DIE ENTLASSUNG

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Ich wache schon sehr früh auf, also klingel ich nach einer Schwester. Die übliche Routine muss heute, zum Glück, das letzte mal vollzogen werden.
Ich bin ziemlich aufgewühlt und aufgeregt, denn ich kann es kaum erwarten. Zwar wohne ich 2 Wochen, dann bei meiner Mutter. Aber das ist ja auch nur übergangsweise.

*10:30 Uhr*
Dr. Schmidt klopft heute nicht an der Türe, sondern er stürmt quasi in mein Zimmer.
"Guten Morgen Mia, heute ist es endlich soweit- du wirst entlassen!"
"Guten Morgen Dr. Schmidt, ja endlich!"
"Und wie fühlst du dich?"
"Ich bin echt überglücklich und fühle mich bereit."
"Das kann ich verstehen."
"Ja"
"Hier habe ich deinen Entlassbrief, den du bitte deinem Hausarzt morgen geben musst."
"Okay werde ich machen."
Dr. Schmidt überreicht mir den Brief.
"Danke sehr."
"Also du musst in 1 1/2 Wochen nochmal hier her kommen um die Nähte entfernen zu lassen."
"Ja das wusste ich ja schon letzte Woche. Hahaha."
Auch Schmidt lacht. Er kann doch ganz okay sein.
"Das stimmt. Und das beste ist, du hast zwar Schrauben in deinem Bein, die aber zum Glück nicht entfernt werden müssen."
"Achso ist das so? Denn eigentlich kenne ich nur die Methode, dass man die Schrauben wieder entfernen muss."
"Das stimmt eigentlich, aber vor kurzem hat man eine neue 'Technik' entwickelt."
"Aha, das wusste ich noch gar nicht."
"Naja, wie schon gesagt, ist diese Art von Operation ziemlich neu."
"Verstehe."
"Ja. Wenn dein Bein irgendwelche Probleme macht. Gehe bitte sofort zu deinem Hausarzt oder hier in die Notaufnahme."
"Warum was könnten denn für Probleme auftreten?"
"Naja es könnte zum Beispiel plötzlich weh tun, besonders wenn du jetzt auf Gehkrücken läufst und die Operation noch ziemlich frisch ist."
"Okay, dann werde ich mir Ihren Rat zu Herzen nehmen."
"Das solltest du auch."
Dr. Schmidt wirft mir wieder einen dieser intensiven Blicke zu, bevor er weiter spricht.
"Also zum Mittagessen, kannst du noch hier bleiben. Und danach, kann eine der Krankenschwester, dir ein Taxi rufen wenn du magst."
"Das ist sehr freundlich. Nein die Krankenschwester brauchen mir kein Taxi zu rufen, denn meine Mama holt mich ab. Trotzdem Danke für das Angebot."
Ich schenke ihm ein Lächeln und er erwidert es.
"Achso, na dann gute Genesung und auf Wiedersehen Mia."
"Danke Herr Dr. Schmidt und auf Wiedersehen."
Wir nicken gegenseitig noch einmal und Lächeln- naja Schmidt eher weniger als ich- bevor er aus meinem Zimmer geht.

*3 Stunden später*
Mittlerweile bin ich Zuhause und stehe in meinem alten Jugendzimmer.
Es ist ein komisches Gefühl nach 2 Jahren wieder hier zu stehen. Zwar besuche ich meine Mutter, aber auch nur zu bestimmten Festen. Und danach gehe ich wieder in's Schwesternwohnheim. Aber jetzt 2 Wochen hier zu wohnen, ist ein komisches Gefühl.
Ich setze mich auf mein Bett, und suche in meinem Nachtkästchen nach etwas.
"Ahh, da ist es ja", sage ich leise.
Mein altes Tagebuch! Ich ziehe eine Haarspange aus meinem Haar, und öffne es somit. Es ist schon etwas länger her, als ich das letzte mal darin geschrieben habe. Ich lese ein wenig darin, und muss über vieles schmunzeln. Auf manchen Seiten überkommt mich aber auch,ein bedrückendes Gefühl.

*1 Stunde später*
Ich bin ungefähr schon bei der Mitte des Buches, und weiß so ungefähr was jetzt kommen wird. Der Verlauf zwischen meinem damaligen Freund und mir. Als ich die ersten paar Zeilen lese, bin ich erst fröhlich. Doch umso weiter ich blättere, werde ich ein wenig traurig. Marc hat mich nach einem halben Jahr verlassen, weil "die Chemie" nicht stimmte, so sagte er es.
Mittlerweile bin ich über ihn hinweg, doch früher war es für mich wie ein Schlag ins Gesicht und die Magengrube. Seitdem habe ich kein Freund mehr und das liegt jetzt auch schon 5 Jahre zurück. Ich habe zum Glück immer etwas zu tun, ob es jetzt die Ausbildung bzw. das Lernen ist. Oder ich mich mit Jana treffe oder zu meiner Mama an manchen Wochenenden fahre. Hab ich nur selten Zeit um zu Nachdenken.

*19:00 Uhr*
Ich gehe noch ein wenig raus, und sehe der Sonne zu wie sie langsam sinkt. Ich bin echt froh dass ich wieder laufen kann. Denn 2 Wochen in einem Rollstuhl zu sitzen, schlaucht. Ein Mitarbeiter der Reha im Krankenhaus, hat jeden Tag mit mir ein wenig trainiert. Und kurz bevor ich aus dem Krankenhaus kam, sagte er mir noch, ich solle jeden Tag laufen. Also halte ich das strikt ein.
Habe ich schon erwähnt, dass ich Sonnenuntergänge liebe? Besonders wenn der Himmel sich zum Beispiel, in verschiedenen Gelb und Orange Töne färbt.

*21:00 Uhr*
Ich liege Bettfertig in meinem Bett, und lese ein neues Buch. Ich lese noch schnell die letzten paar Zeilen, bevor das nächste Kapitel anfängt. Danach lege ich das Buch weg und lasse die letzten 3 Wochen, noch einmal durch mein Kopf gehen. Umso mehr ich darüber nachdenke, umso mehr schneller rast mein Herz. Denn plötzlich wird mir bewusst, dass ich Dr. Schmidt nie wieder sehen werde.
Zwar war er ein Idiot, aber er hatte auch eine gute Seite an sich.
Zwar kam diese nicht besonders oft an die Oberfläche, doch ich weiß und ich bin mir ziemlich sicher dass jeder Mensch einen weichen Kern hat.
Bevor ich nachher nicht mehr schlafen kann, höre ich abrupt auf darüber nach zu denken.
Ich mache meine Tischlampe, drehe mich auf die Seite und schließe meine Augen.

Herzschlag mal anders💗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt