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Heute ist wieder einer der Tage in denen ich durch die Stadt laufe und beobachte. Alles was ich beobachte ist grausam, nur leere Hüllen, die denken sie wären besonders. Und doch sind sie nur Hüllen, geleitet von schwarzen Fäden im System. Im System. Geleitet vom System. Abhängig vom System. Tod ohne das System. Die Leute die ohne das System leben, werden komisch angeschaut oder beleidigt. Doch was bringt es? Fühlt ihr euch besser damit? Menschen zu beleidigen, die nicht nur funktionieren, sondern leben. Nicht die Nase nach dem nächsten Trend ausstrecken, sondern nach ihrem eigenen Empfinden. Ich glaube ihr beleidigt aus Angst. Angst aus dem System zu rutschen. Dass das System euch wie eine Masche verliert. Und doch sehnt ihr euch danach, von den Schnüren, die euch halten befreit zu werden. Ist es euch das wert? Beleidigen. Leute runter machen um euch besser zu fühlen. Nicht selbst etwas tun, sondern immer nur hoffen, dass das System euch fallen lässt? Es wird nicht geschehen. Es lässt Mitläufer nicht fallen, ohne, dass es einen Grund hat. Ich laufe auf ein kleines Café in einer Seitengasse zu. Ich bekomme Sprüche in den Rücken gedrückt wie: ,, Oh, neuer Nachtclub für die Schlampe!" oder ,, Wie viel kostest du denn?". Menschen sagen Sachen anhand Vermutungen, nicht anhand von Fakten und das ist eins der größten Probleme dieses Systems. Viele urteilen nach der Schale und nicht nach dem Kern. Wie bei Gemüse und Obst macht es das System auch bei Menschen. Die, die anders sind, die sich nicht dem System hingeben, werden aussortiert und weggeschmissen. Ich setzte mich an meinen Stammplatz und schaue mich um. Es sind die gleichen Leute wie letztes Mal da. Die Angestellten und kleine Gruppen von älteren Männern und Frauen. Das Café ist gleichzeitig auch ein Tattoo-Studio. Ich lausche dem Surren der Tattoomaschine, dem schmerzvollen Zischen des Tätowierten und dem Lachen des Tätowierers. Ich muss schmunzeln. Es ist jeden Tag das Selbe. Eine junge tätowierte Frau kommt auf mich zu. Ich kenne sie nicht, obwohl ich hier jeden Tag bin. Sie muss wohl die neue Praktikantin sein, über die sich die Angestellten gestern unterhalten haben. Dieser Laden ist mit der einzige, der Leute mit Tattoos einstellt. Gerade wegen dem Tattoo Studio. Tattoos schrecken viele Leute ab. Zu viele Vorurteile lasten auf ihnen. Das System macht sie runter. Die schönen oder weniger schönen verbunden Gefühle oder die Geschichten hinte jedem einzelnen Tattoo, ob es nun das erste ist oder es dich an den Tod deiner geliebten Schwester erinnert, ist doch egal. Hinter allem steckt irgendeine Bedeutung, auch, wenn sie vielleicht nicht immer klar ist. Sie kann auch für dich selber unklar sein und mit der Zeit kristallisiert sie sich heraus. ,,Was hätten Sie denn gerne? " fragt sie freundlich. Ich atme tief ein und aus. Ich habe Angst vor dem Sprechen, seitdem das mit Mutter geschehen ist. ,,Einen Eiscafé bitte." versuche ich so gut wie möglich heraus zu bekommen. Ich schaue sie an. Sie lächelt, aber man sieht, dass es nicht echt ist. Jeder versucht so freundlich wie möglich zu sein. Sonst ist man im System 'unhöflich' oder gar abstoßend. Selbst meine Mutter sagte immer, man muss allen freundlich entgegentreten. Doch warum? Ist es nicht das Gleiche ob man es tut um nett zu wirken oder sich zu verstecken? Aber letzteres ist eine 'Schandtat'? Man sollte immer das Sagen, was man denkt und doch immer freundlich sein? Es ist ein starker Gegensatz, genauso wie, dass wir wir selbst sein sollen und doch drängt uns jeder in das System, egal wer, egal wie. Die Kellnerin verschwindet wieder hinter die Theke.

Systems ~ Jeder Ist Ein Teil Des GanzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt