Teil6

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"Nein! Bitte, tut mir nichts!"

Ich rannte durch die verlassenen Gassen meiner Heimat. Meine Lunge brannte, mein Puls raste und meine Muskeln schrien, doch trieben mich das Adrenalien weiter. Der Geruch von Blut und Verderben hing in der Luft, verätzte meine Atemwege. Schnell hetzte ich von einer Hausecke zur nächsten. Schlug Haken und nahm Umwege wo ich nur konnte, versuchte mein ganzes Wissen zu nutzen.
Jedoch veformte sich der Weg vor mir, bildete Sackgassen und Hinterhöfe wo eigentlich keine waren, stellenweise brach der Boden unter mir weg und ich fiel, nur um dann wieder auf der Straße zu landen.  Es schien als rannte ich im Kreis. Zu meinem entsetzen blieb mir die Meute von blutrünstigen Monstern immer dicht auf den Fersen.

Furchtbare Gestalten, schwarze Wölfe, so groß wie LKWs mit Klauen und geifernden Lefzen. In ihren rot glühenden Augen spiegelt sich das pure Böse und ihre blutdurstigen Laute gingen mir bis ins Mark. Mit Reißzähnen, lang wie ein Unterarm schnappten sie nach meinem Knöchel. So nahe, dass ich ihren fauligen Atem auf meiner Haut spüren konnte.

Immer schneller sprintete ich durch die schmalen Gassen, schnitt die Kurven immer enger. Plötzlich blieb ich mit einem an einer Laterne hängen, stolperte und fiel. Sofort waren mehrere Wölfe über mir. Ich hob schützend die Hände vors Gesicht und schrie so laut ich konnte.

Ich saß aufrecht auf der ausgezogenen Schlafcouch. Es war totenstill.
Nur mein schwerer Atem war zu hören.

Für einen Moment sah ich die Monster noch in den dunklen Ecken des Zimmers.
Blutrünstige, lauernde Kreaturen.
Der Schatten eines Baumes zuckte bedrohlich und eine Welle der Panik stieg in mir auf. Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf fragte sich ob die Wesen nicht doch echt waren und nun hier waren um mich zu bestrafen. Mein Verstand wiedersprach jedoch kalt und tat das alles als Kinderfantasie ab.
Das Monster unterm Bett und der Killer im Schrank...
War ich nicht langsam zu alt dafür?

Seufzend wischte ich mir den Schweiß von der Stirn.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Es war der siebte Alptraum in den drei Nächten, die ich schon hier war und ich sah immer das Gleiche. Eine Hetzjagd, in der ich irgendwann stolperte, fiel und dann zerfleischt und gefressen wurde.

Ich stand mühevoll auf, fuhr mir über die tiefen Augenringe und begann mein T-Shirt aus zu ziehen. Es klebte unangenehm und kurz spielte ich mit dem Gedanken ohne Oberteil, sondern einfach nur in Boxershorts zu schlafen.
Ich verwarf diese Schnapsidee jedoch schnell wieder.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Palle und Rewi vor mir wach sein würden, war zu hoch. Sie könnten meinen Rücken oder andere ...Blessuren sehen.

Frisch angezogen legte ich mich wieder ins Bett oder eher auf das Sofa und schloss die Augen. Keine Sekunde später riss ich sie wieder auf. Die Monster waren wieder da. Ich hatte gesehen, wie sie sich mit spitzen Zähnen und glühenden Augen auf mich warfen. Ich hatte die Verwesung aus ihren Mäulern gerochen.

Wirklich?!

Sind Monster unter dem Bett nicht eher etwas für kleine Kinder...

Himmel, was war bloß mit mir los?

Zwanghaft versuchte ich mehrmals meine Augen geschlossen zu lassen.
Doch kämpfte ich damit gegen mich Selbts.
Gegen meine instinktives Alarmsystem.
Panisch riss ich meine Lieder wieder auf, nur um festzustellen, das ich alleine war.

Müde rollte ich mich auf den Rücken und starrte die Decke an. Zählte die Lichter der vorbeifahrenden Autos.

Dabei begannen meine Gedanken zu routieren und zu arbeiten.
Langsam öffnete sich die Kiste mit den dunklen Gefühlen.

SamstgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt