Kapitel sieben: Unterschrift

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"Möchtest du irgendetwas Bestimmtes hören? Oder soll ich meinen I - Pot einfach auf Shuffle stellen?" - "Zufällig klingt gut" meinte er und lächelte wieder. Wenn er lächelte war ich mir nicht sicher, ob es echt war, oder einstudiert, aber ich kannte ihn auch nicht.

Ich drückte auf Play, sah aber früh genug dass das erste Lied, Buddha for Mary von 30 Seconds To Mars war, stattdessen begann der nächste Song, nicht von 30 Seconds. "Interessantes Lied" meinte mein Onkel, ich antworte nur: "Mein Lieblings Lied - Demolition Lovers von My Chemical Romance" er nickte.

 Ich würde nur allzu gerne wissen, was in diesem einen Moment, an dem wir auf meinem Teppich saßen, ihm durch den Kopf ging, wahrscheinlich genau so viele Gedanken wie in meinem.

Es war seltsam zu wissen, das er derjenige war, für dessen Stimme ich eine Stunden in einer Schlage gewartet hatte, nur um ihn zu hören. Das er und sein Bruder, diejenigen waren, die ich unterstütze, mit dem Kauf einer ihrer CDs. Es half auch nicht meinen Gedankenstrom zu bremsen, das ihre Band einmal auf der Zimmerwand in meinem Haus hing, ich wunderte mich, warum Dad nie etwas gesagt hatte, keine einzige leise Andeutung. Aber vielleicht hatte er mir deswegen erlaubt zu ihrem Konzert zu gehen mit 12, zusammen mit Gerhard natürlich, weil er sich schuldig gefühlt hatte, seinen Kindern etwas vorenthalten zu haben? Mein Vater musste seine Gründe gehabt haben, er hatte für alles seine Gründe gehabt, auch wenn wir Kinder sie manchmal nicht sofort nachvollziehen konnten. Doch ich erfuhr an diesem Nachmittag nicht, was im Kopf meines Onkels vor sich ging, denn ich blieb stumm und fragte auch nicht danach, zu pervers war mir die Situation, einen Fremden zu fragen, was er sich gerade dachte. Also öffnete ich meine Mappe um das erste Bild herauszuholen. Es zeigte ein Pärchen, einen jungen Mann mit weißem Leibchen. Er stand hinter einer Bank und seine Finger umfassten die Bank, seine Hände waren  durchgestreckt, er trug einen Herrenhut und beugte sich über die Bank, sodass er seiner Freundin, welche auf der Bank saß ins Gesicht blickte. Sie sah zu ihm auf, ein zierliches Ding in einem schlichten Kleid der Siebziger, ihre Haare war glatt, braun und lang und wurde vom Wind verweht. Auf meinem Bild war es Frühling, leuchtend weiße Blüten übersäten den Strauch, welcher hinter ihnen wuchs. Das Bild war mit Pastellkreide gemalt. Während er das Bild betrachtet flogen meine Gedanken zu dem Jungen, bei dessen Gedanken ich war, als ich das Bild gemalt hatte. Jared schaute auf "Erzählst du mir die Geschichte zu diesem Bild?" fragte er -" Wenn wir uns besser kennengelernt haben" antwortete ich. Ich weiß nicht, Warum ich es so sagte, aber ich tat es einfach. "Dann haben wir ja ein Ziel' meinte er lächelnd und ich zog das nächste Passepartout aus der Mappe. Er wollte mich also kennenlernen, oder benutzte einfach eine Redewendung um freundlich zu sein. Er konnte Leute ideal täuschen, er war Schauspieler, er war es gewohnt zu täuschen und Täuschungen zuzulassen. Diese Bild war eine Kohlezeichnung, von einer Waldweg - Zweigung, deswegen hatte ich es in Backpapier eingeschlagen, damit die Kohle, trotz des Fixa Tiefs nicht abbröckelte und meine Restlichen Werke mit Staub überseht wurde. Ich nahm Bild nach Bild aus meiner Mappe und er betrachtete sie, ich beobachtete ihn. Wir begannen zu reden, ich war froh, das er erzählte und nicht ich, es war seltsam angenehm und doch skurril. Obwohl er gegenüber vor mir auf meinem Boden saß, war er noch immer so etwas wie ein unerreichbarer Stern, außer man setzte sich in eine Rakete und hob ab in das All. Aber ich war keine Astronautin, ich war kein Mädchen das sich auf Stars stürzte wenn sie nur in deren Nähe kamen. Ich sah das ihm schon etwas länger auf der Zunge lag, schließlich fragte er: „Darf ich dich etwas fragen Flore?" ich nickte „Du hast auf den meisten Bilder die Initialen AFS geschrieben" ich schluckte, ich hatte gehofft er würde dieses Thema nicht ansprechen. Automatisch umklammerte ich mit meiner linken Hand, die Rechte. Ich tat dies oft unbewusst und meine Hand verkrampfte sich dann und ich hatte meine Finger knallrot auf meinem Oberarm abgezeichnet. Obwohl ich wusste, dass sich meine Finger bereits sicherlich zu sehen waren drückte ich weiter. Es machte keinen Sinn, ob ich es ihm jetzt sargte, ich war mir ziemlich sicher, dass er es ohnehin schon wusste. „Mein voller Name ist Anne - Flore Beatrice Letizia Scheiber. Eigentlich haben zu mir immer alle Anne – Flore gesagt, aber nachdem meine Mutter Anna heißt, habe ich es seit letzter Zeit einfach gelassen“ Er lächelte wieder, eigentlich tat er dies die ganze Zeit. „Und Scheiber, weil deine Mutter Scheiber heißt, und dein Vater ihren Namen angenommen hat, oder?“ Ich nickte, es tat gut, das er über meine in der Gegenwart Mutter sprach, so, als währe sie im Nebenzimmer, oder im Wohnzimmer bei meiner restlichen Familie. „Warst du eigentlich schon einmal bei einem unserer Konzerte?“ eine weitere Frage vor der ich mich eigentlich gedrückt hatte, aber Onkel Jared hatte eine symphytische, fließende Art und ich hatte mich seit langen mit niemanden so schnell unterhalten und wohlgefühlt, es kam mir fast so vor, als währen wir teilweise auf der selben Wellenlänge, wenn doch Kilometer entfernt. „Ja, um genau zu sein war Thirty Seconds To Mars mein allererstes richtiges Konzert, nur Gerhard und ich, ich war damals zwölf, ich hab sogar ein T-Shirt bekommen“ ich stand auf und ging in zwei großen Schritten zu meinem Kasten. Zum Glück war mir mein T – Shirt auf die Schnelle eingefallen und meine Antwort passend um mich wegdrehen zu können, ich spürte, wie meine Wangen mehr glühten, als sie  es schon den ganzen Tag getan hatten. Ich öffnete die Schranktüre, das Leibchen hatte ich mit einem Blick gefunden, es war das einzige violette T - Shirt auf meinen Band Shirt Stapel, und davon hatte ich drei. Ich zog es heraus, entfaltete es und hielt es ihm hin, „Schaut cool aus,“ meinte er „willst du eine Unterschrift von deinem Onkel drauf? Es weiß schließlich keiner das wir verwand sind, da kannst du in der Schule damit angeben“ er grinste wie ein sechs jähriger Junge mit Zahnlücke, nur das er keine hatte. „Währ ziemlich cool, warum auch nicht“ meinte ich und warf ihm das Leiberl zu, während ich in meinem Schreibtisch nach einem Sharpie suchte, ich fand keinen, dafür aber einen Edding, der auf Textilien hielt und warf ihn diesen zu.

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