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Aus dem Raum des Tätowierers kommen drei Junge Männer. Sie sind voll tätowiert und doch sehen sie nicht unfreundlich aus. Alle sagen das Tätowierte gruselig wirken oder unfreundlich, beängstigend. Doch ist es wirklich so? Kann dein Aussehen deinen Charakter beschreiben? Vielleicht, aber nur, weil du aussiehst wie ein liebes Mädchen, bist du auch eins? Kannst du nicht auch anders? Natürlich kannst du, aber willst du es? Die Jungs im System stehen doch auf kleine schwache Mädchen, oder? Stimmt es? Oder werden wir nicht nur alle verallgemeinert? Gibt es nicht bestimmt auch Jungs die von Mädchen beschützt werden wollen? Ist es nicht männlich? Es ist normal, jeder möchte mal beschützt werden, ob es nun ein Mädchen von einem Jungen, oder ein Junge von einem Mädchen ist. Was ist mit Junge von Junge oder Mädchen von Mädchen. Heutzutage wird über so etwas nicht einmal ein Gedanke verschwendet. Nur heterosexuell ist heutzutage für alle richtig, nicht anwidernd oder abschreckend. Aber was ist daran schlimm, warum haben alle etwas gegen Homosexuelle? Natürlich gibt es Ausnahmen, aber sind es wirklich so wenige? Verstecken sich die Meisten nicht nur hinter ihrer falschen Meinung, um nicht selber eine Fläche zum Angreifen zu haben? Ich habe auch eine Angriffsfläche, die genutzt wurde, bis ich mich zurück zog. In mein eigenes Loch, aus dem ich es alleine nicht mehr raus schaffe. ,,Hier, ihr Kaffee." Ich nehme einen Schluck und schaue betrübt in meine, durch den großen Schluck, halbvolle Kaffeetasse. Ja, halbvoll, nicht halbleer. Ich war schon immer ein optimistischer Mensch. Egal in welcher Lage, ich gab nicht auf. Ich suchte immer einen Ausweg. Egal wie ausweglos und beängstigend die Lage schien, es gab immer eine Lösung. Genauso wie mein Ausweg vor langer Zeit war, Angst, vor dem Reden zu haben. Ich habe mich psychisch dazu entschieden. Egal welcher Therapeut mir wieder die Angst nehmen wollte, er scheiterte. Egal wer. Egal was. Egal wann. Jeder scheiterte. Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Wenn auch unbewusst. Ich nehme einen weiteren Schluck meines Kaffees und blicke aus dem großen Fenster neben meinem Tisch in einen Hinterhof. Ich saß auch oft in Gassen oder Hinterhöfen und habe versucht optimistisch zu bleiben, nicht schwach zu werden, aber es gelang mir selten, dennoch. Ich sehe mich im Raum um. Diese drei Männer haben sich zwei Tische weiter hingesetzt und warten auf die Bedienung. Es wird langsam dämmrig. Die Sonne macht dem Mond Platz und wird an einem anderen Ort scheinen. Werden wir auch irgendwann mal scheinen? Als kleine Sterne, fernab des Systems. Der Regeln. Und des Gruppenzwangs. Wir würden leuchten, als einzelner individueller Stern. Ohne das System, welches uns unterkriegen und ersticken möchte. Durch das laute Gelächter einer Gruppe Jugendlicher im Innenhof, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein junges Mädchen liegt auf dem Boden, sie treten auf sie ein. Ein Junge steht außen, hilft nicht, sie runter zu machen. Er will nicht, dass es passiert und doch macht er nichts. Als würde Gott erscheinen und ihr helfen. Sofern es ihn gibt. Er schaut mich an. Ich nicke, doch er schüttelt mit dem Kopf. Das Mädchen erinnert mich an mich selbst. Ich lag auch schon oft auf dem Boden. Erniedrigt und Runter gemacht von Klassenkameraden, Arbeitskollegen oder der Familie. Und genau diese, ist an meinem jetzigen Ich schuld. Und das System ist daran Schuld, dass meine Familie ist, wie sie ist. Das System lauert überall um dich zu holen und an die schwarzen Schnüre zu binden. Um dich zu leiten, als wärst du die Puppe und das System der Puppenspieler. Es ist und war schon immer so.

Systems ~ Jeder Ist Ein Teil Des GanzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt