Die Gallaghers waren immer schon eine stolze Familie. So stolz, dass Mrs. Gallagher, die Mutter des Hauses, jeden Donnerstagmorgen mit ihrem kleinen Dackel an der Leine und einem geblümten, violetten Sonnenschirm das Haus verließ, um einkaufen zu gehen. Natürlich konnte sie auch jederzeit das Auto nehmen und zum Supermarkt fahren, doch das kam für Mrs. Gallagher auf keinen Fall in Frage. Sie hatte immer das Bedürfnis, von ihrem Umfeld bewundert zu werden. In den letzten Jahren hatten die Gallaghers viel Aufmerksamkeit erregt, ob dies gut oder schlecht war, darüber lasse sich streiten. Sie waren vor einigen Jahren in eine kleine Stadt, namens Durham, im Norden von England gezogen. Seither tuschelte man hier und da über die Familie, da es nicht gewöhnlich war für wohlhabende Leute, sich in einer kleinen Stadt, wie Durham es war, niederzulassen. Denn, wenn man in das Haus der Gallaghers blickt, wimmelt es nur so von schicken Designermöbeln und teuren elektronischen Geräten. Sie hatten einfach alles, wie es für eine reiche Familie üblich war.
Neben Mrs. Gallagher, lebten noch zwei weitere Personen in dem erschreckend großen Haus. Ihr Mann, Alfred Gallagher, und deren Tochter Olivia. Olivia war das Ebenbild ihrer Mutter Dolores. Dem Anschein nach war Olivia exakt dieselbe Person, nur etwa dreißig Jahre jünger. Olivias hellblonde, glatte Haare, fielen ihr ein wenig über die Schulter und ihr dichter Pony verdeckten ihre kaum sichtbaren Augenbrauen. Passend zum Klischee hatte sie auch große, hellblaue Augen, die man von weiter Entfernung schon leuchten sah. Olivia war auch sehr groß, größer als die meisten Mädchen in ihrer Klasse. Dasselbe traf auch immer auf ihre Mutter Dolores zu. Sie war genau wie Olivia, vom Aussehen und ebenso von ihren Charakterzügen ähnelten sie sich unheimlich sehr. Arrogant, überheblich und immer wussten die beiden alles besser. Alfred, hingegen, hatte nicht so sehr den Drang sich zu beweisen. Er war als Geschäftsmann eines großen Unternehmens tätig. Er hielt sich so gut wie möglich vom Klatsch und Tratsch Durhams fern. Dennoch wurde auch über ihn heftig getuschelt. Er sei genauso gesellschaftsfeindlich wie die anderen Familienmitglieder. In einer kleinen Stadt wie Durham wurde schnell über die Leute, die hier lebten, geurteilt. Jeder kannte jeden und wusste bescheid über einen, was einem manchmal ziemlich unheimlich erschien.
Als die Gallaghers gerade erst eingezogen waren, erwies sich die alte Mrs. Devany, die im Nachbarhaus schon seit über 50 Jahren lebte, als so freundlich ihre neuen Nachbarn zu begrüßen und auf einen Tee einzuladen. Ihre damals 5-jährige Enkelin Lilia hatte sie an der Hand, als sie die vor der Haustür der Gallaghers stand und die Klingel drückte. Rasch wurde auch schon die Tür geöffnet und Mrs. Gallagher stand vor den beiden, mit herablassendem Blick und als Mrs. Devany ihr den Tee anbot, lehnte sie, wie zu erwarten war, ab. Doch nicht etwa so, wie es höfliche Menschen tun würden, wenn sie gerade keine Zeit hätten, sondern sie beschimpfte Lilia nur als schmutzige, kleine Göre, die sich nie und nimmer mit Olivia abgeben könnte. Und, dass sie sich nie im Haus der Devanys aufhalten könnte, da sie sonst Läuse oder irgendwelche schlimmen Krankheiten bekommen würde. Seit diesem Tag war es vorbei mit der Gastfreundlichkeit der alten Mrs. Devany. Nie wieder wechselten die Devanys und die Gallaghers auch nur ein Wort miteinander. Die alte Mrs. Devany war eine tolerante Frau, doch eins duldete sie nicht. Und diese eine Sache war, wenn jemand sie oder ihre Familie beleidigte. Besonders bei ihrer Enkelin Lilia, verstand sie keinen Spaß. Die Devanys lebten zwar in einem kleinen Haus, was im Vergleich zu der Villa nebenan, fast wie ein Unterschlupf für Zwerge aussah, doch schmutzig war es dort allemal nicht, so wie es Dolores Gallagher immer behauptete.
Dieser Vorfall war nun bereits fast sieben Jahre her, doch an der Situation hatte sich kaum etwas geändert. Lilia Devany und Olivia Gallagher waren bereits dreizehn Jahre alt und besuchten dieselbe Schule, sie gingen sogar in dieselbe Klasse. Aufgrund der Erzählungen konnten sich die beiden von Anfang an nicht ausstehen. Olivia versuchte auch schon immer alle anderen Mitschüler auf ihre Seite zu bringen, was ihr schließlich auch großteils gelang. Ihre besten Freundinnen Taliena und Lissana versuchten Lilia jeden Tag zu zeigen, wie abscheulich doch war. Jedoch versuchte sie immer ignorieren, was die drei sagten, doch manchmal wurde ihr einfach alles zu viel und die schüttete ihrer Großmutter ihr Herz aus.
»Aber ich hab ihnen doch gar nichts getan. Olivia verbreitet immer Gerüchte über mich und alle glauben das. Ich habe keinen einzigen Freund in der Schule.«
»Schätzchen, die sind doch nur neidisch auf dich. Außerdem ist Olivia eine von den Gallaghers. Ich habe dir schon oft erzählt, dass Dolores nicht anders ist.«
Lilia wollte nie glauben, dass die Mädchen neidisch auf sie waren. Das könnte ihrer Ansicht nach nie möglich sein. Wie sollte eine reiche, beliebte Olivia auf eine kleine, rothaarige Lilia, die keine Freunde hatte und immer nur alte, ausgewaschene Kleidung trug, neidisch sein, dachte sie immer.
»Auch wenn du mir nicht glaubst. Olivia und ihre Freundinnen sind nur oberflächliche Gören. Du hingegen bist ein Mädchen mit Charakter, das ist viel wichtiger.«
Immer wieder dachte Lilia darüber nach, was ihr ihre Großmutter sagte, sowie an dem heutigen Abend, an dem sie auf ihrem Bett saß, sich im Spiegel betrachtete und ihre langen, welligen, roten Haare frisierte. Ihr Zimmer war nicht sehr groß, doch für Lilia reichte es vollkommen. Klein aber fein, wie ihr Großvater immer zu sagen pflegte. In ihrem Zimmer befand sich nur das Wichtigste. Ein Bett und ein Nachttisch, der daneben stand, ein Schreibtisch und ein kleiner Kleiderschrank. Auf ihrem Nachtkästchen befand sich ein Foto von ihren Eltern, dass sie jeden Abend betrachtete, bis sie einschlief. Das Bild zeigte eine junge Frau, mit genauso feuerrotem Haar wie Lilia, ihre Mutter Aurelia und einen Mann mit schwarzen Haaren, der Lilia im Arm hielt, als nie noch ein Baby war. Das war ihr Vater Nathan. Jeden Abend, wenn sie dieses Bild betrachtete, wünschte sich Lilia, ihre Eltern könnten bei ihr sein. Manchmal versucht sie sich noch an sie zu erinnern, doch das gelang ihr nie wirklich, da die beiden gestorben waren, als Lilia noch ein Kleinkind war. Seither lebt sie bei ihren Großeltern, den Devanys.
Bei dem Gedanken an die Schule morgen, wurde Lilia ganz mulmig zumute, da in Zweiergruppen zusammen ein Referat vorbereitet werden musste. Ihre Klassenlehrerin Mrs. Carmody, dachte sich, sie würde Lilia und Olivia zusammenschweißen, wenn sie gemeinsam arbeiten würden, doch eigentlich machte sie es für Lilia nur noch schwerer und Olivia schien auch nicht große Begeisterung dafür zu zeigen.
Lilia seufzte, nahm das Bild auf ihrem Nachtkästchen in die Hand und strich einmal mit dem Daumen darüber. Sie schloss die Augen und bemerkte wie eine Träne ihr über die Wange kullerte. Schließlich legte sie es wieder zurück und machte das Licht aus. Es war schon spät geworden. Lange Zeit noch dachte sie nach. Über die Schule, über Olivia, auch über ihre Eltern, bis sie schließlich einschlief.
Die ersten Kapitel sind nur mal die Einführung in das ganze Geschehen. Das wird natürlich noch spannender.. :D
Lg Seli <3
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Zauber der Elemente
FantasiLilia Devany war noch ein Kleinkind als ihre Eltern ums Leben kamen, seither lebt sie bei ihren Großeltern in einer kleinen Stadt namens Durham. Ihr Leben war nicht gerade aufregend oder spannend, bis eines Tages in der Schule etwas merkwürdiges ges...