A Gift For You - part 1

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Die Kälte lief ihr über den Rücken, als sie durch den Schnee stapfte. Sie hatte definitiv die falschen Schuhe für dieses Wetter angezogen. Stiefel. Mit Absatz. Und genau der war das Problem. Sie gab sich jede Mühe, zumindest den Anschein zu wahren, dass sie nicht alle zwei Schritte beinahe hinfiel. Leichter gesagt als getan. Von Profil konnte bei ihren Schuhen wohl auch nicht die Rede sein, das war ihr durchaus bewusst. Mistress hatte ihr am Morgen sogar noch gesagt, dass sie lieber flache Schuhe anziehen sollte, da Schnee vorhergesagt wurde. Aber nein, sie musste unbedingt die neuen Stiefel ausführen. Das durfte sie Mistress keinesfalls erzählen, die würde sich nur einen Spaß draus machen und sie damit aufziehen. Sie liebte es, ihre kleine Sub mit kleinen Dingen aufzuziehen, die sie sich selbst zuzuschreiben hatte. Aber genug davon jetzt. Sie musste sich beeilen, wollte sie noch rechtzeitig nach Hause kommen. Mistress hatte strikt etwas gegen Unpünktlichkeit. Verständlicherweise, sie machte sich dann Sorgen um ihren kleinen Tollpatsch.

„Endlich!", seufzte sie erleichtert, als die rot blinkende Store-Überschrift in Sichtweite kam. Die immer dichter werdenden, kleinen Schneeflocken versperrten zwar die Sicht, doch auffälliger konnte man einen Sex-Shop nicht gestalten. Ihre Schritte wurden schneller und sie schüttelte sich etwas, damit der frische Schnee von ihrem Mantel fiel, als sie im Eingangsbereich stand. Die Frau hinter dem Tresen grinste nur amüsiert. Sie waren gute Freunde. Tattoos übten eben doch so etwas wie eine vorprogrammierte Anziehungskraft aus.

Mit einem Zwinkern holte Amanda dann die schwarze Tüte unter dem Tisch hervor und reichte sie ihr. Im Laden einkaufen mochte sie lediglich, wenn ihre Mistress dabei war. Ansonsten fühlte sie sich unsicher und unwohl, wenn die Blicke der Männer sie schier auszuziehen vermochten. Ihre Mistress war da jedoch sehr beeindruckend. Sie trug immer eine schmale und unauffällige, aber dennoch deutlich sichtbare Leine mit sich. Und wenn sie sich dann entschieden, einen kleinen Abstecher in solch einen Laden oder anderweitige Gefilde zu machen, hakte sie die Leine in das Halsband und schon konnte jeder sehen, wer hier wem gehörte.

Amanda war jedoch immer so freundlich und bestellte für sie hier in den Laden. Zumindest wenn sie eine Überraschung für ihre Domme plante und diese nicht einfach das Paket öffnen sollte. Das war ein kleines Übereinkommen, das sie hatten, einfach um ihre Beziehung und das Machtgefälle zu stärken und zu unterstreichen. Mistress öffnete jedes Päckchen und jeden Brief, die bei ihnen in die Wohnung flatterten. Wollte sie ein Geschenk für Mistress bestellen, dann hatte sie es eben anders zu bewerkstelligen. Mistress wollte damit auch auf Nummer sicher gehen, dass ihrer kleinen Sub die Ideen und die Kreativität nicht ausgingen. Im buchstäblichen Schlafzimmer hatte die nämlich weder zu denken, noch eigene Ideen zu bringen. Da war sie ein mindless fucktoy und Ideen durften nur unter gewissen Bedingungen mit einfließen, die ein großes Bisschen Respekt und Scham mit sich brachten.

„Was darf ich dir denn geben dafür?", erkundigte sie sich nun nach dem Preis der bestellten Sachen. Amanda jedoch grinste nur erneut und deutete auf ein kleines Poster hinter sich. 50% für Stammkunden. Mistress und sie hatten gemeinsam eine Couple-Card. Und damit gehörten sie definitiv zu den Stammkunden. Ein Glück für sie, denn das Zeug konnte ziemlich teuer werden. Nachdem sie eine Weile in ihrer Tasche nach dem Geldbeutel gekramt hatte, legte sie den übrig gebliebenen Betrag auf den Tisch und nahm dann die Tüte vom Tresen.
„Vielen Dank noch einmal! Bis bald, Mandy", rief sie, ehe sie aus der Tür verschwand und zurück in die Eiseskälte musste. Sie mochte Winter und kaltes Wetter ja wirklich, aber sie hatte definitiv das falsche Schuhwerk an und zudem auch noch ihren Schal vergessen, der bei solchem Wetter wirklich unabdinglich war. Innerlich verfluchte sie sich gerade und murmelte leise Beschimpfungen auf sich selbst und das Wetter. Nur gut, dass sie alleine war. Schimpfwörter waren ein Tabu in ihrer Erziehung als Sub.

Demut und DominanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt