Enttäuscht

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In dieser Nacht fiel es Lilia unglaublich schwer, einzuschlafen. Dauernd musste sie an alles denken, was heute geschehen war, vor allem an die Gespräche mit Leandra und Scott. Es war schon ziemlich spät geworden, doch Leandra war noch immer nicht vom Königspalast zurückgekehrt. Langsam machte Lilia sich Sorgen. Was, wenn ihr etwas zugestoßen war? Plötzlich hörte sie ein lautes Rumpeln, das wohl von unten kommen musste. Lilia erschrak, doch im nächsten Moment, wurde ihr klar, dass es Leandra sein musste. Aufgeregt sprang sie aus ihrem Bett und lief die Treppe runter, um Leandra zu begrüßen. Doch von ihr fehlte jede Spur. Dennoch bemerkte sie, dass die Küchentür einen kleinen Spalt geöffnet war und das Licht in dem Raum brannte. Jemand musste also noch wach sein. Vorsichtig versuchte sie durch den Spalt zu erkennen, wer sich in der Küche befand.

Sie war erleichtert, als sie dort Herany erblickte, die offenbar etwas suchte. „Mrs. Lithgow?", fragte Lilia vorsichtig, doch sie hörte sie nicht. Herany war so damit beschäftigt, alle Küchenladen zu durchstöbern, sodass sie nichts um sich herum wahrnahm.

„Mrs. Lithgow!", sagte Lilia nun etwas lauter. Herany drehte sich rasch um und erschrak, als sie Lilia bemerkte. „Kind, hast du mich erschreckt!", sagte sie völlig außer Atem. „Tut mir leid. Ich dachte, Sie wären Leandra. Ich mache mir Sorgen, sie ist noch immer nicht zurück.", seufzte Lilia. „Sie ist schon wieder bei Sydenia, richtig?" Lilia nickte. Herany seufzte und wuschelte sich durch ihre blonde Haarmähne. „Leandra weiß, dass Gefahr auf uns zukommt und sie glaubt, das verhindern zu können. Ich kann ihre Angst ja verstehen, aber ständig bei Sydenia herumzulungern und auf Neuigkeiten zu warten, macht das Ganze nicht besser. Doch das versteht sie nicht." – „Nein, sie versteht es nicht." Schweigen. Lilia schwirrten so viele Gedanken durch den Kopf, es gab so viel, das sie sagen wollte, doch sie konnte nicht.

Das Schweigen der beiden wurde durch ein seltsames Geräusch gebrochen. Lilia blickte besorgt zu Herany, die ihre Augen ernst zusammenkniff. Langsam öffnete sie die Tür und blickte in den dunklen Flur. Niemand schien hier zu sein. Lilias Herz klopfte wie verrückt. Seit sie hier war, schien sie nur mehr in Angst zu leben. Angst vor Khyron, Angst vor der Gefahr von der alle sprachen. Hinter jeder Ecke konnte nun etwas Böses lauern.

Herany machte den Lichtschalter an. „Leandra!", rief sie, als die das Mädchen auf der Treppe erkannte. Doch sie blieb nicht stehen, sondern rannte weiter nach oben, in ihr Zimmer und verschloss die Tür hinter sich. Herany seufzte. „Das heißt nichts Gutes.", murmelte sie.

Warum war Leandra davon gelaufen? Herany schien ihr doch nicht böse gewesen zu sein. Lilia wollte der Sache auf den Grund gehen und lief ebenfalls nach oben und klopfte an ihrer Zimmertür an. „Ich bin's, mach schon auf!" Doch Leandra gab keinen Mucks von sich. Lilia klopfte noch einmal. „Bitte!", rief sie. Wenige Sekunden später öffnete sie schließlich langsam die Tür. Lilia trat ein und setzte sich zu Leandra aufs Bett.

„Was ist denn los?", frage Lilia besorgt. „Es ist einfach hoffnungslos. Sydenia und die anderen im Schloss, waren die einzigen, die daran glaubten, dass wir eine Chance hätten Lyrelle und Jeffron zu finden und Khyron zu besiegen. Doch zu sehen, wie auch sie langsam die Hoffnung aufgeben, enttäuscht mich." Leandra seufzte. „Das war's also. Wir nehmen es einfach so hin, dass wir keine Chance haben und dem Untergang geweiht sind." Leandras Stimme klang unglaublich tief und traurig. Sie war wirklich enttäuscht, dass alle die Hoffnung aufgegeben hatten.

Lilia wusste noch immer nicht so recht, was sie antworten sollte. „Also, werden sie sich einfach Khyron unterwerfen?" – „Naja, nicht so ganz. Natürlich werden sie versuchen gegen ihn und seine Armee zu kämpfen, jedoch kann ich dir sagen, dass sie es mit dieser Einstellung nicht weit bringen. Ich wünschte nur, ich könnte etwas tun, doch ich alleine bin zu schwach." Es war so unheimlich schwer für Lilia mitanzusehen, wie ihre Freundin Leandra darunter litt. Sie schien wohl wirklich die Einzige zu sein, die sich Sorgen um das Dorf machte. Die meisten nahmen das auf die leichte Schulter, doch vermutlich versuchten sie nur die Tatsache zu verdrängen, dass eine dunkle Zeit auf sie alle zukam.

Leandra warf mir einen traurigen Blick zu. „Außerdem tut es mir leid, dass du gerade jetzt in dieser Zeit zu uns ins Dorf gekommen bist. Vor nicht allzu langer Zeit war es hier noch viel schöner und friedlicher. Als das Königspaar noch alles unter Kontrolle hatte. Als Lyrelle und Jeffron noch hier waren." – „Ach, Leandra. Ich wünschte nur wir könnten irgendetwas tun, um die Gefahr zu verhindern, doch du hast wohl Recht, wir alleine werden zu schwach sein. Doch wenn wir es schaffen, dass das Dorf all seinen Mut zusammen nimmt und wir alle zusammen halten, dann haben wir vielleicht eine Chance gegen Khyron." – „Das ist ja an und für sich eine gute Idee, Lilia. Doch Khyron ist zu stark. Er ist der Herrscher der Elemente, besser gesagt einer von ihnen. Lyrelle und Jeffron sind... waren das auch. Wer weiß, was Khyron mit ihnen gemacht hat..." – „Herrscher der Elemente?"

„Du hast doch meine Halskette bemerkt, oder?" Leandra strich sich ihre Haare hinter die Schultern und nahm das Kettchen vom Hals. Ich bin eine Hexe des Elements Wasser. Wenn du genau aufgepasst hast, ist dir bestimmt aufgefallen, dass alles Übernatürliche und Magische, das ich mache, in Form von Wasser geschieht." Lilia nickte hastig. Natürlich hatte sie das bemerkt. „Jeder von uns Hexen oder Zauberern hat ein spezielles Element, das er vertritt. Meine Mum ist ebenfalls eine Hexe des Elements Wasser, mein Dad vertritt hingegen das Element Erde." – „Wow, das heißt ich besitze auch ein Element?" – „Ja, ich schätze, dein Element ist Luft, wenn ich mich an den Vorfall mit deiner Mitschülerin Olivia erinnere." – „Wahnsinn! Aber du schätzt es nur? Wie kann ich denn sicher gehen, welches mein Element ist?"

Leandra strich mit dem Daumen über den Anhänger ihrer Kette. „Nun ja, normalerweise wird das schon bei der Geburt bestimmt, von Lyrelle und Jeffron. Da sie Herrscher der Elemente sind, haben die die Kräfte aller vier Elemente, und haben somit auch die Gabe zu sehen, für welches Element du geeignet bist. Doch da die beiden nun weg sind, gibt es keine Möglichkeit dein Element zu 100 % vorherzusagen."

Lilia war fasziniert von dem, was Leandra erzählte. Ihr wurde klar, dass sie seit sie hier war nur mit Angst und Schrecken konfrontiert wurde, doch warum sie eigentlich hier war und warum sie so besonders war, hatte ihr eigentlich noch niemand gesagt. „Wow!", brachte sie nur heraus. Sie war sprachlos. Als Leandra schließlich ihre Kette wieder anlegte, schimmerte sie wieder in einem hellen Blauton, und wenn man genau hinsah, konnte man die Bewegung unzähliger, stürmischer Wellen darin erkennen.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 21, 2016 ⏰

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