Kapitel 12

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Die Idee gegen Adrian zu kämpfen war leichtsinnig und dumm. Ich kannte Casper kaum und Adrian war mein Freund, seitdem ich erkannte, wer ich wirklich war. Klar hatte ich zugestimmt, gegen Adrian zu kämpfen, als ich sah, dass die Welt nicht so war, wie ich dachte. Nur... musste ich meinen besten Freund hintergehen?

Caspers Gedanken und Geheimnisse erfuhr ich erst heute und wer wusste, ob die stimmten oder ob er mich anlog. Ein kleiner Teil von mir, in dem noch etwas Gutes übrig war, zwang mich, ihm zu vertrauen.

Pläne wurden geschmiedet und ausgefeilt. Doch wie konnte man einen Dämon hinterlisten oder sogar auslöschen? Unser Plan war, Adrian auf einen anderen Planeten zu verbannen. Bevor wir den Plan ausführten, erklärte ich Casper alles noch einmal gründlich. Das Glas war der Schlüssel für die Planeten-Reise. Wenn man selbst das Glas hielt und auf einen Planeten reiste, konnte man auch mit dem Glas zurück. Der Schwachpunkt war jedoch: wenn jemand anderes das Glas hielt und dich zu einem Planeten schickte, dann warst du dort gefangen, bis dich jemand herausholte.

"Du würdest das wirklich machen?", Casper war überrascht, dass ich mich freiwillig meldete, Adrian zu überlisten.

"Warum nicht? Adrian würde denken, ich sei noch auf seiner Seite. Bei dir würde es nicht klappen. Er weiss sowieso schon, dass du mich auf deine Seite ziehen willst."

"Wieso Seite? Warum redest du die ganze Zeit über Seiten? Sind wir am Schluss nicht alle gleich?", Casper schien verwirrt zu sein.

"Du klingst fast schon wie ein Philosoph.", lachte ich. Er hätte sich selbst anhören sollen. Hatte ich nicht irgendwo ein Aufnahmegerät?

"Ha ha, sehr witzig.", antwortete er sarkastisch. "Zurück zum Thema, wann fängst du an?"

"Morgen", morgen würde der Tag sein, an dem ich mal etwas tat, was Adrian mir nicht vorgeschrieben hatte.

Nervös stand ich im Raum. Meine Beine trugen mich hin und her, sie liessen mich nicht in Ruhe. Auf Adrian zu warten schien mir länger, als es war. Ich hatte ihm über Nacht einen Brief geschrieben, mir eine kleine Reise in sein Glas gestattet und ihn unter seine Tür geschoben. Er sollte jeden Augenblick kommen.

"Du wolltest mich sprechen, Saphira?"

Mein Herz blieb für eine Sekunde in meinem Brustkorb stehen. Konnte ich das durchziehen? Ich drehte mich um und sah Adrian in Lederjacke lässig gegen ein Regal stehen. Seine kurzen, schwarzen Haare waren hoch geliert und sahen anders aus.

"Hast du dir die Haare geschnitten?"

"Lenk nicht vom Thema ab, du wolltest mich sprechen?", wiederholte er nochmals. Mit grossen Schritten kam er auf mich zu, bis wir uns gegenüber standen. Denk dir etwas aus!, befahl ich mir. Das Erste, was mir in den Sinn kam, zog ich auch durch.

Meine Hände streckten sich nach ihm aus, um ihn näher an mich zu ziehen. "Ich wollte mit dir dort weiter machen, wo wir aufgehört hatten."

Er war sichtlich geschockt von meiner Aussage. Ich konnte es selbst kaum glauben.

"Bist du dir sicher?", sein Blick war fragend und skeptisch.

War ich mir sicher? "Ja.", antwortete ich trotzdem. Nein, hätte die richtige Antwort sein müssen.

"Wenn das so ist.", zum zweiten Mal dieser Woche küsste er mich. Es wurde langsam heiss in diesem stickigen Raum und unsere Körper waren zusammengepresst. Wieder spürte ich, als würde mich jemand anstarren. Obwohl ich wusste, dass Casper sein Blick auf mich hatte, löste ich mich von Adrian und schaute in seine Richtung.

Caspers braune Locken verdeckten für kurze Zeit sein Sichtfeld, bis er sie mit einer Hand wegstiess. Sein Blick wanderte von Adrian zu mir und als er merkte, dass ich ihn anstarrte, schüttelte er nur seinen Kopf und verschwand.

Adrian hatte wohl nicht bemerkt, dass kurz meine Aufmerksamkeit für Casper galt. Währenddessen begann er meinen Hals weiter zu küssen. Nach einer Weile befanden wir uns wieder gegen eines der Regale gepresst. Zu meinem Glück war das Glas 101, das ich suchte, in der Nähe. In dem Glas 101 war ein Planet, der der Erde ähnlich war. Menschen bevölkerten den Planeten und waren mit der Technologie weiter voraus, als die auf der Erde. Adrian würde es dort gefallen, das wusste ich. Am Anfang würde er sich noch aufregen, dass ich ihn hintergangen hatte, doch seine Wut würde sich legen, hoffte ich zumindest.

"Adrian, kannst du mich für eine Sekunde entschuldigen? Ich brauche Luft.", presste ich heraus. Seine Lippen verliessen meine und ich konnte endlich wieder Luft schnappen.

Ein lauter Schlag ertönte aus dem Nichts. Kaum war das Echo von dem Schlag ertönt, lag Adrian schon auf dem Boden. Ich konnte es nicht fassen. Hatte ich Adrian gerade k.o geschlagen? Mit einem Schulterzucken schritt ich über ihn und auf das Glas 101 zu.

Das Glas 101 war ein ganz spezieller, für mich jedenfalls. Es schimmerte neongrün, eine Abwechslung von den gelben, blauen oder Orangen Farben. Vorsichtig schraubte ich den Deckel auf und sprach die Wörter aus, die ich für den Transfer brauchte.

"Adrian zu Florina."

Sein ohnmächtiger Körper löste sich langsam auf. Eine Art Wolke bildete sich aus seinem Körper und das Glas verwandelte sich in eine Art Saugmaschine. Sie begann, die glitzernde Wolke ins Glas zu saugen. Als das letzte bisschen Wolke in das Glas eingefangen war, schraubte ich es zu und verwahrte es wieder im Regal.

Das wäre jetzt erledigt.

"Hätte nicht gedacht, dass du das wirklich durchziehen würdest."

"Hab ich aber.", ein Lächeln zog sich über mein Gesicht.

"Deine Schwester wäre sicher stolz auf dich." Bei der Erwähnung von meiner Schwester lächelte ich traurig, doch nickte trotzdem.

"Ja, das wäre sie."

"Wollen wir das nicht feiern?", sein Gesicht war voller Freude und Herausforderung.

"Was denkst du denn? Sicher wollen wir!" Ich hackte mich bei Casper ein und bevor ich mich versah, waren wir in einem Club.

"Ein Drink für die Dame?", fragte Casper spielerisch.

"Normalerweise nein, wegen meiner Streber-Rolle, aber heute; HER DAMIT!"

Der Abend verging schnell. Es war lustig, dachte ich, denn leider war der Abend auch verschwommen in meinen Gedanken, aber eins war ich mir sicher, ich hatte Casper geküsst.

Waren wir jetzt irgendwie zusammen?

In dem Moment war es mir aber auch egal, denn ich hatte noch den ganzen nächsten Morgen, um darüber meinen Kopf zu zerbrechen.

Am nächsten Morgen erwachte ich mit höllischen Kopfschmerzen und durcheinander verwehten Erinnerungen. Die Person neben mir im Bett hatte jedoch Geduld, mir alles bis ins Detail zu erzählen, was alles gestern Nacht passiert war.

Casper gehörte jetzt mir!

Kaum vorstellbar, dass jetzt das Gute und das Böse vereint waren.

Wenn man vom Teufel spricht...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt