Stripper

Schule (und der Boy)

Ich steige aus dem Bus aus und laufe langsam in Richtung Schultor. Wie immer stehen genau an dieser Stelle meine Peiniger.
Weil... der Campus dieser amerikanischen Highschool ist natürlich nicht groß genug.

Sie sehen von ihren Handys auf, nur um mich zu ärgern.
"Ey, Hopy, bleib stehen! Sag, wo hast du diesen wunderschönen grauen Oma Pullover her?", spricht mich der "Leader" an.

“Lass mich in Ruhe!“, sage ich und laufe vorbei.
Der Junge heißt Boy.
Jeder nennt ihn “der Boy“.

Er ist der coolste Boy auf der ganzen High School. Sein Ruf ist eindeutig der eines Fuckboys.
“Fuck, Boy! Du kannst sie doch nicht einfach davon kommen lassen!“, ruft sein Freund Dove Tionbodylo.
Sein Nachname klingt so geschmeidig und feuchtigkeitsspendend.

Boy lacht hämisch und packt mich am Arm. “Bist du doof? Das hatte ich nicht vor!“

Ich werde zurückgeschubst und stehe zwischen den Jungs.
“Bitte lasst mich!“, flehe ich.
Meine Bitte wird bloß ausgelacht und Dove zieht an meinem Pferdeschwanz.

“Ey, schneid dir mal deine hässlichen Haare ab!“, lacht er hämisch und zerrt das Haargummi ab.

“Was für Engelshaare“, staunt der Boy und wuschelt mir durch meine blonden Haare, sodass sie ganz durcheinander werden. “Ey Leute, sie könnte schon als Engel durchgehen! Keusch, schlicht, lange, blonde Haare. Und ne hässliche Fresse, weil sie mit dem Gesicht gelandet ist!“
Die Jungs grölen und lachen mich aus.

Ich schaffe es, mich zu befreien und renne zu der Mädchentoilette.
Verärgert wische ich mir schnell meine Tränen weg und mache meine Haare wieder ein einen Zopf. Aus meiner Tasche friemele ich ein rotes Haarband heraus. Bitch you thought! I have another Haargummi!
Danach gehe ich raus und beeile mich, zu meinem Schließfach und meinem Klassenraum zu kommen.

Nach der Schule sehe ich sie schon wartend am Schultor stehen, weshalb ich mich direkt wieder umdrehe und zurück in die Schule laufe.
Verwundert schauen die Jungs mir nach.
Ich schlage den Weg zum Musikraum ein.
Dort ist niemand und ich setze mich einfach in den Raum und höre Musik auf meinem Handy.
Aus dem Fenster kann ich sehen, ob die Jungs es aufgegeben haben, auf mich zu warten.
Die Bässe von Emotional (Virtual Riot Remix) von Flux Pavilion dröhnen in meinen Ohren und ich fühle die spendende Kraft der Musik.
Der Beat baut mich auf und meine trübe Laune steigt ein wenig.

Nach zehn Minuten sind die Jungs es leid und der Boy verschwindet auf dem angrenzenden Parkplatz, um dort in seinen Mercedes Maybach S-Klasse zu steigen.
Der Audi R8 ist total überholt und gilt als geschmacklos.
Gut so.

Ich schalte meine Musik aus und gehe erleichtert nachhause.
Zum Glück konnte ich sie meiden...
Wasse awer a net gedocht häddn!

Jetzt muss ich mir Gedanken um den Job machen. Wo bekomme ich schnell einen Job? Wo bekomme ich viel Trinkgeld? Wo brauche ich keine hohen Qualifikationen?

Etwas ratlos entscheide ich mich in der nahegelegenen Straße umzuschauen.
Ich sehe dort oft reiche Männer.
Ich glaube sie heißt:
“Only-Sexclubs“ Street
Vielleicht finde ich dort ein gut bezahltes Restaurant, wo ich als Kellnerin arbeiten kann.
Ich wünsche mir so, dass es klappt.
Mom jetzt im Stich zu lassen, ist undenkbar. Ich muss sie so gut wie es geht unterstützen!