Chef

11.1K 218 91
                                    

Er klopft kurz und tritt gemeinsam mit mir ein.
Voller Entsetzen schaue ich in Dereks Gesicht. Naja ok. In das seines Bruders.
"Dein Zwillingsbruder ist dein Vorgesetzter?", frage ich etwas ungläubig und starre auf den großen Mann vor mir.

"Ja, ich bin Damon", erwidert dieser und ich trete unsicher einen Schritt nach hinten.

"Sie ist zu jung. Und sie ist ein Mauerblümchen", sagt Damon.
Derek seufzt. "Ihre Mutter ist krank."

"Leukämie", ergänze ich.

"Du könntest sie hier ein paar Mal tanzen lassen", sagt Derek zu seinem Bruder.

"Kann sie denn überhaupt tanzen?" Skeptisch beäugt er mich.

"Ich lerne schnell! Ich bin gut in der Schule! Ich habe ein Stipendium!", sage ich schnell und will ihn damit überreden.

"Aha", meint er lediglich. "Lehre sie an. Zeig ihr, wie man hier Geld macht."

Derek führt mich in eine Loge, wo eine Stange mittendrin steht. "Das ist eine Stange."

Er deutet auf sie, wie als wäre ich total behindert. Ich gebe ja zu, dass ich naiv bin, aber nicht dumm.

"Schon klar. Und daran tanzt man."

Sarkastisch klatscht er und hält sich an ihr fest. Dann holt er Schwung und lässt sich elegant an ihr drehen.
Mit einem grazilen Schritt bleibt er vor mir stehen und zieht mich wieder nah an sich, sodass meine Brust seine berührt. "Aber dafür, Schätzchen, brauchst du Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Taktgefühl, Sinnlichkeit und Authentizität."

Was ein Zufall, dass ich früher Ballettstunden hatte, bevor mein leiblicher Vater meine Mom verließ und somit auch den Geldhahn zu drehte!
Und ich hab ein phänomenale Genetik, also ist Muskelaufbau für mich wie für Jesus über Wasser laufen.

"Ich schaffe das schon", sage ich zuversichtlich.
Mit diesen Worten fasse ich die Stange und mache seine Bewegung nach.

Mit einem lustigen Geräusch falle ich auf den Boden. Derek lacht los.

"Pole Dance ist abseits aller Tanzarten. Klar, du kannst mit tänzerischem Können einige Sachen abdecken, aber die Technik musst du lernen, Schatzi."

Ich murre und stehe auf.

"Zieh deinen Pullover aus, hier drinnen sind es fast 24°C!", befiehlt er. "Und deinen unpassenden Rock bitte auch. Schande über deinen Sinn für Mode!"

Erschrocken schaue ich ihn an.
"Und guck mich nicht so belämmert an. Los. Strip Tease. Jetzt. Vor mir."

Unsicher ziehe ich meinen Pulli aus und ziehe den Rock nach unten.
Er schreit auf. "WAS IST DAS?"

Mit entsetztem Blick starrt er mich an.
Ich zucke ratlos mit den Schultern.

"Wieso um alles in der Welt trägst du einen Keuschheitsgürtel?", fragt er und blinzelt kräftig, wie um sich zu versichern, dass er nicht träumt.

"Das ist keine Keuschheitsgürtel, sondern eine Unterhose."

"Ja, genau. So sieht es aus. Wie eine Unterhose. Weiß, labberig, Baumwolle, geerbt von Granny!"

"Nein!", protestiere ich sofort.

"Doch. Ehe du hier irgendetwas tanzt, gehst du schnurstracks nach hinten zu den Mädels. Hopp. Du bist wahrhaftig die Personifikation der Ästhetik des Hässlichen."

Grob schubst er mich aus der Loge und schirmt mich vor Blicken anderer ab.
Schon sind wir hinter einem Vorhang verschwunden und stehen in einem kleinen Flur. Er macht für mich die erste Tür rechts auf und schiebt mich rein.
"Braucht Kohle, darf hier 'n paar mal tanzen. Macht sie sexy, damit sie schnell wieder gehen kann!", sind seine Worte und ich stehe schüchtern vor fünf Frauen.

StripperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt