Teil 5

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 Meine Muskeln entspannten sich und mein Kopf war komplett leer gefegt, als der Wasserdampf um mich waberte. Als wären alle dunkeln und wirren Gedanken mit dem Schaum im Abfluss verschwunden.

Schnell wischte ich das Wasser von meinem Körper, band das Handtuch um meine Hüfte und versuchte nicht auf den glatten, nassen Fliesen auszurutschen.

Der Bernsteinanhänger auf meiner Brust wog gefüllt Tonnen.

Mich wurmte es, dass ich Matze nicht darum gebeten hatte, dass er auf Anna achten würde. Was war ich für ein Bruder, wenn ich nicht mal für meine kleine Elfe sorgen konnte. 

Ob es ihr wohl gut ging? Ob mein Vater nun sie als Ventil für seine Verbitterung und seine Wut verwendete. Eiskalte Schauer rannten mir den Rücken runter.

Was war ich bloß für ein Bruder?

Was war ich bloß für ein Monster.

Seufzend ballte ich die Hände zusammen, bis sich meine Fingernägel in die Handballen gruben und dort rote Mondsicheln hinterließen. Ich hatte es so verdient. Ich war ein Nichts, zu schwach. Zu unfähig. Dumm und hässlich.
Als der Schmerz nicht ausreichte, griffen meine Finger nach der Hose und zog eine scharfe Rasierklinge aus ihrem Versteck raus. Ich hatte sie mal meinem Vater gestohlen, er hatte mich dafür zwar zusammengeschlagen, doch hatte er sie nie zurück bekommen.

Zitternd setzte ich die Klinge an meinem Beckenknochen an und zog durch. Es brannte leicht und ein angenehmer Schauer lief mir über den Rücken, doch mehr als ein rosaroter Striemen war nicht zu sehen. Ich drückte die Rasierklinge auf die Reizung und übte dieses Mal mehr Druck aus. Natürlich schmerzte es und ich biss mir auf die Lippen. Doch half es auch, brachte Kontrolle. Zufrieden beobachtete ich wie sich die Ränder blutrot färbten und die Flüssigkeit aus der Wunde trat....

„Sams? Alles in Ordnung?"

Palle!

Scheiße, er durfte das auf keine Fall sehen.

„Äh, ja?"

"Machst du bitte auf?"

Schnell säubert ich die Klinge und danach meine Schnitte.

"Wieso?"

Stille.

"Ich wollte wissen ob bei dir alles ok ist? Du bist da schon gut eine Stunde drinnen."

Ich öffnte die Tür einen Spalt und lächelte ihn mit meinem besten Pokerface an. Ein bitterer Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus, als mir auffiel, wie locker ich diese Fassade mittlerweile aufsetzten konnte.

„Na Palle, alle gut im Dorfd?"

Ich grinste ihn frech an, wartete darauf, dass er auf den alten Witz einging. Das er konterte, motzte oder mich gespielt beleidigt ansah. Doch der Ältere starrte nur auf meinen Oberkörper.

Mir wurde augenblicklich warm und ich räusperte mich diskret. Der Kürbiskopf zuckte zusammen und hob den Kopf wieder zu meinen Augen. Oder eher zu dem Punkt zwischen meinen Augen, wie ich bei näherer Betrachtung feststellte.

Was im Himmel war mit dem los?

"Du schielst."

Sofort wurden seine Augen wieder normal und er wurde etwas rot um die Nase.

Niedlich... 

Nein!

Nicht niedlich!

Pfui!

Ich verlagerte mein Gewicht von einem Bein aufs andere und strich mir mit der Hand übers Gesicht.

„Jooa,... Also... Ich wollte nur wissen ob alles in Ordnung ist, weil du schon eine Stunde im Bad bist un- WAS ist das?!?"

SamstgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt