Kapitel 5

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Fünf Wochen waren schon seit Casper's Geständnis vergangen. In diesen Wochen war es für mich unterhaltsamer denn je, aber auch schwieriger, als ich es mir jemals vorgestellt hatte. Casper und ich waren noch immer auf dem gleichen Stand. Obwohl er den Bad-Boy-Look noch durchzog, sah ich ihn mit anderen Augen. Ich konnte mir nicht eingestehen, wie ein Engel so fies zu anderen sein konnte. Naja, das Gleiche hätte man auch mir sagen können. Dennoch war er der erste Engel, den ich jemals gesehen hatte. Jetzt, wo ich's wusste, konnte ich seine machtvolle Aura spüren, wenn ich in seiner Nähe war. War ich die Einzige, die seine Aura spürte? Wusste Jessy etwas davon? Leider waren meine Fragen ungelöst, wie immer.

In diesen Wochen war es, wie schon gesagt, schlimm für mich. Casper hatte anscheinend doch Freude an der ganzen Sache gefunden. Er stellte mir nicht nur ein Bein vor mich hin, sondern liess seine 'Magie' mit mir spielen. Das erkannte ich, während ich neulich eine Französisch-Prüfung schrieb. Der Test war zu leicht. Jedenfalls für mich. Dennoch, zu jeder Frage, die ich die antworten wusste, hatte meine Hand etwas ganz anderes aufgeschrieben, als das was in meinem Kopf vor sich gegangen war. Ich hatte die falschen Ergebnisse ausradiert, um nochmal das Gleiche aufzuschreiben. Eine Eins kam dann mit einem besorgten Blick des Lehrers auf meinen Tisch geflogen. Aus Rache hatte ich ihm seinen Basketball-Spiel versaut. So ging es weiter, bis die Schulferien begannen.

"Hey Streber.", eine Schulter rammte mich. Die Stimme könnte ich von Weitem schon erkennen, ohne hinzusehen.

"Ich habe einen Namen: Casper. Und ausserdem, was machst du hier? Ich dachte du wolltest nicht mit mir gesehen werden."

"Will ich auch nicht. Schau dich doch um." Mein Blick glitt über den menschenleeren Parkplatz der Schule. Ein paar Lehrer waren noch da und versuchten schnell zu ihren Autos zu gelangen, um nach Hause zu fahren. Beim Vorbeigehen warfen sie uns verwirrte Blicke zu. Als sie wegfuhren, seufzte ich und drehte mich fragend zu Casper um.

"Und jetzt?"

"Saphira, ich wollte dich fragen, ob du etwas in den Ferien vorhast.", sein Blick war herausfordernd, sein Lächeln gefälscht. Wollte er mich verarschen?

"Ehm nein, wollen wir vielleicht morgen zusammen zum Strand fahren?", fragte ich sarkastisch zurück. Ich packte meine Tasche und stand von der Bank auf. Auf seine Antwort wartete ich nicht mal. Der Bus würde heute wohl nicht mehr kommen. Mit grossen Schritten ging ich die Strasse hinunter und liess Casper verdattert auf der Bank liegen. Hoffte ich zumindest. Meine Hoffnung starb, Casper's Schritte waren nach kurzer Zeit hinter mir zu hören. Ein Wassertropfen landete mit einem Plantschen plötzlich auf meiner Nase. Der Himmel war grau, ich hob meinen Kopf, um das Geschehen dort oben zu beobachten.

"Ich entschuldige mich für meinen Onkel. Er liebt es in solchen dramatischen Momenten, etwas Wasser herabzulassen."

Wollte er mich für dumm verkaufen? Ich wettete, er hielt sich für etwas besseres. Oder er war selber nicht ganz dicht. Ja, das musste es sein. "Hast du selbst gehört, was du gerade gesagt hast?"

"Glaubst du mir nicht?" Mein Mund öffnete sich schon, aber er fuhr unbeirrt fort. "Ich bin zwar der Engel, aber ich habe kaum Kräfte. Die Grossen, die Götter, über uns. Die sind die Stärksten. Wir sind nur die Spielfiguren."

"Woah, halt mal die Luft an!", unterbrach ich ihn,"Bist du letzten Sonntag zu lange in der Kirche gewesen oder was? Du hast selbst gestanden, dass du der Engel bist. Götter gibt's doch nur im griechischen Glauben."

"Wie du willst. Glaub mir, oder nicht, ich sage nur die Wahrheit. Aber gehen wir doch zurück zum eigentlichen Thema. Hast du etwas in den Ferien vor?"

"Nein.", antwortete ich kurz und knapp.

"Ich will den Raum wieder betreten."

Ich glaubte, mein Herz stand für eine Sekunde still. Er wollte wieder den Raum betreten? "Um was zu machen?"

Wenn man vom Teufel spricht...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt