dreizehn.

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c h a n y e o l


Die nächsten Wochen verbrachten Baekhyun und ich beinahe ausschließlich mit Studien; mit Büchern und Schriften, lernten alles, wofür wir noch Jahre Zeit hätten haben sollen innerhalb weniger Monate. Geographie, Landesführung, Außenpolitik, das alles waren Themen, die ich mein Leben lang in den Hinterkopf gerückt hatte, irgendwo hinter all den Dingen, die mich tatsächlich interessierten, vergraben und gehofft hatte, sie niemals wirklich zu brauchen. Und erst recht nicht in naher Zukunft.

Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, wie es Baekhyun damit ging, weil er sein Bestes tat, mir ein positives Gefühl zu geben, doch trug er seine Gefühle nunmal auf der Zunge und im Gesicht und einfach überall offen mit sich herum, sodass seine Zweifel kein Geheimnis blieben.
Wann immer ich ihn jedoch fragte, ob er nicht doch lieber heimkehren würde, wenn es mir auch schwer fallen würde, ihn gehen zu lassen, schüttelte er rigoros mit dem Kopf und beharrte darauf bei mir zu bleiben. Es schmerzte, doch ich liebte ihn jedes Mal umso mehr.

Als Mutter erstmals den Berater, der meinen Eltern seit ich denken konnte gedient hatte und stets ihr buchstäblicher Schatten gewesen war, zu unseren Studien mitbrachte, fiel mir auf, dass ich nicht mal seinen Namen gekannt hatte. » Wer ist Kyungsoo? «, hatte ich blauäugig gefragt, als Mutter wie selbstverständlich über den Mann neben sich, der kaum größer als sie selbst war, gesprochen hatte. Beide hatten mich mit verwirrten Blicken gemustert.

Nun jedenfalls, wo Kyungsoo früher oder später zu meinem Berater werden sollte, ließ er es zur Gewohnheit werden, hinzuzustoßen wenn Baekhyun und ich Bücher in unserem Arbeitszimmer wälzten. Mutter hielt es für eine gute Idee, schließlich müssten wir uns mit ihm vertraut machen. » Kyungsoo wird die Person sein, der du alles anvertrauen wirst. Die einzige Person bei Hofe, die dir mit Sicherheit niemals in den Rücken fallen wird. Er wird deine rechte Hand sein. «
Das hatte sie gesagt, und doch fiel es mir unheimlich schwer, der eiskalten Stimme, die über Kriegsführung sprach, Vertrauen zu schenken; gar Sympathie.

» Wie gut kennst du diesen Kyungsoo? «, hatte ich Minseok - die wahrscheinlich einzige Person, die mir tatsächlich niemals in den Rücken fallen würde - einmal gefragt, während ich ein Bad nahm und er meine Schultern mit einem Schwamm wusch.
» Nicht besonders gut «, hatte er geantwortet und ich konnte das Stirnrunzeln quasi in seiner Stimme hören. » Warum fragt Ihr? «

Ich überging seine Frage. » Denkst du man kann ihm vertrauen? «
Der nasse Schwamm in meinem Nacken hielt für einen Moment inne, dann nahm Minseok ihn von meinem Körper und tauchte ihn erneut in das warme Badewasser. Es brauchte ihn einen Moment, doch ich wusste, dass er mir aufrichtig antworten würde. » Mein Kopf sagt ja, immerhin hat er Euren Eltern jahrelang erfolgreich gedient und sie scheinbar immer gut beraten. « Wieder zögerte er. » Dennoch, wenn Ihr mir erlaubt meine ehrliche Meinung zu äußern, mein Bauchgefühl sagt etwas anderes. «
Ich hatte genau dasselbe gedacht.

In dieser Nacht fand ich mich im Traum erneut in der Badewanne wieder, spürte den Schwamm auf meinen Schulterblättern, doch bloß einen Moment später, wurde er ersetzt durch zwei kalte Hände, die meine Schultern packten und mich herunterdrückten, meinen Kopf Unterwasser hielten, bis mir die Luft ausging.
Ich schreckte schweißgebadet aus dem Schlaf. Leise, um Baekhyun nicht zu wecken, stieg ich aus dem Bett und trat auf den Balkon hinaus in die Nacht, lehnte mich ans Geländer und sah in den Garten hinab. Ich fröstelte im kühlen Wind, doch die frische Luft tat gut, half mir den Kopf freizubekommen.


Nicht lang darauf, musste ich feststellen, dass mich meine Menschenkenntnis erneut nicht im Stich gelassen hatte. Dieses eine Mal jedoch, hätte ich mir gewünscht sie hätte es doch getan.
Baekhyun und ich wollten gerade das Arbeitszimmer verlassen und damit unsere Studien für den heutigen Tag beenden, als Kyungsoo mich aufhielt. » Prinz Chanyeol, auf ein Wort? « Ein feines Lächeln hatte sich auf seinen Lippen ausgebreitet. Es bereitete mir Unbehagen.

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