𝟏𝟐┃𝐄𝐜𝐡𝐨 𝐝𝐞𝐫 𝐖𝐚𝐡𝐫𝐡𝐞𝐢𝐭

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[EZEKIEL]

[EZEKIEL]

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Ezekiel hatte keinen Nerv dafür. Seine Geduld war längst überreizt. Er hatte ein faustgroßes Loch in die Lehmwand geschlagen, und es war immer noch nicht genug. Sein Tag war nicht unbedingt überragend gewesen, doch dieses Mädchen schien ein Talent dafür zu haben, ihn in wenigen Sekunden zur Weißglut zu bringen.

Er hatte angenommen, sie für einen ganzen Tag lang Strafstehen zu lassen, würde sie für eine weitere Befragung weichklopfen. Zwar galt diese Art der Bestrafung noch als vergleichsweise milde, doch die schmerzenden Muskeln und überlasteten Gelenke verwandelten sie zu einer lang andauernden Qual, die selbst bei erwachsenen Männern Tränen in die Augen trieb.

Bei ihr waren es mehr als nur ein wenig Tränen, die ihr gerötetes Gesicht hinab kullerten. Sie weinte hemmungslos. Erst, als er sein Logbuch weiter sinken ließ, schniefte sie auf und hielt für einen kurzen Moment inne, in dem sie zu ihm hochsah. Der direkte Blick gefiel ihm nicht, doch er sah keine Herausforderung darin, sondern bloß Angst und Verzweiflung.

»Meister ... bitte«, flehte sie schwach und es machte den Anschein, als wollte sie wirklich zu ihm durchdringen.

Wahrscheinlich eine Täuschung, dachte Ezekiel. Er wusste nicht, woher ihr Wille kam, ihm zu trotzen. Je länger diese Unterhaltung ging, desto weniger ergab sie für ihn Sinn - aber er bemühte sich, der aufkeimenden Verunsicherung keine Beachtung zu schenken. Ich muss es wissen.

Wenn sie in der Lage war, Schriften zu lesen, könnte sie seinen ganzen Plan gefährden. Sie deswegen verkaufen zu müssen, kostete ihm Zeit und Energie, die er nicht hatte. Außerdem gefiel ihm ihr Temperament. Entgegen den meisten Barbaren hatte sie das Potential dafür, eine wirklich hervorragende Sklavin zu werden.

Misstrauisch trat er von ihr zurück und verschränkte seine Hände hinter seinem Rücken, wo er sich die Knöchel massierte. Wenn sie durch den Schmerz noch nicht genug herausgefordert war, hoffte er, sie durch den kalten Sarkasmus in seiner Stimme genug einschüchtern zu können.

»Ich hatte ja keine Ahnung, die durchtriebenste Sklavin in ganz Tel'Narae zu besitzen. Dass du es wirklich so bequem findest und die Nacht hier verbringen möchtest, hätte ich nicht gedacht.«

Sie tat ihr Bestes, ihm zu widersprechen. »Nein, ich-«

»Was du hier versuchst, ist nicht mehr als ein pubertäres Bekenntnis deiner Eitelkeit. Es ist töricht und wird dir nicht helfen können. Aber weißt du, was mir ganz viel Spaß macht?«, fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten. »Mit meinen Feinden zu spielen, ehe ich sie vernichte.«

Seine Augen verengend starrte er sie an. Sie begegnete seinem Blick ohne wegzusehen. Sie hätte wegsehen sollen. Es wäre klug gewesen.

Ezekiel legte sein Buch auf der Kommode ab und öffnete stattdessen die oberste Schublade. Beim Anblick der Peitsche, die er hervorholte, verzerrte sich ihr Gesicht. Er hatte schon öfters Peitschen in der Hand gehabt, doch sie waren stets einsträngig und mit kleinen Metallstücken versehen, um die Haut leicht abzuziehen. Diese hier war gnädiger, richtig angewendet zeichnete sie die Sklavin nicht. Soweit er wusste, wurde traditionell eine feste Anzahl vereinbart und anschließend ein weiterer Schlag hinzugefügt. Der Erinnerungsschlag. Es war meist der härteste Schlag von allen.

Nur Narren lassen Sklaven freiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt