Aufgenommen

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"Oh... wow", bringe ich hervor und starre das klitzekleine Zimmer an. Es ist fast ironisch, dass es sich genau wie das von Harry Potter unter der Treppe  befindet. Früher war ich immer fasziniert von seinem Zimmer, jetzt hält sich meine Begeisterung in Grenzen.

"Do you like it?", fragt meine übergewichtige Gastmutter mit einem warmen Lächeln und ich zwinge mich ebenfalls zu einem verkrampften Lächeln.

"It's perfect", bedanke ich mich und mache anschließend eine Handbewegung ins Zimmer hinein: "May I...?"

"Of course, make yourselfe comfortable, you can put your stuff in there or have a look at the house, get outside or feel free to do whatever you want... if there is anything I can do, just ask",  damit dreht sie sich auch schon um und verschwindet in der nächsten Tür.

Ich schnappe mir nacheinander meine beiden riesigen, grellgrünen Hartschalenkoffer und zerre sie in das winzige Zimmer. Damit ist der Boden auch schon aufgefüllt. Hoffentlich kann ich die Koffer irgendwo anders im Haus unterbringen, nachdem ich ausgepackt habe. Über dem Bett ist ein Regal angebracht und am Fußende steht ein schmaler Schrank.

Ich steige erstmal auf den Stuhl und klettere über den Schreibtisch, sodass ich auf das kleine Fensterbrett gelange, wo ich mich mit angezogenen Beinen hinkauere, das Kinn auf die Knie lege und durch das schmutzige Fenster hinaus starre.

Direkt unter dem Fenster steht ein großer Baum einer Art, die ich nicht kenne, mit vielen dicken Ästen und großen fleischigen Blättern sowie einer relativ glatten Rinde.

Durch die dichten Blätter kann ich kaum etwas sehen, doch irgendwo dahinter muss, soweit ich das bei der Herfahrt in dem alten Clio sehen konnte, eine Wiese und dahinter eine Klippe und irgendwo dahinter das Meer liegen. Ich glaube es sogar in der abendlichen Sonne glitzern zu sehen, doch sicher bin ich mir nicht.

Vor einer Stunde landete mein Flugzeug, ich schnappte mir mein Handgepäck,  das eigentlich nur aus meinen Zeichensachen in einer Handtasche bestand, und ging aufgeregt und gut gelaunt dir Treppe vom Flugzeug hinunter, musste mich sogar beherrschen, nicht vor lauter Freude auf und ab zu springen. Noch nie im Leben hatte ich Europa verlassen und jetzt war ich schier am anderen Ende der Welt.

Ciela Hamilton stand auf dem Schild, das meine Gastmutter Veronika in den Wurstfingern hielt und das mit ihr auf und ab hüpfte. Neben ihr stand Simon - wie er sich mir später vorstellen sollte - ein drahtiger Junge mit Nerdbrille und leicht gelockten Haaren.

Auf der Fahrt zum  Haus hatte er mich neugierig über Österreich ausgefragt, war allerdings nicht zu aufdringlich oder nervig und ich beantwortete seine Fragen, ebenso wie ich selbst so einige stellte.

So weiß ich jetzt, dass ich erst in einer Woche mit der Schule anfangen muss, weil hier auch Semesterferien sind. Ebenso habe ich schon ein Angebot von ihm, in der Mittagspause am selben Tisch zu sitzen und bin nicht sicher, ob ich mich damit sofort ins Nerd-Territorium begebe. Andererseits wirkt Simon durch seinen lässigen Kleidungsstil nicht unbedingt streberhaft.

Ich werfe noch einen letzten Blick aus dem Fenster und klettere dann zurück auf den Boden. Ich kicke die Tür zu und mache mit einem schmutzig-beigen Lichtschalter die  flackernde Glühlampe an.

In dem schwachen Lichtschein untersuche ich die Bettlaken, die allerdings ziemlich sauber aussehen. Die Regale und der Kasten sind ebenfalls abgestaubt worden, sodass ich meine Klamotten gleich einräumen kann.

"Ciela?", unterbricht mich nach einer Weile eine tiefe Stimme und ein leises Klopfen an der Tür.

Ich mache Simon auf und lächle bemüht höflich. "Yes?"

"Do you wanna see the house? I could show you", bietet er mir an und ich stimme zu. Allein in meinem Zimmer sitzen kann ich in Österreich auch.

Er nimmt mich an der Hand und zieht mich aus den Raum, ich mache mich unbehaglich los und er murmelt ein leises "Sorry", bevor er den Gang entlang geht und der Reihe nach auf die Räume zeigt.

"So, this is the dining room, and here we have the kitchen, over there the living room and the last room here is the bathroom. May you follow me upstairs?", er redet sehr schnell und es fällt mir schwer, ihm zu folgen, doch er bemüht sich um ein hochgestochen britisches Englisch.

Oben zeigt er mir noch ein zweites Badezimmer und ich bin unglaublich froh, dass er mir anbietet, das untere alleine zu benutzen.

"And this is my room", er deutet auf eine geschlossene Holztür.

"Can I have a look at it?", frage ich und drücke die Tür auf. Dahinter kommt ein sehr schlicht eingerichtetes,  ordentliches Zimmer zum Vorschein,  das einzige, das mir auffällt, ist ein Döschen Make-Up auf dem Nachttisch. Wahrscheinlich hat er eine Freundin.

"So, you wanna sit down?", bietet er mir an und wir machen es uns auf dem hellblau  bezogenen Bett bequem.

"How old are you, if I'm allowed to ask?"

"Oh, you don't have to be so formal, we're all friends here. I'm 18, and as I know, you're 17?", fragt er mich.

"Yeah, but only for one more month. I would already be allowed to drive my car, if I was in Austria. And to drink alcohol"

"Really? Awesome shit", lacht er. "What does your name mean, by the way? Is it german?"

"No, gladly not", lache ich. "Ciela is italian for sky"

"That's beautiful"

Die Unterhaltung geht noch lange so, bis Veronika ruft, dass das Essen in einer Stunde fertig sei und ich mich unter die Dusche verabschiede, die nach der ewigen Reise unglaublich gut tut.

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falls mein Englisch fehlerhaft ist, bitte korrigiert mich ^^ ich schreibe das auch zu einem Teil als Übung :')

Mermaid (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt