Kapitel 18

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Scheiße, dachte Harry. Der Fahrstuhl kam im Erdgeschoss an und er hatte seine Jacke im Krankenzimmer vergessen. Verärgert drückte er auf den Knopf zurück in den 15. Stock.

Er vermutete, dass er gerade einfach über zu viel auf einmal nachdachte; alles strömte in Hypergeschwindigkeit durch seinen Kopf, um Carissas rätselhaftes Verhalten, sowie was ihrem Bein zugefügt worden sein könnte, dass es so fürchterlich verstümmelt war, zu ergründen. Es gab nicht viele logische Möglichkeiten; der Stumpf ihres Beines war nicht flach gewesen, also konnte es nicht abgeschnitten worden sein, und es war nicht so, dass sie Körperteile amputierten, nur weil sie gebrochen wurden. Was könnte ihr zugestoßen sein?

Es war jetzt an einem Punkt, wo Harry wusste, dass Carissa ihn zumindest gern hatte. Ihm war von allen Missverständnissen vergeben worden, die ihr zugeführt worden waren- war das der Grund, weshalb sie ihn nicht um sich haben wollte? Nur für den Fall, dass Lucas aufkreuzte und wütend auf sie wurde? Er war sich sicher, dass die Prellungen auf ihrem Körper von ihm zugefügt wurden, und er würde etwas dagegen tun, wenn er die Gelegenheit hatte.

Sobald er das Stockwerk wieder erreichte, ließ Harry das beinhahe dichte Geräusch, dass den Klang seiner Schritte verstärkte, für eine Minute innehalten- er hörte etwas. Einen Schrei. Einen Wutausbruch.

"HILFE!" schrie eine Stimme- eine Männerstimme- die nur allzu vertraut klang. Einen Stich der Unsicherheit weilte in seinem Hals und seine Gedanken gingen augenblicklich zu Carissa. Er schritt schneller und schneller voran, bis er auf den Flur stieß, wo ihr Zimmer lag.

Das Bett, indem Carissa lag, war fast ganz am Ende des Flurs, und trotzdem konnte er von wo aus er stand eine riesige Blutlache auf dem Boden und den Körper eines Arztes, der im Eingangsbereich lag, sehen, sein Leben ergoss sich aus seiner Kehle, erstickt an seiner weinrotfarbenen Seele.

Seine Beine schienen sich zu lähmen; ein Schockzustand übermannte ihn und verwandelte ihn in eine Zementsäule. Warum wachte Carissa durch das Geschrei nicht auf?

Sie war in Gefahr. Er musste helfen.

Er rannte den Flur hinab, als er dem jetzt toten Körper näher und näher kam. Er richtete seine Augen auf etwas- irgendetwas- anderes; er konnte den Anblick von dem Purpurrot nicht ertragen. Er erblickte eine große Figur in dem Raum, direkt an Carissas Bett, die ein Messer hielt und es gerade auf Carissas Becken steuerte...oder auf ihre Gebärmutter?

Blonde Haare. Großer Körperbau. Stämmige Arme.

Lucas.

"Hey!" rief Harry, um Lucas Aufmerksamkeit abzulenken. Harrys Puls blieb in seinem Hals stecken, als sich Lucas nicht umdrehte. Ohne nachzudenken zog Harry sein Handy heraus und wählte 9-1-1, ließ es klingeln, ohne es wirklich an sein Ohr zu bringen.

"Nicht jetzt, Harry, ich bin beschäftigt," äußerte er lässig, senkte sein Messer auf Carissa herab.

Die einzige Sache, die Harry stoppte, war die Leiche und die riesige Menge Blut auf dem Boden.

Denk an Carissa, dachte er, denk daran, wieviel sie dir bedeutet.

Harry sprang über den scharlachroten See und packte Lucas Arm, stieß das Messer aus seinen Händen und klirrend auf den Boden, zusammen mit seinem eigenen Handy, dass direkt unters Bett flog. Sofort ballten sich Lucas Muskeln und fielen über Harrys Hals her, schnitten Harrys Luftzufuhr ab, als sie auf den Boden stürzten. Harry wehrte sich so gut wie er konnte, nachdem er das Messer unter das Krankenhausbett gekickt hatte, weg von seiner Reichweite.

Lucas war jetzt wesentlich stärker, als Harry je gewesen war. Ihr Grunzen trug sich durch den Raum und in den verlassenen Flur, ohne die Möglichkeit die Patienten in ihren Zimmern aufzuwecken. Lucas drückte mit seinen Daumen auf Harrys Luftröhre, sorgte dafür, dass er keinen Sauerstoff bekam.

Psycho » German TranslationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt