Blinzelnd öffnte ich die Augen, als mich die genervt lächelnde Zugbegleiterin energisch anstupste.
"Entschuldigen Sie? Aber wir haben den Kölner Hauptbahnhof erreicht. Hier ist leider Endstation, Sie sollten sich beeilen, falls Sie einen Anschlusszug erreichen möchten."
Ich nickte nur benommen, richtete die Mütze und fuhr mir mit einer Hand übers Gesicht. Himmel, hatte ich schlecht geschlafen! Mir tat alles weh...
Ich fröstelte, mein Magen knurrte und meine Beine fühlten sich wabbelig an, als ich mich nach draussen auf den Bahnsteig begab. Die schmutzige Luft des Bahnhofs lies mich die Nase rümpfen. Nichts, im Vergleich zu der Bergluft, die ich normalerweise gewohnt war. Hier stank es einfach nur nach Maschienenöl und Taubenkacke. Meeh! Hoffentlich würde etwas zu Essen meine schlechte Laune wieder heben.
Ich verlies die Bahngleise und entschied mich für einen naheliegenden Bäcker. Dort bestellte ich einen großen Kaffee mit zweimal Zucker und einem Brötchen und setzte mich seufzend in den vorderen Teil des kleinen Kaffeeraums um die Leute etwas beobachten zu können.
Es war echt beeindruckend, was alles für Menschen in diesem Land lebten.
Das mochte jetzt vielleicht dumm klingen, aber was war ich von zu Hause gewohnt gewesen? In Urlaub sind wir nie gefahren, mein ...Vater hatte immer gesagt;
'Wieso sollten wir wegfahren, wenn es uns doch hier gut geht.'
Und wenn mein Vater seine achso heiligen Worte gesprochen hatte, war das Thema erledigt.
Himmel, wie ich das gehasst hatte.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Endlich war ich diesen Bastard los! Wenn er mich nicht wollte, dann wollte ich ihn auch nicht. Ich würde nicht vor ihm kriechen und ihn bitten, mich wieder bei sich aufzunehmen. Das würde mein Stolz nie zu lassen.
Aber auf der anderen Seite... Ich würde nie wieder nach Hause können. Ich würde nie wieder Anna sehen können. Ihr Lachen hören oder sehen können, wie sie weiterhin aufwuchs.
Mein Zuhause war...
Nein! Ich erlaubte mir es nicht, mich meinen Gefühlen hinzugeben.
Nicht jetzt!
Kauend suchte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und rief Palle an. Es dauerte lange bis er dran ging.
P: Ja?
L: Ähm Palle? Ich bin am Bahnhof, wann könntest du mich abholen?
P: Du, bin grad in 'nem Stream. Ich schick dir jemanden durch.
Ich hörte laute Hintergrundgeräusche. Musik, seit wann hört Palle denn CloudRap?
Und dann in einem Stream?
Vielleicht hatten sich die Fans das gewünscht. Schließlich ging diese Musikrichtung auf Youtube gerade durch die Decke...
P: Gut. Wir sehen uns.
L: Tschüss und danke nochmal.
Er hatte aufgelegt.
Irritiert schaltete ich mein Handy wieder auf StandBy und widmete mich genießerisch meinem Kaffee. Die vielen Whatsapp-Nachrichten ignorierte ich befliessentlich. Waren bestimmt eh nur alles Beschimpfungen und Morddrohungen.
Das Koffein pumpte durch meine Adern und erst jetzt spürte ich, wie müde ich davor gewesen war. Kein Wunder, das, was passiert war, geht nicht spurlos an einem vorbei und ich hatte vorletzte Nacht auch kein Augen zugetan, hatte Craftattack mit Veni und Stegi vorproduziert. Stimmt, da war ja was gewesen. Hach ja, Uploadzeiten, der Quell aller Freude. Seufzend sah ich auf die Uhr, ich hatte gestern abend meinene Uploadtermin verpasst, am besten ich holte dass so schnell wie möglich nach. Mein Laptop war schnell hochgefahren und ich verband mich mit dem freien W-lan des Coffeeshops gegenüber. Während das Video lud, beobachtete ich noch etwas die Menschen.

DU LIEST GERADE
Samstg
FanficEndlich weg von dieser schrecklichen Familie mit den klischeehaften Erwartungen seiner Eltern. Eigentlich würde Luckas gerne behaupten, er sei von zu Hause abgehauen, aber in der Realität hatte sein Vater ihn nach einem heftigen Streit vor die Tür g...