Rußpelz' Tod

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So schnell es ihr verkrüppeltes Bein zuließ rannte Rußpelz hinter Eichhornschweif auf die Kinderstube zu. Wieso musste so etwas immer in solchen Situationen passieren? Vor der Kinderstube kämpfte Farnpelz mit einem riesigen schwarz-weißen Ungetüm. Brüllend steckte es immer wieder Schläge ein, trotzdem lies es nicht von dem goldenen Kater ab. Für kurze Zeit landete er auf dem Boden, wobei er eine Staubwolke aufwirbele, und schnappte nach Luft. Als er seine Schwester erkannte winkte er sie mit dem Schweif hindurch. Kurz darauf biss er dem Dachs in die Vorderpfote. 
Rußpelz humpelte durch den Eingang des Dickichts ohne sich weiter auf ihren Wurfgefährten zu konzentrieren. Sie hatte nun ganz andere Sorgen. Sofort roch sie den milchigen Duft der Kinderstube. Gleichzeitig roch sie aber auch Blut. Ampferschweif befand sich ganz hintern in der Kinderstube und sie stöhnte vor Schmerzen. Ihr Blick war trüb und sie flüsterte: „Rußpelz, bitte hilf ihnen!“ Die graue Kätzin beugte sich über sie und beschnüffelte vorsichtig ihr Fell. Der Angstgeruch war fast nicht zu ertragen und immer wieder wurde Ampferschweif von Schmerzenswellen geschüttelt. Die Heilerin betastete die Flanke der Schildpattkätzin. Es waren mehrere Junge, bestimmt drei oder vier, stellte sie zu ihrem Bedauern fest. In jedem anderen Moment hätte sie sich über solch eine Nachricht gefreut, doch nun schmeckte sie Galle, wenn sie nur darüber nachdachte, was das bedeuten könnte. Wenn es nur eines gewesen wäre, hätte die Möglichkeit bestanden, dass die Geburt ganz schnell vor sich gegangen wäre und sie sowohl Ampferschweif als auch das Junge hier wegbringen könnte. So aber mussten die Krieger die Kinderstube verteidigen. Bestimmt würden mehrere ihr Leben verlieren und sie musste hilflos dabei zusehen.
Erschrocken blickte sie auf, als es im Eingang raschelte. Fast erwartete sie einen Dachs, als Regenpelz seinen Kopf in den Eingangsteckte und jaulte, um dieKampfgeräusche zu übertönen. „Können wir sie nicht irgendwie wegbringen?“ Er klang wirklich verzweifelt, stellte die graue Kätzin verwundert fest, dann ging ihr plötzlich ein Licht auf. Rußpelz hatte ganz vergessen, dass der dunkelgraue Kater und die Kätzin Wurfgeschwister waren. „Nein!“ Sie schüttelte den Kopf und Regenpelz biss die Zähne zusammen. „Es sieht nicht gut für uns aus, Rußpelz. Es sind so viele und noch immer kommen mehr!“ Einen Moment musste die Kätzin ihre Augen schließen, damit der Krieger ihr ihre eigene Angst nicht ansah, dann jaulte sie: „Geh kämpfen. Verteidige die Kinderstube! Es hilft Ampferschweif nicht, wenn du hier rumstehst!“ Gehorsam verschwand der Kater und Rußpelz wandte sich wieder Ampferschweif zu. „Du schaffst das!“, versuchte sie die Kätzin aufzumuntern, aber diese schien sie gar nicht zu hören. 
Von draußen konnte die Heilerin das Brüllen der Dachse und das Jaulen ihrer Clangefährten hören. Plötzlich erinnerte sie sich an ihren Traum, den sie vor einiger Zeit gehabt hatte. Diese Geräusche hatte sie schon einmal gehört. Es war der Traum, der ihr von Blaustern geschickt wurde. Die Erkenntnis traf Rußpelz wie ein Blitz und sie zuckte innerlich zusammen. Sie würde heute Nacht sterben.
Mit einem Kopfschütteln vertrieb Rußpelz die trüben Gedanken aus ihrem Kopf. Wenn sie schon sterben musste, dann würde sie Ampferschweif und ihren Jungen davor noch das Leben retten! In diesem Moment jaulte die schildpattfarbene Königin so laut auf, dass es sogar die Kampfgeräusche übertönte. Das erste Junge war geboren worden! Sofort beugte sich die Heilerin über das goldene Junge um es zu säubern und auch um festzustellen, ob es gesund war. „Es ist eine Kätzin, Ampferschweif“, flüsterte sie, „und sie sieht genau so aus wie Farnpelz und Dornenkralle!“ Die Königin schnurrte für einen Augenblick, dann stöhnte sie wieder vor Schmerzen.
Plötzlich konnte Rußpelz ein Geräusch hören, das brechenden Knochen glich. Oh SternenClan nein! Doch es waren nicht die Knochen einer Katze, was sie für einen Augenblick aufatmen lies, bis sie erkannte, was es wirklich war. Es waren die Zweige des Haselstrauchs, die zersplitterten, als ein Dachs sich hindurchgrub. Für einen Herzschlag war die Heilerin wie gelähmt. Dann sprang sie auf und grub dem Dachs fest entschlossen ihre Krallen in die feuchte Nase. Durch den unerwarteten Angriff wich das Ungetüm kurze Zeit zurück, doch dann kam es nur noch mit mehr Wut auf die Heilerin des DonnerClans zu. Mit seinen Pranken schlug der Dachs auf die Kinderstube ein. Ampferschweif jaulte schmerzverzerrt und gleichzeitig ängstlich auf. 
Als Rußpelz sich umblickte lag ein weiteres Junges neben der Königin. Ein schildpattfarbenes, das seiner Mutter unglaublich ähnlich sah. 
Der Dachs kam auf Rußpelz zu und schlug wild um sich. Er wollte zu Ampferschweif. Die Heilerin stürzte sich auf das schwarz-weiße Tier und biss ihm in den Hals. Ihr Kriegertraining hatte sie nie vergessen und jetzt gab es endlich wieder einen Grund ihre alten Kamptechniken einzusetzen. Als der Dachs sich schüttelte fiel die Kätzin hinunter und landete unsanft zwischen den Trümmern der Kinderstube. Nach Luft ringend wollte sie sich wieder aufrappeln, aber ihr Bein hinderte sie daran. Der Dachs kam auf sie zu. Sie konnte seinen Atem in ihrem Gesicht spüren, doch sie verspürte keine Angst um sich selbst. SternenClan rette Ampferschweif, war ihr letzter Gedanke, bevor der Dachs ihr das Genick durch einen einzigen Biss brach.

Sie erwachte zitternd auf einer hell von Sonnenlicht erleuchteten Lichtung. Um sie herum saßen viele SternenClan-Katzen, die sie schon lange vermisst hatte. Frostfell winkte ihr mit dem Schweif zu und Weißkehle, der Kater, dem sie einmal das Leben gerettet hatte, grinste sie an. Die Vögel zwitscherten über ihr und sie hätte fast vergessen, weshalb sie hier war. Besorgt murmelte sie: „Was wird jetzt aus dem DonnerClan? Er ist jetzt ohne Heilerin!“ Blaustern und Gelbzahn kamen mit gespitzten Ohren auf sie zu. „Blattsee wird einen Posten übernehmen, mach dir keine Sorge.“ Erleichtert atmete Rußpelz auf. Dann kam ihr wieder in den Sinn, weshalb sie sich überhaupt in der Kinderstube befunden hatte. „Und was ist mit Ampferschweif und ihren Jungen? Haben sie überlebt?“ Blaustern antwortete ruhig: „Deshalb sind wir hier. Du bekommst deine zweite Chance, wenn du sie willst.“ Rußpelz musterte die ehemalige Anführerin verwirrt. „Wie meinst du das?“ Gelbzahns Augen blitzten verschmitzt und sie schnurrte amüsiert. „Du wolltest doch immer Kriegerin werden. Hier ist deine Möglichkeit!“ Sie verstand immer noch nicht, trotzdem nickte sie. „Ich bin einverstanden.“

Warrior Cats - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt