etwa zwei Wochen vor dem Fall - 24.05.

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Jungkook war das Gegenteil von allem, was sonst so Interesse an mir gehegt hatte. Er tat es und ich wusste das. Er sagte es zwar nicht und versuchte es nicht zu zeigen, aber er tat es.

Doch, er mochte mich. Er wollte definitiv nichts mit dem Sohn einer der reichsten Familien der Stadt zu tun haben. Er wollte nicht mal mit mir in Verbindung gebracht werden, schon gar nicht wollte er, dass die Mädels dachten, dass er den Job nur bekommen hatte, weil er mich kannte.

Er war zu stolz, um sich helfen zu lassen und auch zu ängstlich, um sich auf wen anderes zu verlassen, als sich selbst.

Doch egal was er sagte, ich wusste, er liebte mich. In Wahrheit war er genauso verliebt in mich, wie ich in ihn. Egal wie oft er nein schrieb, er war doch immer wieder da und schon saßen wir wieder 'zufällig' zusammen in dem Café, dass er mir vor ein paar Wochen gezeigt hatte.

Das war kein Date, neeeein, er kannte mich doch gar nicht.

Jungkook war schon süß, wenn er sich Dinge einredete. Je sicherer ich mir jedoch war, dass da was zwischen uns war, desto unsicherer schien er zu werden. Er war die letzten Tage nachdenklich gewesen und er überraschte mich bei unserem täglichen Chai Latte in der Mittagspause plötzlich mit einem: "Tae, ich denke wir sollten uns nicht mehr sehen."

Ich zog nur eine Augenbraue hoch. Der Junge hatte Nerven. Er machte Schluss mit mir, noch ehe ich die Chance gehabt habe, ihn um den Verstand zu küssen. Ich sah ihn bedeutungsvoll an. "Oh Jungkook", meinte ich nur, "was geht dir jetzt wieder durch den Kopf?" Er stand auf und sah mich unsicher an. "Tae... ich denke doch nur an dich", sagte er und neigte traurig den Kopf. "Du hast es selbst gesagt: Dein Vater wird das nicht akzeptieren und ich hab das Gefühl du interpretierst..." "Du bist der, der über eine Beziehung nachdenkt gerade", ich schmunzelte amüsiert. Er wurde rot und wandte sich ab. "Das ist nicht die Zeit für Grundsatzdiskussionen. Ich kann und will nicht dafür verantwortlich sein, dass du nicht machen kannst, was du liebst, nur weil du eine dumme Entscheidung triffst." Damit kramte er Geld aus der Tasche. Er ließ mich nie bezahlen. "Wag es nicht, abzuhauen", sagte ich und schlug einen leicht drohenden Tonfall an.

Er warf mir einen Blick zu, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging nach draußen. Ha. Ohne mich. Ich legte schnell noch einen Schein auf den Tisch, dann folgte ich ihm. Ich holte ihn ein und schnappte ihn an der Hand. Der Schwarzhaarige war zunächst überrascht. Hatte er wirklich nicht damit gerechnet, dass ich ihm folgte?

Da vermutete er also, dass ich Gefühle für ihn hegte, doch er unterschätzte massiv, wie stark diese waren. Ich schleifte ihn also mit mir und stolperte hinter mir her. Ohne Gegenwehr wohlgemerkt. Ich pfiff ein Taxi ran und sobald eins hielt, schubste ich Jungkook auf die Rückbank und kletterte hinterher. "Wohin gehen wir?", fragte er.

"Zu mir nach Hause und dann diskutieren wir das in Ruhe aus", antwortete ich und sagte dem Fahrer die Adresse. Ich setzte gerade alles auf eine Karte. Entweder klappte das, was ich vorhatte, oder ich würde ihn ganz verlieren, doch ich wollte auch keine halben Sachen mehr. Vorm Haus standen keine Autos, also waren meine Eltern nicht da. Auch gut.

Ich bedeutete Jungkook, dass er aussteigen sollte und ich tat es auch gleich. Schnell bezahlte ich den Fahrer und kramte meinen Schlüssel aus meiner Jackentasche. Ich schloss die Tür auf. "Du bist sauer", stellte er fest und betrachtete mich von der Seite. Ich schlüpfte ins Haus, ließ ihn folgen und warf von weitem den Schlüssel in die dafür vorgesehene Schale. Dann sah ich ihn an.

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