vierzehn.

365 52 104
                                    

b a e k h y u n


Die Wochen bis zu Chanyeols Krönung waren wie im Flug vergangen. Unsere Tage waren derart überfüllt mit Lernen und Bücherlesen gewesen, dass wir abends zumeist vollkommen erschöpft ins Bett fielen und sofort einschliefen, bis wir am nächsten Morgen geweckt wurden und unsere Studien weiterführten. Es war furchtbar eintönig.

Der Gedanke, dass ich wohl noch mit sechzehn Jahren heiraten und zum König gekrönt werden würde, etwas das vor kurzem noch völlig abstrakt und surreal erschienen war, wurde immer mehr zur Gewohnheit und begann mir immer weniger Angst zu machen. Immerhin hatte ich Chanyeol an meiner Seite, also was sollte schon passieren?

Ich war mir unsicher ob ich Chanyeol dasselbe Gefühl von Sicherheit geben konnte. Er schien mir zuletzt ziemlich nervös zu sein, schreckhaft und unkonzentriert. Es gelang mir nicht, zu ihm hindurch zu dringen, er wollte mir nicht offenbaren, was genau es war, das ihn so furchtbar die Nerven verlieren ließ.
Zitao sowie Luhan, meine beiden engsten Vertrauten, waren der Meinung, dass es nichts weiter als die bevorstehende Krönung war und ich beschloss ihnen Glauben zu schenken, aber dennoch plagten mich meine Zweifel daran.

Nun allerdings, war es soweit. Am heutigen Tage würde die Krönungsfeier stattfinden und es gab kein Zurück mehr.

» Du siehst wundervoll aus «, hauchte Chanyeol, der auf leisen Sohlen hinter mich geschritten war und seine Arme um meine Taille schlang. Ich konnte sein Gesicht im Standspiegel vor mir sehen, sah das schmale, müde Lächeln auf seinen Lippen und wie er mir einen kurzen Kuss aufs Haar gab.

» Du ebenso «, gab ich das Kompliment zurück und es stimmte. Er trug ein Jackett aus royalblauem Brokat, mit goldenen Applikationen und gerüschtem Kragen. Sein Haar war ordentlich gescheitelt und glänzte im Schein der schwachen Nachmittagssonne. » Du siehst stattlich aus, der Krone würdig. «

Ich konnte meine Augen kaum von ihm abwenden. Schwer zu glauben, dass es weniger als ein Jahr her war, als ich Chanyeol nicht mal leiden konnte. Nicht leiden können wollte.
Er war viel zu lange, viel zu nett zu mir gewesen, wenn man mein Verhalten ihm gegenüber bedachte. Ich war ihm unendlich dankbar dafür, dass er mich nie aufgegeben hatte.

Chanyeol versteckte sein Schmunzeln in meinem Haar. » Genug der Schmeicheleien. «
Ich verneinte kopfschüttelnd und schenkte ihm durch den Spiegel ein Lächeln meinerseits. » Derer kann es niemals genug geben, wenn es um dich geht. « Ich griff seine Hände und hob sie an, um mir selbst den Raum zu geben, mich in seiner Umarmung umzudrehen. Aufmerksam blickte ich zu ihm herauf. Vielleicht täuschte ich mich, doch sein Lächeln wirkte seltsam gequält.

» Ich liebe dich «, flüsterte ich und platzierte meine Hände sanft an seinen Wangen. Chanyeol erwiderte nichts, doch fühlte ich Bestätigung in dem Kuss, den wir einen Augenblick später teilten.


Die Krönungsfeier war in vollem Gange. Chanyeol und ich hatten Unmengen an Gästen begrüßt, die meinen Verlobten zu seiner bevorstehenden Thronfolge beglückwünschten und nach einer Weile hatte ich die immer gleichbleibenden Worte nicht mehr hören können und war mit den Gedanken abgeschweift.
Chanyeol hatte mich aus meiner Trance wecken müssen, bevor wir zum Festmahl übergegangen waren.

Mittlerweile waren so gut wie alle Platten geleert, das Geschepper und Geklirre der Teller, der Weinbecher und der Essstäbchen wurde stetig leiser, bis es vollends versiegte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Chanyeol seinen Becher in einem Zug leerte. Angespannte Stimmung machte sich breit, als die Königin sich erhob und das Wort an die Gäste richtete.

» Lasst uns nun mit dem Hauptteil des Abends beginnen «, verkündete sie freudig und warf einen kurzen Blick zur Seite, zu ihrem Sohn, der ihn allerdings nicht erwiderte. Unter dem Tisch griff ich hastig nach Chanyeols klammer Hand, die unheilvoll zitterte. Sein Gesicht schimmerte aschfahl, doch sah er auch mich nicht an. Mit besorgter Miene, drückte ich seine Hand fest in meiner. Niemals war dies bloß reine Nervosität, es war eine erdrückende Angst, die Chanyeol plagte und deren Ursache mir unbekannt war.

not that strong │ EXOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt