zu meiner Frage, wie willst du deine Idee umsetzten? Wie willst du in diesem so gut kontrollierten Land in welchem solch eine Versammlung schon fast ans Unmögliche grenzt einen Stützpunkt gründen?" Unwohl trat Caitlyn einen Schritt zurück und schaute zur Seite, da sie den herausfordernden Blick des Fremden nicht ertragen konnte: „Das ist eine gute Frage. Ich habe lange überlegt und mir ist ein Ort in den Sinn gekommen. Außerhalb der Stadtmauer gibt es einen recht großen See mit einer Insel in der Mitte. Diese ist eines der wenigen Stücke Land, die der König nicht kontrolliert und regiert. Wäre es nicht der perfekte Ort für solch einen Stützpunkt?" James dachte einen Moment nach und meinte schließlich: „Ich kann mich gerade nicht entsinnen, welchen See du meinst, deshalb würde ich gerne ein Treffen für morgen vereinbaren. Ich habe die Versammlung das letzte Mal geleitet und bin in den meisten Fällen die Stimme des Volkes." Positiv überrascht nickte Caitlyn und wollte dann wissen: „Wo wird das Treffen stattfinden und wer wird alles teilnehmen?" „Ich schlage vor, kurz nach dem Morgengrauen in dem Haus hier neben. Meine Schwester und ich werden die einzigen Anwesenden außer dir sein. Kann ich dich erwarten, Caitlyn?", informierte James das Mädchen. Caitlyn nickte nur und sah zu, wie der Junge seine Kapuze wieder aufsetzte und den Raum zügig verließ. Zurück ließ er Caitlyn, welche sich langsam in Bewegung setzte und die zwei Männer an der Tür passierte. „Gute Rede!", meinte einer von ihnen und Caitlyn sah die Andeutung eines Lächelns auf seinem Gesicht. Sichtlich überrascht bedankte sie sich und machte sich im Schatten der Nacht auf den Heimweg. Um diese Uhrzeit waren die Straßen wie ausgestorben und alles sah so friedlich aus. Die Straßen trugen die Spuren des Tages an sich, denn die unterschiedlichsten Gegenstände waren auf dem Boden verteilt und eine dünne Staubschicht hatte sich auf den Boden gelegt.

Caitlyn war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie überrascht war, wie schnell sie ihr zuhause erreicht hatte. Das provisorische Haus schien kein Ort zu sein in dem man wohnen wollte, doch die Erinnerungen machten es einen wunderschönen Ort. Caitlyn betrat es leise summend und lächelte als sie ihr Haustier neben der Tür liegen sah. Es war ein kleines Hausschwein. Caitlyns jüngere Schwester hatte es einmal auf der Straße gefunden und es nicht übers Herz gebracht es dort zu lassen, da die Regierung es garantiert getötet hätte. Seitdem wohnte es bei den Fairons und so friedlich wie es schlief, schien es sich wohl zu fühlen. Caitlyn strich dem Schwein vorsichtig durch sein Fell und trat dann zu ihrem provisorischen Bett. Es befand sich direkt neben dem Bett ihrer Schwester Feyra. Sie schlief ruhig und ihre Gesichtszüge wirkten elfengleich. Ihre blonden Haare waren auf dem Kissen ausgebreitet und ihre langen Wimpern streiften ihre von der Sonne gebräunten Wangen.

Bei ihrem Anblick erfasste auch Caitlyn die Müdigkeit und sobald ihr Kopf das Kissen berührte, war sie auch schon eingeschlafen.


Rebellion: Caitlyn und JonathanWhere stories live. Discover now