Anders

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Nein! Das konnte doch nicht möglich sein. Geschockt schüttelte ich den Kopf, starrte den Mann, der ihm aus dem Gesicht geschnitten war, mit weit aufgerissenen Augen an. Nein, nein, nein. Das war unmöglich. Er war tot. Ich hatte gesehen, wie er gestorben ist, hatte seine Leiche später in dem Sarg gesehen, der von einem Blumenkranz umgeben war. Ich hatte gesehen, wie sein Sarg in die Familiengruft getragen worden war. Er war tot. Das konnte einfach nicht sein. Ich begann unkontrolliert zu zittern. Unmöglich. Er grinste mich immer noch an, zog mich in seine Arme. „Aber…wie…?“ Ich sah ihn an. „Katherine. Sie hat das getan.“ Er erwiderte meinen Blick und lächelte. „Was bist du…?“ 
Ich wusste es. Tief in mir drinnen, da wusste ich die Antwort bereits, doch ich wollte sie von ihm hören. Ich taumelte ein paar Schritte zurück, bis ich mit dem Rücken an einen Grabstein stieß. Er sah mich an. Er sah traurig aus, ganz so, als ob ich ihn verletzt hätte. Aber der Ausdruck blieb nur einen kleinen Moment auf seinem Gesicht, denn sofort grinste er wieder spöttisch. „Angst vor mir Liz?“ Er kam einen Schritt näher. Ich sog scharf die Luft ein. Wie oft hatte ich mir erträumt er würde eines Tages einfach wieder kommen, mich in die Arme schließen und mir sagen, dass alles gut sei. Ich seufzte. Er kam noch näher, wickelte sich eine meiner Haarsträhnen um den Finger. 
Er hatte es bereits so oft getan, doch jetzt. Jetzt fühlte es sich einfach nur falsch an. „Was bist du?“ Wiederholte ich meine Frage erneut. „Ach Liz…“ Er sah mich an. „Du weißt es doch schon, oder?“ Ich schluckte. Also war es wahr. Es gab sie und er war einer von ihnen. „Nein, das….“ Ich riss mich von ihm los und rannte davon, rannte und rannte, bis zum Friedhofstor. Dort hielt ich inne und drehte mich um. Er war weg. Dort war niemand mehr. Ich zitterte und schlang mir die Arme um den Körper. Wahrscheinlich hatte ich mir alles nur eingebildet. Als ich mich umdrehte  stand er erneut vor mir. „Nein…“ murmelte ich und trat einige Schritte zurück. „Liz ich tu dir doch nichts.“ Er sah mich an. „Ich verspreche es.“ Er lächelte mich an. So wie er es früher auch immer getan hatte, es ließ mein Herz höher schlagen, ließ mich sein lächeln erwidern und mich sicher fühlen. „Du solltest nicht länger hier sein. Ich bring dich nach Hause.“ Er nahm meine Hand und zog mich mit sich. „Warte, du tust was?“  Er drehte sich um und grinste. „Du gehst doch auch nie durch die Stadt. Du hast es, wenn die Leute dich mitleidig anschauen, dir ihr Beileid wünschen und danach über dich reden. Also werden wir durch den Wald gehen. Außerdem glaube ich einige wären ziemlich geschockt, wenn sie mich wiedersehen würden.“ Er lief gemeinsam mit mir durch den Wald. „Woher weißt du das alles?“ Fragte ich und sah ihn an. Ich hatte es doch niemals irgendjemandem erzählt. Er blieb stehen und sah mich an, ein funkeln in seinen Augen.
„Du hast es mir selbst erzählt Liz.“ Ich schluckte. „Nein…Ich hab es…niemandem erzählt.“ Außer seinem Grab…
„Liz ich war immer bei dir. Du hast mich zwar nie gesehen, aber ich war da.“ Er lächelte und zog mich weiter. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Er hatte auf mich aufgepasst. Er war immer da gewesen. Aber das änderte trotzdem nichts an dem, was er war. Ein Vampir. Ich schluckte und musterte ihn von der Seite. Nichts hatte sich an ihm verändert. Absolut gar nichts er war immer noch so, wie vor zwei Wochen. Lustig, freundlich und er wollte mich beschützen. „Du bist also ein…“ Blitzschnell stand er vor mir und drückte einen Finger auf meine Lippen. „Schhh…sag das Wort nicht.“ Er wartete einen kurzen Moment, bevor er den Finger wieder von meinen Lippen nahm. „Ich werde dein Blut nicht anrühren, okay?“ Er biss die Zähne fest zusammen und ging einige Schritte zurück, ballte die Hände zu Fäusten. Woher wusste er, dass ich das fragen wollte? Naja eigentlich war es ja offensichtlich. Ich sah ihn an. „Was ist los?“ Sein ganzer Körper hatte sich mittlerweile angespannt. „Geh Elisabeth!“ befahl er mir, seine Stimme klang tief und heiser. „Ich…aber….“ Ich begann zu laufen, hörte das Blut in meinen Ohren pulsieren. Ich lief, bis ich auf die freie Fläche des Salvatore Anwesens kam. Erst da traute ich mich anzuhalten und durch zu atmen. Ich drehte mich zum Wald um. Hoffte, dass er dort stehen würde, mich anlächeln würde und wieder ganz er selbst sein würde. Doch das würde nicht passieren. Das wusste ich. Und wie erwartet. Er war weg. Ich schluckte und lief hinüber zum Haus. Die große Holztür stand offen. „Guiseppe?“ rief ich vorsichtig. Keine Antwort. Ich ging hinüber zum Saloon. Die Tür war geschlossen. Vorsichtig öffnete ich sie und lugte hinein. „Oh mein Gott….“ Ich war nicht einmal in der Lage zu schreien. Guiseppe lag auf dem Boden, sein weißes Hemd blutdurchtränkt, neben ihm eine Larche aus Blut. Doch das schlimmste war, dass über ihm ein Mann hockte, sich in dem Moment, in dem ich den Saloon betrat umdrehte. Sein Mund Blut verschmiert, seine Augen weit aufgerissen, von schwarzen Adern unterlegen und seine Zähne…Ich schluckte und starrte gebannt auf den Mann, der gerade seinen eigenen Vatter ermordet hatte, denn dieser Mann, war niemand geringeres als Stefan Salvatore.

Jemand rief meinen Namen und riss mich damit aus meiner Starre. Damon. Erleichtert drehte ich mich um und sah ihn an. Er sah mich an. „Komm.“ Ich lief auf ihn zu, warf mich buchstäblich in seine Arme. Ich hörte bereits das Personal angelaufen kommen. Damon hob mich ein Stück über den Boden, presste meinen Körper eng an seinen und flüsterte „Schließ die Augen.“ Ich tat, was er mir sagte. Ein Windhauch, mehr nicht, da setzte er mich bereits wieder ab, doch wir waren nicht einen Schritt gegangen, sondern eher drei Kilometer gelaufen. Ich sah ihn sprachlos an. Er grinste. „Erklär ich dir später.“ Ich nickte und lief ihm hinterher. „Woher wusstest du, dass Stefan…?“ Ich wagte es nicht, meinen Gedanken zu Ende zu führen. „Vorhin im Wald, als ich dir gesagt habe, dass du weg laufen sollst?“ Ich nickte und sah ihn an. „Da habe ich sein Blut gerochen. Ich wollte dir nicht wehtun.“ 
Er runzelte die Stirn und musterte mich, ganz so als ob er sich nicht sicher wäre, ob es gut war, dass er das gesagt hatte. Ich sah mich um. Ein See, ein kleines Holzhaus. „Wo sind wir hier?“ Die Sonne brachte das Wasser zum Glitzern und der Wind ließ es sich kräuseln. „Stefan und ich sind hier untergekommen…“ Er drehte sich um und ging davon. Seine Art mir Freiraum zu lassen. Es war nicht unhöflich gemeint. Er wollte mir nur Zeit lassen, über alles nach zu denken. Eine weitere Seite, die mich an ihm faszinierte. Er wusste, wann ich diesen Freiraum brauchte.

♛Elisabeth 1864♛ ▷The Vampire DiariesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt