𝐍𝐮𝐫 𝐍𝐚𝐫𝐫𝐞𝐧 𝐥𝐚𝐬𝐬𝐞𝐧 𝐒𝐤𝐥𝐚𝐯𝐞𝐧 𝐟𝐫𝐞𝐢.
So lautet das bekannteste Sprichwort in Tel'Narae, in dem Sklaverei zum Alltag der Bürger und zum Schicksal der Unfreien gehört. Es ist eine barbarische Welt, regiert von Stahl und in der Han...
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Die Luft roch nach heißem Eisen, Glut und versengten Fleisch.
Solace wollte schreien, sich von den Griffen lösen und weglaufen, aber sie konnte es nicht. Sie wusste, dass sie es nicht konnte. Sie wusste, dass es die Dinge nur noch schlimmer machen würde. Ihr Herz raste so heftig, dass sie dachte, es würde versagen. Sie betete, dass es das tat, bevor Tel'Narae die Chance hatte, ihr den Rest ihrer Würde zu nehmen.
Ihre Menschlichkeit, ihren Stolz und ihre Selbstachtung.
Sie sank zu Boden; machtlos und seelisch überwältigt von dem, was sie gerade erlebt hatte. Ihr Bein brannte, schmerzte, aber die Pein wirkte jetzt unerheblich im Vergleich zur Tragweite dessen, was ihr nun zutiefst erschüttert bewusst wurde: Sie hatten es tatsächlich getan. Sie hatten sie wie Vieh gebrandmarkt. Hatte sie davor noch geglaubt, entkommen zu können und ihr Leben irgendwie wieder gerade zu biegen, musste sie sich jetzt ihre völlige Machtlosigkeit eingestehen. Sie hatte der Realität nicht entkommen können. Ihr eigener Leib war gekennzeichnet als etwas, das sie nicht war, und das war schlimmer als jeder Schmerz, jede Demütigung, und jedes feindselige Wort, dass sie in den letzten Tagen hören musste.Sie hatte das Brandmal bereits an anderen Sklaven gesehen, doch nie hatte sie sich vorstellen können, selbst eines zu tragen.
Die Männer ließen sie endlich los und sie begann zu würgen und zu schluchzen. Der Händler begutachtete das Brandzeichen, dann versorgte er das Eisen. Ihr Käufer warf ihr kurz einen ausdruckslosen Blick zu, dann ging er selbst zu dem Händler hin. Sie hatte ihn wohl falsch eingeschätzt. Er war ein rücksichtsloser, grausamer Mann, der es amüsant fand, wenn ein Mädchen sich vor Schmerzen krümmte und sich die Seele aus dem Leib schrie. Die ganze Zeit hatte er nur schweigend zugesehen und sich einen Dreck um sie geschert.
Aber waren ihre hasserfüllten Gedanken angemessen? Was hatte sie überhaupt erwartet? War es nicht üblich, eine Sklavin als diese zu markieren? In Tel'Narae war es natürlich und andere seines Volkes würden ihn nicht als grausam bezeichnen, sondern würden sagen, dass es sich hierbei um einen völlig normalen Kerl handelte.
Ezekiel Zoharon, wiederholte sie in ihrem Kopf. Einen Namen, den sie niemals wieder vergessen würde.
Wer war er? Welchen Status hatte er in dieser Welt und welcher Schicht gehörte er an?
Zwar sah er mächtig aus mit seinem schwarzen Ledermantel und den hohen Stiefeln, gleichzeitig aber auch abgeranzt, seltsam unordentlich. Jedenfalls konnte sie mit gutem Gewissen sagen, dass er nicht zur Adelsschicht gehörte, und denen galt es aus dem Weg zu gehen. Vorhin war einer von ihnen mit Gefolgschaften durch den Markt marschiert, mit hoch erhobenem Kinn und wallenden weißen Umhang, stolz darauf, befähigt zu sein, sein geliebtes Imperium zu verwalten.
Schon früh hatte sie in den Politiklektionen ihres Vaters erfahren, dass Tel'Narae kein armes Land war. Es war reich an Erzen und der Sklavenmarkt war eine unerschöpfliche Geldquelle. Selbst mit eigentlich verfeindeten Nachbarländern wurde gehandelt, denn die besonderen Zuchtsklaven waren sogar weit über den Meerengen bekannt und wurden teuer verkauft. Die Arbeit der Menschen wurde durch Sklaven erleichtert und so hatte jeder die Chance, an ein bisschen angesammeltes Geld zu kommen.