DAS WIEDERSEHEN

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Eine Woche ist mittlerweile vergangen, seit ich aus dem Krankenhaus raus bin. Heute Mittag habe ich einen Termin, um die Naht entfernen zu lassen. Ich freue mich sehr, da ich mich dann an der Stelle zum Beispiel endlich kratzen kann. Denn am Anfang als meine Wunde noch frisch war, juckte diese fürchterlich und ich konnte nicht kratzen. Denn sonst wäre die Naht aufgeplatzt und das wäre nicht gut gewesen.
Gestern kam Jana aus dem Urlaub zurück, ich habe ihr alles ausführlich berichtet. Das meiste hat sie zwar interessiert, aber als ich auf Dr. Schmidt zu sprechen kam, war sie wirklich ganz Ohr. Ich habe ihr erzählt wie die erste Begegnung mit ihm verlief, über den Streit und bis hin zur Entlassung. Ab und an mal hat sie ihre Meinung dazu gegeben und Fragen gestellt. Natürlich habe ich all ihre Fragen beantwortet, denn eigentlich gibt es ja nicht's zu verheimlichen.

*16:00 Uhr*
Ich sitze im Wartebereich und lese gerade ein Buch, als ich aufgerufen werde. Ich folge der Krankenschwester in den Behandlungraum, und dort- so sagt mir das die Schwester- muss ich noch kurz warten.
Ganze 10 Minuten vergehen, als endlich ein Arzt, den Raum betritt. Er entfernt mir die Naht und schaut ob die Narbe, wirklich gut verheilt ist.
Nach weiteren 10 Minuten, kann ich endlich gehen. Mit der bitte vom Arzt, dass ich auf das Bein acht geben solle und wenn ich merke, dass sich etwas verändert, sofort zum Arzt gehen solle. Ich besänftige ihn damit, dass ich das auf jeden Fall machen werde. Dann verabschieden wir uns und ich gehe.
Als ich kurz vorm Ausgang ankomme, höre ich eine männliche Stimme, meinen Namen rufen.
"Mia! Warte!"
Ich drehe mich um und schaue mich um, wer nach mir gerufen hat. Als ich ein bekanntes Gesicht sehe, habe ich das Gefühl, als würde mein Herz stehen bleiben. Es ist: Dr Schmidt. Ich hätte ihn fast nicht mehr erkannt, denn er hat ganz normale Kleidung an. Er kommt auf mich zu und mein Atem stockt ein wenig, denn er sieht in normaler Kleidung noch besser aus, als in seinem Arztkittel.
"Hallo Dr. Schmidt.", begrüße ich ihn.
"Hallo Mia, was machst du denn hier?"
"Ich habe meine Naht entfernen lassen."
"Verstehe, und wie geht es dir?"
"Mir geht es gut, danke, und selber?"
"Mir geht es auch gut. Willst du mit mir ein wenig im Park spazieren?"
Meine Hände werden ganz feucht und mein Puls geht schneller, als er mir die Frage stellt.
"Ja, gerne."
"Okay, schön. Gehen wir."
Wir gehen ungefähr eine halbe Stunde durch den Park und reden über verschiedene Themen. Dabei fühle ich mich gut, denn wenn er kein Kittel an hat ist er wie ein anderer Mensch.
Dann sagt er: "Ich muss jetzt leider los. Denn ich muss noch ein wenig Einkaufen."
"Okay, gehen Sie ruhig. Das kann ich nachvollziehen."
"Der Spaziergang war schön. Vielleicht sieht man sich irgendwann nochmal."
"Fand ich auch. Ja vielleicht sieht man sich wieder."
"Okay, dann auf Wiedersehen Mia."
Er reicht mir seine Hand, und ich ergreife sie. Als er meine Hand los lässt kribbelt diese.
"Auf Wiedersehen Dr. Schmidt."
Als er mir ein letztes Lächeln schenkt und davon geht, bleibe ich zurück und schaue ihm hinter her. Jetzt wo er weg ist, legt sich ein bedrückendes Gefühl auf meine Brust. Es war schön ihn wieder gesehen zu haben, aber irgendwie kommt es mir komisch vor, da er zu nett war heute.

*20:00 Uhr*
Das Gespräch bzw. der Spaziergang, geht mir nach 3 Stunden immer noch nicht aus dem Kopf. Ich frage mich zu einem, warum Dr. Schmidt so gut gelaunt war und zum andern, warum ich mich in seiner Nähe wohl gefühlt habe.
Weil du in Schmidt verknallt bist, meldet sich meine innere Stimme plötzlich. Das kann und darf nicht wahr sein, das wäre ja wie ein Weltuntergang. Er ist eigentlich ein Arschloch. Er ist böse und arrogant. Und ich bin quasi ein Engel in Person. Ich bin nett und zuvorkommend.
Aber heute war er fast wie ich. Entweder hat er eine gute Show abgezogen, oder er ist doch kein Arschloch, für das ich ihn gehalten habe.
Ich schreibe diese Gedanken in mein Tagebuch, das ich seit Jahren nicht mehr benutzt habe. Denn irgendwo muss ich ja meine Gedanken los werden.
Nach 15 Minuten bin ich fertig, ich gehe ins Bad und putze mir die Zähne.
Danach ziehe ich mich um und lege mich ins Bett. Mein Buch kommt mir gerade recht, also nehme ich es und lese ein wenig darin, um auf andere Gedanken zu kommen.
Nach 30 Minuten lege ich das Buch weg, mache die Tischlampe aus, schließe ich meine Augen und gleite in den Schlaf...

Herzschlag mal anders💗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt