fünf.

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b a e k h y u n




Lustlos stocherte ich in meinem Essen herum. Es war nicht so, dass es nicht schmeckte, ich hatte nur kaum Appetit. Lieber hätte ich noch etwas Wein gehabt, allerdings hätte ich einen Diener darum bitten müssen und da außer mir noch niemand seinen Becher geleert hatte, wagte ich es nicht. Ich würde wohl einfach die nächste Runde abwarten müssen.

Ohne den Einfluss den der Alkohol auf meinen Kopf hatte, waren die Festlichkeiten schwer auszuhalten. All die Heuchelei, all die falschen Lächeln, all das sinnlose, oberflächliche Geplauder - wer brauchte das schon? Gut, dass Chanyeol langsam begriffen hatte, dass ich nicht reden wollte und meine Mutter, die auf meiner anderen Seite saß, mich weitestgehend in Ruhe ließ.
Mal abgesehen von dem zeitweiligen » Kind, du musst essen, der Abend ist noch lang. « Ich ignorierte sie und pickte weiter Erbse für Erbse mit meinen Stäbchen auf. 
Als ich mit meinem ersten Teller fertig war hatten sich die anderen Gäste bereits mit mehreren Tellern voll Essen die Mägen vollgeschlagen und die Speisen, sowie unsere Teller wurden so langsam abgeräumt. Ich war nicht böse darum, so hatte die erwartete zweite Runde Wein einen größeren Effekt auf mich.

Einen Effekt, den ich durchaus gebrauchen konnte, für das was uns nun bevorstand.

Unsere Eltern hatten es für eine gute Idee gehalten, uns mit der Verlobungsringtauschzeremonie zu überraschen. Was für ein sinnloses Unterfangen, wenn man bedachte, dass wir - oder eher sie - ohnehin Verträge unterschreiben mussten, die uns aneinander banden. Die Ringe waren nicht mehr als ein Gimmick, eines das mir meine miserable Lage allgegenwärtig vor Augen führen würde. Wundervoll.

Ein Wunder war es, dass sie uns nicht noch einen ewigen Treueschwur ablegen ließen. Der wäre ohnehin nicht mehr als eine Farce gewesen. Ich beobachtete missmutig wie mein Bruder und Sehun sich gegenseitig ihre Ringe ansteckten. Sie schafften es kaum sich dabei in die Augen zu sehen, es war ein trauriger Anblick, wenn man mich fragte. Nichtsdestotrotz applaudierten die Gäste angetan als die Beiden fertig waren und mir und Chanyeol Platz machten.

Ich stellte mich ihm gegenüber, sah jedoch Luhan an, der schräg hinter meinem Verlobten stand, sah wie er ermutigend nickte. Ich atmete Luft aus von der mir nicht bewusst war, dass ich sie angehalten hatte und blickte zu Chanyeol hoch. Er war unglaublich groß, wenn er so direkt vor mir stand, überragte mich mit seiner Statur, doch schien sein Ausdruck aufrichtig zu sein.
» Wollt Ihr beginnen? «, fragte er mich leise, worauf ich nickte, auch wenn von wollen kaum die Rede sein konnte. 

Ich wandte mich dem Diener zu, der neben uns das Kissen mit den Ringen darauf hielt. Die Ringe waren aus Weißgold oder Platin gefertigt und sehr schlicht, einzig eine feine Gravur auf der Innenseite unterschied sie von jedem herkömmlichen Schmuckstück. Ich griff instinktiv nach dem Ring, der die Inschrift 'Chanyeol' trug, wurde jedoch gleich diskret von dem Diener korrigiert. Selbstverständlich würde ich den Ring mit seinem Namen darin tragen und er den mit meinem. Wie romantisch. Ich hätte am liebsten die Augen verdreht, ließ es dennoch bleiben.


Ich nahm nun also den richtigen Ring, der bei genauerem Hinschauen auch wesentlich größer im Durchmesser war und steckte ihn an den Ringfinger von Chanyeols rechter Hand, die er mir hinhielt. Als ich hinauf in sein Gesicht sah lächelte er. Lächelte, als wäre er tatsächlich glücklich über unsere Verlobung, als würde sie ihm tatsächlich etwas bedeuten. Ich fand keine Spur von Hohn in seinem Ausdruck, war mir aber dennoch nicht sicher ob er nicht einfach nur ein verblüffend guter Schauspieler war. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. 

Schnell wandte ich den Blick ab und streckte Chanyeol nun meinerseits die Hand entgegen.

Im Gegensatz zu mir ergriff er sie sachte und hielt sie in Position während er den Ring ansteckte. Falls er das tat um mich davon abzuhalten einen Rückzieher zu machen, war seine Sorge unbegründet - ich hatte schließlich Manieren. Eher aber, schätzte ich, war es als eine Art romantische Geste gemeint, jedenfalls würde das in das Bild passen, das ich bis jetzt von ihm hatte. Ich tat mich schwer daran, nicht zu schnauben.


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