~•~Eine Geschichte über einen Mann, der den Tod Jesu untersucht, von Beeecci inspiriert. Ja, es kommen religiöse Elemente in dieser Geschichte vor, aber die dienen weder der Verbreitung einer Religion noch will ich mich darüber lustig machen. Sie dient nur der Unterhaltung, also nehmt sie nicht ernster als nötig.~•~
Es war die Aufgabe meines Lebens. Alle haben gesagt, dass es unmöglich ist. Aber ich habe schon immer gewusst, dass nichts vollkommen unmöglich ist. Und ich habe es geschafft. Ich habe eines der ältesten Verbrechen der Welt aufgeklärt, in nur einem einzigen Tag. Ich habe das geschafft, was alle für unmöglich gehalten haben. Alles über den Tod und die Auferstehung von Jesus von Nazareth zu erfahren. Ich bin der Beste. Aber lass mich am Anfang beginnen...
Es war ein Tag wie jeder andere... Na gut, vielleicht auch nicht. Ich will ehrlich zu dir sein: Es war ein Scheiß-Tag. Ich hatte verschlafen, würde zu spät zur Arbeit kommen und das auch noch an meinem ersten Tag in Jerusalem. Meine Aufgabe? Den Tod von Jesus untersuchen.
Ich konnte es kaum glauben, dass ich wirklich hier war. Das hier fiel ganz eindeutig nicht in meinen Aufgabenbereich. Aber zu Hause in England hatte ich mich mit meinem Vorgesetzten angelegt und der hatte daraufhin die schlimmste Arbeit gefunden, die er mir zuteilen konnte. Falls du jetzt denkst, dass ich Theologe wäre, oder Archäologe, oder irgendetwas anderes, was auch nur annähernd mit Geschichte und Religion zu tun hat, dann hast du dich getäuscht. Eigentlich bin ich Polizist. Ja, ich weiß selbst, was du jetzt wahrscheinlich denkst. „Ein Polizist, der den Tod von Jesus untersuchen soll? So etwas Bescheuertes habe ich ja noch nie gehört!" Und ganz ehrlich, ich kann es verstehen. Denn das waren auch genau meine Gedanken gewesen, als ich von meinem nächsten Fall gehört habe. Zuerst hatte ich es für einen Witz gehalten, aber das war es nicht gewesen. Also, wenn du jemals in die Situationen kommen solltest, dass du Stress mit deinem Vorgesetzten hast, der zufälligerweise ausgezeichnete Verbindungen nach Jerusalem hat, dann rate ich dir, ihn nicht als Witzfigur zu beleidigen. Denn so war es bei mir passiert. Ich hatte ihn beleidigt und daraufhin hatte er versucht, tatsächlich witzig zu sein und mich nach Jerusalem versetzen zu lassen. Was er dann auch geschafft hatte. Natürlich hätte ich auch einfach kündigen können, aber ich wollte ihm beweisen, dass ich das schaffen konnte, was alle für unmöglich hielten. Ja gut, und außerdem brauchte ich das Geld.
Jedenfalls war ich nun in Jerusalem und hatte keine Ahnung, wie ich so eine zugegeben dämliche Aufgabe lösen sollte. Und da ich, wie bereits erwähnt, verschlafen hatte und es eh nicht pünktlich zum Polizeirevier schaffen würde, hatte ich beschlossen, schon mal auf eigene Faust zu ermitteln und das dann als Ausrede zu nutzen, wieso ich nicht pünktlich um halb sieben im Büro erschienen war. Ich recherchierte ein wenig im Internet, wo Jesus denn laut den Recherchen von anderen Leuten überhaupt gestorben war und stellte fest, dass ich was Religion anging, eigentlich so gut wie keine Allgemeinbildung besaß. Ich war zwar nicht unbedingt ungläubig, aber es interessierte mich auch nicht besonders. Ich hatte mich noch nie für eine Religion entscheiden können. Alle klagen irgendwie logisch und gleichzeitig so unsinnig wie kaum etwas anderes. Ich erkannte keine Unterschiede in ihnen. Jedenfalls machte ich mich dann irgendwann endlich auf den Weg zur Grabeskirche. Irgendwo musste ich ja anfangen. Und das tat ich dann auch. Ich ging in die Kirche und blieb dort mindestens fünf Stunden. Ich sah mir die Bilder an, die Muster auf dem Boden und die Unmengen an Touristen, die Selfies für ihr Facebook-Profil machten. Aber nichts davon schien mir wirklich zu helfen. Natürlich nicht, wie mir auch bei genauerem Nachdenken klar wurde. Natürlich konnte mir nichts hiervon helfen. Weil sie alle recht gehabt hatten. Weil es unmöglich war, den Tod und die Auferstehung von Jesus aufzuklären. Wenn es so einfach gewesen wäre, wirklich herauszufinden, ob Jesus denn nun auferstanden war oder nicht, dann hätte das schon lange vor mir jemand entdeckt. Es war ja schließlich nicht so, als ob das noch nie jemand vor mir versucht hätte. Also gab ich es irgendwann einfach auf und setzte mich draußen auf eine der Bänke. Ich war kurz davor, einfach bei meinem Vorgesetzten anzurufen und ihn um Verzeihung zu bitten. Wenn ich mich entschuldigen würde, würde er mich mit Sicherheit aus diesem Wahnsinn zurückholen. Ich hatte bereits mein Handy herausgeholt, als ich plötzlich eine Erscheinung hatte. Eine Vision. Na gut, vielleicht war es auch nur ein bärtiger alter Mann (oder Frau, so genau konnte man das tatsächlich nicht sagen), der plötzlich vor mir stand und meine Hand griff. „Du bist es.", murmelte er (oder sie) immer wieder leise. „Du bist es." Eine Weile beobachtete ich ihn (oder sie) nur schweigend, wie er (oder sie) vor mir stand, meine Hand schüttelte und immer wieder behauptete, dass ich es sei. Bis ich dann irgendwann fragte, was er (oder sie) damit sagen wollte. Kurz sah er (oder sie) mich an, als würde er (oder sie) erst jetzt bemerken, dass ich überhaupt vor ihm (oder ihr) stand. Dann drehte er (oder sie... Okay, das wird mir jetzt zu viel. Ich denke du hast verstanden, was ich damit sagen will) sich ohne ein weiteres Wort um und ging. Für eine Weile sah ich ihm nachdenklich nach und beobachtete, wie er zur nächsten fremden Person ging, ihre Hand griff, und irgendetwas murmelte. Und in diesem Moment wurde es mir klar. Ich hatte die Erleuchtung. Vermutlich wirst du es mir nicht glauben und das kann ich auch verstehen. Ich würde es mir ja selbst nicht glauben, wenn es mir nicht selbst passiert wäre. Ich war Jesus.
Natürlich nicht der mit Bart, langen Haaren und weißem Gewand. Wobei ich genau genommen schon Bart und lange Haare hatte. Aber ich war die Auferstehung Jesu. Und sobald mir nur einmal dieser Gedanke kam, ließ er mich nicht mehr los und bevor ich mich versah, konnte ich mich an alles erinnern. Mein ganzes früheres Leben. Alles. Und das war das Leben von Jesus. Er war damals tatsächlich auferstanden. Also, ich war auferstanden. Was auch immer. Und danach war er nie wieder gestorben. Er hatte zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit gehabt, auf die Erde zu kommen und nun hatte er es getan. Ich hatte es getan. Oder so. Vielleicht war ich schon mein Leben lang er gewesen, vielleicht hat er auch nur vor dieser Kirche die Kontrolle über meinen Körper ergriffen. Aber in diesem Augenblick wusste ich genau, wie Jesus gestorben und auferstanden war. Ich könnte es wieder tun. Es gab keine Geheimnisse mehr, ich verstand absolut alles. Alles ergab einen Sinn. Und so habe ich herausgefunden, was ich herausfinden sollte. Nur habe ich es bis heute noch nie jemandem verraten.
Vielleicht fragst du dich jetzt, was für eine bescheuerte Geschichte das denn jetzt ist. Wie dämlich man sein muss, um auf so eine Idee zu kommen. Aber ich sage dir: Auch du wirst es irgendwann verstehen. Vielleicht sage ich die Wahrheit, vielleicht Lüge ich. Vielleicht bin ich der Sohn Gottes, aber vielleicht bin ich auch einfach nur ein Verrückter, der sich durch die Zeit auf der Bank einen Sonnenstich zugezogen hat und nun halluziniert. Du kannst es nie genau wissen. Und du musst mir auch nicht glauben. Ich hätte das nicht getan. Es kommt nicht darauf an, was du glaubst und wie du glaubst. Es kommt nur darauf an, wer du bist.
DU LIEST GERADE
Das Buch der vergessenen Geschichten
Short StoryEin Buch mit Geschichten und Texten, die ohne dieses Buch wohl in Vergessenheit geraten würden. Dazu gehören aus Langeweile entstandene Kurzgeschichten und Texte, die ich für die Schule geschrieben habe. Vielleicht interessiert das ja sogar jemande...