vier.

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c h a n y e o l



» Chanyeol, stell dich bitte kurz da rüber. « Ich ließ einen hörbaren Seufzer verlauten und bedachte die hohe Decke mit einem bissigen Blick nach oben, folgte dann aber doch dem Fingerzeig meiner Mutter, die mich seit geraumer Zeit vom einen zum anderen Punkt scheuchte an dem ich, mein Bruder und die beiden chinesischen Kronprinzen potentiell bei der Verlobungsfeier heute Abend stehen würden. Ich hätte mir denken sollen, dass es keine gute Idee war den Festsaal überhaupt zu betreten solange die Vorbereitungen noch immer im Gange waren. » So besser? «, fragte ich ohne jegliche Motivation. Warum war es eigentlich immer ich, der in solche Situationen geriet? Sehun erwischte es nie.


» Besser wäre es, würdest du deine Schultern nicht so hängen lassen, Chanyeol, bitte reiß dich zusammen «, tadelte mich meine Mutter, woraufhin ich erneut seufzte, mich aber dennoch aufrichtete, fragend die Arme ausbreitend.

Sie betrachtete mich und meine Position für einen Moment mit schmalen Augen, drehte dann den Kopf um die Kaiserin neben sich stumm nach ihrer Meinung zu fragen. Diese sagte etwas, das einen Moment später von ihrem Übersetzer als » Es gefällt mir sehr gut, dennoch solltet Ihr Euren Sohn nicht derartig quälen. « übersetzt wurde. 

Gleich wurde mir die Frau sympathischer.
Meine Mutter kicherte hell. » In Ordnung, Chanyeol, du kannst fürs Erste gehen. Vergiss aber nicht deinen Termin zur Anprobe, hörst du? « Wie könnte ich? Sie hatte mich bereits dreimal daran erinnert, ganz zu schweigen von Minseok der mir ebenfalls schon angedroht hatte er würde mich am späten Vormittag abholen, um mich zum königlichen Schneider zu bringen.
» Natürlich nicht «, erwiderte ich brav, nickte dann der Kaiserin höflich zu und verabschiedete mich schleunigst aus den Räumlichkeiten.

Auf den Fluren begegnete ich Luhan und Baekhyun, welche mir in leisem aber ernstem Tonfall redend entgegen kamen. Wir hielten an sobald wir auf gleicher Höhe waren. » Guten Morgen, Prinz Chanyeol «, wurde ich höflich von Luhan begrüßt, Baekhyun schenkte mir einzig ein förmliches Nicken. Nichtsdestotrotz setzte ich ein Lächeln auf, sah beide nacheinander an während ich sie meinerseits begrüßte, jedoch blieb mein Blick bei meinen nächsten Worten an Baekhyun kleben. » Welch eine Freude. «


Wider Erwarten öffnete sich daraufhin tatsächlich der Mund meines Verlobten. » Die Freude ist ganz meinerseits. « Worte so trocken wie Sand und Augen so kalt wie Eis vermochten mir einen lauen Schauer über den Rücken zu jagen. Ich war bis jetzt noch nicht schlau daraus geworden, was genau ich gesagt hatte, um Baekhyun am vorgestrigen Abend dermaßen zu verärgern. Vielleicht lag es ja tatsächlich daran, dass ich seinen Bruder despektierlich verschmäht hatte, allerdings konnte ich mir kaum vorstellen, dass das alles war. Vielleicht, ja vielleicht konnte er mich einfach nur nicht ausstehen. Bevor ich dies aber zweifelsfrei wusste, würde ich nicht ohne weiteres aufgeben.


Mein Lächeln mochte an diesem Punkt zwar an Verbitterung gewonnen haben, ich zwang mich jedoch es aufrecht zu erhalten. » Seid Ihr schon gespannt auf die Feierlichkeiten? Unsere Eltern scheuen ja keine Kosten und Mühen, wie mir scheint «, versuchte ich es mit freundlichem Geplauder.

Luhan antwortete mir auf diese Frage. » Wir freuen uns schon. « Aus irgendeinem Grund war ich mir sicher, dass dies nicht nur für Baekhyun - der seine Abneigung in Form eines abschätzigen Blickes mehr als deutlich machte - sondern auch für Luhan selbst gelogen war.

» Ich mich ebenso «, erwiderte ich mit sanfter Stimme, sah wie der Ältere der beiden Brüder mir ein mechanisches Lächeln zuwarf und wie Baekhyuns Blick, sowie seine Aufmerksamkeit auf die Landschaft draußen vor dem Fenster gerichtet war.


Es herrschte für einen Moment Stille, bis Luhan diese im Interesse aller Beteiligten brach. » Nun, dann sehen wir uns später zu den Festlichkeiten. «

» Das werden wir «, bestätigte ich nickend und versuchte erneut Augenkontakt mit Baekhyun herzustellen, allerdings würdigte er mich keines weiteren Blickes.

Und damit gingen wir unbeirrt weiter unserer Wege.

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