Kapitel 4

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Kapitel 4

*Alice*

Ich hatte ein schlechtes Gewissen sobald mein Kopf das Kissen berührte. Ich hätte bei Lily bleiben müssen, aber es war einfach unerträglich gewesen. Ich hatte miterlebt, wie sie sich gefreut hatte, als James sie nach ihrem ersten Date gefragt hatte. Es hatte ihn viel Überwindung gekostet nochmal zu fragen nachdem sie Freunde waren (das wussten alle von Sirius, der sich immer noch dauernd darüber lustig machte). Ich hatte gesehen wie sie gestrahlt hatte, als sie von ihrem Kuss erzählte. Wir hatten auf Lilys Bett gesessen die ganze Nacht und Schokofrösche gefuttert während Lily immer wieder erzählte wie toll es doch gewesen sei. Abrupt riss ich mich von dieser Erinnerung los. Sie hatte es vergessen-alles. Scheiße! Ich lag hier und heulte. Wie sollte es da erst James gehen?? Ich hoffte Sirus würde mit ihm reden und noch während ich das dachte merkte ich wie der Schlaf mich übermannte.

*James*

Es war ein ganz anderes Gefühl als damals bei all ihren Körben. Es tat weh. So sehr und obwohl ich ein wirklich tröstendes Gespräch mit Padfoot geführt hatte, saß ich hier am Fenster und fand keinen Schlaf. Mein Gehirn musste diesen scheckigen Tag erstmal verarbeiten und war noch ganz und gar nicht bereit sich auszuruhen. Vor meinen Augen, in denen sich Tränen sammeln, verschwamm der nächtliche Anblick des Verbotenen Waldes der in dieser ungewöhnlich schwarzen Nacht nur zu erahnen war.

"Diese schwarze Nacht passt wunderbar", flüsterte ich deprimiert. Wie Lilys Erinnerungen. Alles schwarz. Wie sollte es bloß weitergehen? Würde Lily sich jemals wieder erinnern? Hatte sie wirklich ihre Liebe vergessen?? Wenn sie keine Erinnerungen mehr besaß, dann vielleicht noch Gefühle??? Wer weiß- es könnte doch möglich sein, dass sie sich nochmal in mich verlieben würde! Es wäre schlimm, wenn all unsere gemeinsamen Momente wegblieben, aber dann hätte ich wenigstens meine Lily wieder. Wäre das dann überhaupt noch die Lily von vorher?! Meine Lily?

Ich wurde plötzlich aus meinen Gedanken gerissen, als es sachte an der Tür klopfte. Verwirrt, wer um diese Zeit mitten in der Nacht klopfte, stand ich von der Fensterbank auf und ging leise zur Tür. Ich öffnete sie einen Spalt breit und mein Blick viel auf den spärlich beleuchteten Flur. Vor der Tür stand Madam Toland. Mit ernster Miene musterte sie mich und raunte: "Folgen sie mir Potter. Wir müssen etwas besprechen."

Ich nickte, drehte mich um, vergewisserte mich, dass die Jungs schliefen und schlüpfte leise aus der Tür welche ich ebenso leise hinter mir ins Schloss fallen ließ. Schweigend gingen wir eilen Schrittes die nächtlichen Gänge Hogwarts entlang bis zum Krankenflügel. Im Krankenflügel war wenig los - es schien keine anderen Patienten als Lily auf Station zu sein.

Lily lag noch immer blas in ihrem Bett und schlief. Es schien aber keinesfalls ein sehr ruhiger Schlaf zu sein, denn sie bewegte sich ab und zu und schien unruhig.

"Sie ist kaum zu Ruhe gekommen", sprach Madam Toland mit leiser Stimme, die mich frösteln ließ, "hat viel gefragt, was sie vergessen hat. Viel nach Ihnen Mister Potter."

"Ich kann es einfach nicht fassen."

"Wir alle sind erschüttert."

Ich schnaubte. Erschüttert war wohl nicht das richtige Wort für mein Gefühlschaos.

"Ich liebe sie. Und sie erinnert sich nicht daran mich geliebt zu haben." Ich konnte nicht verhindern, dass mir eine Träne aus dem Augenwinkel rollte.

"Sie hat sich geweigert Ihren Pulli aus zu ziehen. Mister Potter, sie ist verwirrt und hat ein schlechtes Gewissen jetzt wo sie überzeugt ist, dass das kein Witz war oder ein blöder Streich. Sie hat keine Ahnung, wie sie mit all dem umgehen soll. Solche Verluste des Gedächtnisses sind normale Nebenwirkungen eines großen Schocks, wie sie einen erlitten haben muss. Es ist leider nicht sichergestellt, dass sie ihr Erinnerungsvermögen jemals wiedererlangt. Sie müssen geduldig sein Potter und besonders auf sie Rücksicht nehmen. Ihrer Beziehung ist laut Ihren Erinnerungen auf dem Stand von vor Ihrer Freundschaft geschwiege denn Ihrer Beziehung. Erwarten Sie kein besonderes Vertrauen ihrerseits. Sie hat sich an den Gedanken langsam gewöhnt, aber sie braucht Zeit. Es wird helfen ihr viel zu erzählen von der Zeit, die ihr an Erinnerungen fehlt. Finden sie beide gemeinsam raus, ob es Themenbereiche gibt bei denen sie sich an Informationen erinnert, die sie nach ihrem Geburtstag erlangt hat. Es kann durchaus sein, dass sie sich beispielsweise an ihre Geschenke erinnert. Besprechen Sie mit ihr wo genau ihre Erinnerungen aufhören und was danach kommt. Verbringen Sie viel Zeit mit ihr und dann können wir alle auf ein Wunder hoffen. Sie sind für die nächste Zeit immer vier Tage die Woche vom Unterricht freigestellt. Dumbledore hat aufgrund Ihrer schulischen Leistungen nichts dagegen. Lily wird logischer Weise noch nicht den Unterricht besuchen."

"Könnte ich.. vielleicht einen Moment mit Lily allein sein?" "Natürlich, aber wecken Sie sie bitte nicht auf sie braucht jeden Schlaf, den sie bekommt." mit den Worten verschwand sie im Hinterzimmer.

Ich ließ mich auf dem Stuhl nieder, der für Alice und mich die letzten Tage immer an Lilys Bett gestanden hatte. Ich hätte Madam Toland danken sollen dafür, dass sie alles mit Dumbledore geklärt hatte, aber für Dankbarkeit war im Moment kein Platz in meinem Herzen. Sirius hatte ausführlich auf mich eingeredet, es sei nicht meine Schuld gewesen, aber ich konnte den Gedanken nicht vertreiben, dass ich mit meinem Zauberstab so viel mehr hätte ausrichten können. Lily kam langsam zu Ruhe und ein Lächeln schlich sich auf ihre Gesichtszüge, die mir in den letzten Monaten vertrauter geworden waren, als mein eigenes Spiegelbild. Sachte strich ich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, die sich in ihren Wimper verfangen hatte. Ich konnte nicht widerstehen und drückte meine Lippen sanft auf ihre Stirn. "Es tut mir so leid Lils" flüsterte ich den Tränen nahe. Ich hatte so viel wie nie in meinem Leben geweint seit es passiert war und langsam wurde es zur Gewohnheit.

*Lily*

Ich wachte auf als sich die Tür zum Krankenflügel öffnete, verharrte jedoch regungslos um eine erneute Predigt 'wie wichtig jetzt Schlaf für mich sei' von Madam Tolands Seite zu umgehen. Kurz darauf hörte ich wie Madam Toland und James (ich hatte mir angewöhnt ihn James zu nennen - angeblich tat ich das ja seit Monaten), welchen ich sofort an seiner Stimme erkannte leise mit einander sprachen. Ich hörte James schnauben und bei seinen Worten wurde mir ganz warm ums Herz, ich verspürte das dringende Verlangen in seine vertraute Umarmung zu flüchten, aber auch hinzurennen und ihn anzuschreien wie er behaupten könne, er würde mich lieben geschweige denn ich würde ihn lieben wo doch gestern noch Ablehnung zwischen uns herrschte! Mindestens von meiner Seite..

Von Madam Toland hatte ich nicht viel erfahren über die Zeit, die für mich weg war und nachdem James aus dem Krankenflügel gerannt war, wollten weder Sirus, der James sofort hinterher gehechtet war, nach dem er noch einen verwirrten Blick auf Alice und mich geworfen hatte, noch Alice lange meine Fragen beantworten. Alice klang so deprimiert als sie in kurzen Sätzen erzählte, ich hätte erst lange eine sehr enge, freundschaftliche Beziehung mit James gehabt (die mich schnell allen Rumtreibern näher brachte). Und schließlich seit knapp zwei Monaten seien James und ich ein Paar, ein sehr glückliches Paar- laut Alice - naja eher gewesen, denn dann hatte ich alles vergessen, alles versaut. James tat mir leid. Es muss unglaublich schrecklich auch für ihn sein. Aber für mich war die Vorstellung der reinste Hor ror, mich einfach nicht an meine erste Liebe erinnern zu können. Später saß James an meinem Bett (wo er laut Alice und Madam Toland die ganzen letzten Tage gesessen hatte?!) nachdem Madam Toland erfolgreich jede seiner Hoffnungen (und meiner) zerstört hatte, ich könne jemals meine Erinnerungen zurückgewinnen. Als er zu weinen anfing, war ich versucht meine Tarnung auffliegen zu lassen, aber ich traute mich nicht, war ich doch allein der Grund dafür, dass er überhaupt weinte. Deshalb blieb ich ganz still liegen, konnte aber nicht umhin zu lächeln bei dem guten Gefühl, das mir seine Nähe vermittelte. In der Annahme ich schliefe, küsste James meine Stirn und beteuerte wie leid es ihm täte. Eine seiner Tränen fiel auf mein Haar und wenn dieser Moment nicht echt wäre, würde ich ihn als klischeehaft bezeichnen. So war er nur unglaublich traurig. Wir trauerten beide darum was passiert war: er um mich und ich um meine verlorenen Erinnerungen, die so viel Neues in mein Leben gebracht haben sollen.

Please don't forget meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt