Kapitel 5

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„Friday! Friday! Du musst aufwachen Friday!"
Protestierend kniff ich meine Lider noch fester zusammen und zog mir stöhnend meine Decke über den Kopf.
Doch Ethan ließ einfach nicht nach und sprang wie ein Wilder auf meinen Beinen herum.

Das Körpergewicht eines sechsjährigen durfte man keinesfalls unterschätzen.
Weder am frühen Morgen, noch in der Küche, wenn um den letzten Pudding blutig gekämpft wurde.

Ja, es gab grausame Wunden in der ein oder anderen Geschwisterschlacht.
Mein kleiner Finger zum Beispiel litt unter einem schmerzhaften Nagelriss, während Ethan nur mit einem blauen Fleck am Arm davongekommen ist.

„Ethan! Was willst du?"
Fluchte ich genervt in mein Kissen und betete dafür, dass er wieder verschwinden würde, woraufhin er nur noch lauter Brüllte.

„Ethan lass das! Willst du das ich an einem Hörschaden sterbe oder was?"
Ich schubste ihn fauchend von meinem Bett herunter und strich mir meine verwuschelten Haare aus der Stirn.

„Dann wäre hier endlich Platz für einen Kinoraum, wo ich dann die Muppets gucken kann."
Murmelte er schmollend in meinen Teppich auf dem er sich ausgebreitet hatte, als würde er gleich einen Schneeengel machen wollen.

Für diesen bösartigen Kommentar schenkte ich meinen Bruder einen geübten Killerblick, woraufhin ich ihn mit einem sadistischen Lachen eine meiner Kissen in die Magengrube pfefferte.

„Aua, Friday! Ich weck dich nie wieder zur Schule!"
Meckerte er und lief beleidigt aus meinem Bereich des Hauses, wobei ich mich triumphierend zurück in die Matratze fallen ließ.

Doch an dem Triumph erfreute ich mich nicht lange, als mir Ethan's Worte durch mein noch nicht arbeitendes Gehirn hallten.
Ich hatte Schule und würde mit Sicherheit zu spät kommen, wenn ich mich jetzt nicht bewegte.

„Du sollst Ethan doch nicht immer so ärgern Friday! Du bist die ältere von beiden und solltest vernünftiger handeln können!"

Erneut rappelte ich mich auf und erkannte meine Mum, zu meiner Erleichterung, diesmal mit vernünftigerer Kleidung, auch wenn die Katze auf ihrem T-Shirt mich gruselig angrinste.

Anstatt mich zu wehren und ihr letztlich machtlose Wiederworte entgegen zu grölen
ignorierte ich ihr Gemecker und betrachtete irritierend meine zerknitterte Straßenkleidung, die ich gestern vergessen hatte auszuziehen, sowie mir die Haare zu kämmen oder den sonstigen Kram zu unternehmen, der bekanntlich dazu gehörte.

Angewidert leckte ich mir über die Zähne und verzog meine Miene.
„Wann bin ich gestern eingeschlafen?"

„Es war noch nicht einmal 18:00, aber das konnte dir nun wirklich keiner übel nehmen nach diesem anstrengenden Tag."

Ich nickte stumm und musste unwillkürlich an Gabriel denken, der nun nicht mehr mein Freund war und den ich heute in der Schule treffen würde, wovor ich mich unfassbar fürchtete.

Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, wenn ich ihm gegenüberstehen würde.
Natürlich hoffte ich, dass es dazu nicht kam.

„Friday, was ist das? Wie hast du das angestellt? Und komm mir bloß nicht mit deiner Opa-Kampf Ausrede."

Schnaubend bewegte sich meine Mutter in Richtung Fenster und glitt mit ihren Fingern über eine schwarze Konstanz, die langsam die Scheibe herabfloß und nach dem Gesichtsausdruck meiner Mum unheimlich zu kleben schien.

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