Kapitel 22

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Das Geräusch von prasselndem Regen ließ mich langsam aus dem Reich der Träume aufwachen. Es gibt Momente, wo man keine Ahnung hat, wie spät es ist. Draußen war es noch relativ dunkel, womöglich auch nur wegen der dunklen Regenwolken. Meine rechtes Bein lugte ab dem Knie unter der Decke hervor. Schnell zog ich das Bein unter die Decke und stieß einen kleinen Protestlaut aus, als ich in Berührung mit dem anderen Bein bemerkte, wie heruntergekühlt es war.

Und dabei brachte ich eine Unruhe ins Bett, weil ich Damion mit meinem Bein berührte. „AHH", machte er. „KAAALT! Was zur Hölle ist DAS? Nimm das weeg!"

Ich lachte los. „Sorry, sorry, sorry. Mein Bein lag draußen und jetzt ist es kalt. Guck dir mal das Wetter draußen an...zum im Bett liegen bleiben!"

„Ja", sagte er mit einem warnenden Blick und zwinkerte. „Aber nur wenn dein kaltes Bein sich erstmal fernhält, bis es wieder in einer ertragbaren Temperatur ist..."

„Okay, du Frostköttel", sagte ich mit zuckenden Schultern und positionierte mein Bein weiter rechts und knuddelte mich ansonsten eng an ihn.

Er schnurrte und legte den Arm wieder um mich. Seine andere Hand streichelte meinen Nacken, während ich meine Nase an seinem Hals vergrub. Das Geräusch des Regens beruhigte mich immer schon auf unerklärliche Weise und ich fand, es gab nichts Gemütlicheres, als dann im warmen Bett zu liegen. Wie toll dabei ein männlicher Seelenverwandter sein kann? Ja, ich hatte bisher auch noch keine Ahnung, wie GUT das sein kann...

„Take me ... to the Magic of the Moment, for a glory night....", sang Damion leise und pfiff dann leise die Musik. „Wie heißt das Lied?", erkundigte ich mich neugierig mit gedämpfter Stimme, weil ich mich immer noch an seinem Hals versteckte. „Scorpions, Wind of Change..."

Ich kicherte. „Mensch, wie passend. Bin ich hier der angesprochene ‚Wind of Change'?" Er nickte und streichelte mir übers Haar. „Der beste Wind, denn ich kenne.!" Er war so hoffnungslos romantisch in Bezug auf mich, das gefiel mir.

Damions Brust vibrierte. „Zain hat mich die Tage schon gefragt, wer ich bin und wo ich den normalen und unverliebten Damion gelassen habe..."

„Den brauche ich nicht treffen, so wie du bist, gefällst du mir", sagte ich überzeugt. Er strich mir wieder übers Haar: „Ich bin so, weil du bei mir bist. Solange du da bist, ist alles in Ordnung. Wenn du mich küsst, ist alles prima. Und wenn du...", begann er und schaute verschlagen und bedeutungsschwer. Nach einer dramatischen Pause sprach er dann weiter: „...dann wäre alles hervorragend!"

Ich verdrehte die Augen. Es war ja so was von klar, woran er mal wieder dachte. „Ist das jetzt einer der Momente, wo ich angesichts deiner Gedankenströme erröten würde?", fragte ich mit einer gewissen Ahnung. „Jap", sagte er und rieb sein Kinn an mir. Seine Hand zog mein Kinn sanft nach oben, sodass ich ihm ins Gesicht sehen konnte.

„Kuscheln wir weiter, sobald es geht?", fragte er mit seinen Lippen einen Millimeter von meinen entfernt, sodass ich nur nicken konnte. Er küsste mich dann ganz sanft, zog mich dann aber kräftig an sich ran und zog mein Bein zu seiner Hüfte hoch. „Oder auch mehr..." Er wich lachend meinem angedeuteten Schlag in seine Richtung aus und stand auf. Ich rutschte nur an die Bettkante. Ich dachte an gestern Abend zurück. Wir waren gefühlte Ewigkeiten durch den wunderschönen Wald gelaufen. So schnell, dass mir bei der Erinnerung daran schlecht wurde. Aber meine Reaktionen und meine Sicht waren so gut gewesen, dass ich mir nichts getan hatte. Und nach dem Ausflug, so bezeichnete ich es jetzt einfach, schlüpften wir nur noch ins Bett und ich bin wohl sofort in seinen Armen eingeschlafen. Mit einem Lächeln auf den Lippen schaute ich zu Damion, der zu mir zurück starrte als er meinen Blick bemerkte. „So darfst du mich immer ansehen, davon kann ich nicht genug bekommen!" Ich umschlang meine Beine mit den Arme und lächelte schweigend weiter.

Wolf's Heart - Finding Destiny (Majesty Award 2019, Wattys Longlist 2018)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt