-[7]-

17 4 1
                                    

Ich stehe hier schon eine ganze Weile. Die Mittagssonne steht hoch am Himmel und langsam mache ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Als ich ankomme sehe ich ein paar Jugendliche, die in einem Kreis um ein Mädchen stehen. ,,Ohh hat deine Mami nicht genug Geld für Marken Schuhe? " oder ,,Kauf dir mal bessere Schminke, dann siehst du vielleicht schön aus." bekommt sie an den Kopf geworfen. Ich gehe zielstrebig auf die Gruppe zu und sage meine Meinung: ,,Ist sie jetzt ein schlechter Mensch, weil sie weniger Geld hat? Oder mal anders gesagt, seid ihr deswegen bessere Menschen, weil ihr Geld habt, um anderen zu helfen, es aber eher in teure Marken Klamotten und Schminke steckt? Nein, ihr seid nicht besser als sie. Ihr seid sogar noch viel schlimmer. Habt ihr euch mal den Grund angehört, warum sie vielleicht nur wenig Geld hat? Oder euch mal mit ihr und ihrem Charakter befasst? Nein? Ich glaube, das solltet ihr mal schleunigst nachholen." Ein sehr aufgetakeltes Mädchen antwortet mir: ,,Aber sie ist ein Ausländer und die sind alle scheiße". "Ach Ja, und das wisst ihr woher? Wenn ihr doch alle mobbt und nicht kennenlernt, dann könnt ihr nicht urteilen. " der Bus Hält an der Haltestelle und ich steige ein. Ich sehe durchs Fenster wie sie dem Mädchen die Hand schütteln. Ich lege ein zufriedenes Lächeln auf meine Lippen. Wieder weiß ich nicht, woher der Mut kam, aber es war richtig. Ich habe noch nie verstanden, was Leute gegen Flüchtlinge haben. Sind sie andere Menschen? Haben sie kein Recht auf ein besseres und schöneres Leben, ohne die Bilder der Toten und die Trauer in Kopf und Herzen? Haben sie kein Recht darauf? Doch, und wie sie das haben. Was würde passieren, wenn bei uns Krieg wäre. Wir wären auch Flüchtlinge. Würdet ihr gerne gemobbt oder fertig gemacht werden wollen? Nach alldem, was passiert ist und was ihr erlebt habt? Nein ganz sicher nicht. Der Bus hält in der Innenstadt und ich steige aus. Ich ziehe mir die Kapuze tief ins Gesicht. Ich gehe noch einmal in das Café. Ich war heute zwar schon da, aber mein Herz sagt mir, ich soll dorthin und tatsächlich. Als ich den Laden betrete, sehe ich den jungen Mann. Ich setze mich zu ihm an den Tisch. ,,Glaubst du an Schicksal?" fragt er sofort, es scheint, als hätte er mich erwartet. Ich denke, Schicksal gibt es. Glauben, ist etwas zu viel des Guten, aber ich denke, es existiert. Ich nicke vorsichtig. ,,Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?" fragt er nun. Ich glaube daran, dass man seine große Liebe in der Masse, in der dunklen, eintönig schwarzen Masse findet. Also eigentlich schon. Ich nicke wieder. ,,Gut, wie ich sehe, redest du nicht gerne, nicht schlimm, ich will mich kurz vorstellen. Ich bin Lake und ich glaube du bist meine Liebe auf den ersten Blick" Kann ich das gerade wirklich glauben, bin ich vielleicht nun nicht mehr allein? Werde ich mich mit ihm trauen, meinen Vater an zu zeigen? Ist er vielleicht die gleiche Art von Mensch, wie ich? Werde ich mit ihm glücklich? Ich glaube so viele Fragen habe ich noch nie in meiner Zukunft gehabt, immer nur ins Hier und Jetzt, aber nie weiter, als morgen. Er kommt rüber zu mir, auf die andere Seite des Tisches. Er kniet sich zu mir hinunter, zieht mir die Kapuze vom Kopf. Trotz dem blauen Auge, lässt er sich nicht abschrecken und legte seine weichen Lippen auf meine. Sanft erwidere ich den Kuss. In meinem Bauch explodiert ein Feuerwerk. Und ich Dummkopf habe nicht einmal bemerkt, dass ich ihn nicht nur als Bekanntschaft sehe. Ich denke, meine Zukunft wird besser. Und das habe ich ihm zu verdanken.

Systems ~ Jeder Ist Ein Teil Des GanzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt