Ava

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Mia folgte der noch immer weinenden Ava. Das Haus wirkte gemütlich und aufgeräumt. Alles war in hellen Farben gehalten und Ava führte Mia in die Küche. Mia sah aus den Augenwinkel Bilder und Fotos an den Wänden hängen, konnte aber ihren Blick nicht von der Frau vor sich lösen, um diese genauer in Augenschein zu nehmen. Ein Topf stand auf dem Herd und die Schürze ließ darauf schließen, dass die gerade noch gekocht hatte.

„Setz dich hin, Liebes. Möchtest du einen Kaffee? Ich mach uns erst mal einen Kaffee?"

Die Stimme von Ava klang immer noch brüchig und Mia spürte immer wieder den ungläubigen Blick auf sich gerichtet.
Sie setzte sich und sah ihrer Mutter dabei zu, wie diese fahrig alles fertig machte. Es tat irgendwie gut zu sehen, dass es sie nicht kalt ließ, ihre Tochter zu sehen.

„Wie hast du mich gefunden?"

„Ich habe dich gar nicht gefunden, sondern Samuel, mein Freund, mein Verlobter...
Er hat ohne mein Wissen nach dir, nach meinen Eltern suchen lassen. Anfangs war ich sehr überfordert damit, dass ich die Möglichkeit haben sollte, zu erfahren wer ihr seid, aber dann hat es mich nicht mehr los gelassen."

Mia redete leise und wieder spürte sie, wie die Liebe zu Samuel in ihr hoch schwemmte und sie erfüllte. Allein der Gedanke an ihn, ließ sie ruhiger werden.

„Es freut mich, dass er das getan hat, Mia. Ich habe mich schon lange danach gesehnt, dich kennen zu lernen. Dir alles zu erklären. Zu sehen, wie es dir geht, ergangen ist."

Unsicher kam Ava zu Mia herüber und stellte die Tassen vor sich ab.

„Ich weiß, ich habe kein Recht dazu, aber ich freue mich sehr. Es ist kaum ein Tag vergangen, in dem ich nicht an dich gedacht hätte."

Die Stimme von Ava brach und Mia glaubte ihr jedes Wort. Vor ihr sass eine gebrochene Frau und sie spürte die Liebe, die von dieser Frau ausging.

„Warum? Warum bin ich nicht bei dir groß geworden, Ava?"

Die Frau sah sie an und nickte. Mia sah wie sie mit sich rang.

„Mir war klar, dass diese Frage kommen würde und du hast natürlich ein Recht es zu erfahren. Vorher möchte ich dir aber noch sagen, dass es mir leid tut... Ich habe die Zeitungsartikel gelesen, ich weiß einen gewissen Teil und es tut mir leid, dass du so leiden musstest. Mia hätte ich es gewusst, ich hätte versucht dich zurück zu holen..."

„Du wusstest also wo ich bin?"

Neugierig sah sie ihre Mutter an. Wenn sie gewusst hatte, wo sie war, wieso hatte sie sie nicht kontaktiert?

„Ja, seitdem du in der Presse aufgetaucht bist, habe ich alles verfolgt. Du wirst dich sicherlich fragen, warum ich dich nicht kontaktiert habe,... ich,... ich wusste einfach nicht wie. Außerdem wusste ich nicht, ob du mich überhaupt sehen möchtest. Ich fand es irgendwie nicht richtig. Ich habe einfach gedacht, dass wenn du es möchtest, du mich suchen wirst. Und jetzt bist du da."

Mia nickte, sie verstand Ava. Es musste schwierig gewesen sein, sie nicht zu kontaktieren. Die Bilder zu sehen, über die eigene Tochter zu lesen, aber nichts machen zu können.

„Ja, jetzt bin ich hier."

Beide sahen sich schweigend an. Die Stille war trotzdem nicht unangenehm. Sie musterten sich. Mia erkannte so vieles von sich selbst in dieser Frau. So könnte sie also aussehen, wenn sie älter wurde.

„Du bist so wunderschön. Ich konnte es kaum glauben, als ich die Fotos von dir sah. Du bist so erwachsen geworden. Das letzte Mal, als ich dich im Arm gehalten habe, warst du so winzig. Aber ich habe dich sofort erkannt. Dein Gesicht könnte ich niemals vergessen..."

Lost in you (Band 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt