Larry ~ Disabled part 1 (deut.)

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Ich bin sozusagen der größte Idiot auf dieser Erde.

Ich heiße Louis William Tomlinson, und ich habe mich verliebt. In einen Jungen. Der auf meine Schule geht. In meine Klasse. Und den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe.

Klingt verrückt? Ist es auch. Ich habe ihn noch nie betrachtet, ihn nie in den Pausen beobachtet und auch nie in Sport gesehen, wie er Liegestützen machte oder seine Runden lief. Noch dazu hatte er noch nie ein Wort mit mir gewechselt. Aber das hat sowieso kaum jemand.

Ich hatte meinen Schatten immer bei mir. Ein junger Mann namens Liam, der mich überall mit hin begleitete. Keiner wusste, wieso, denn das letzte Mal, als ich das erklärt hatte, war ich in der Grundschule gewesen. Damals hatten mich alle seltsam angeschaut, weil ich einen erwachsenen Mann mit in die Schule nahm, und der Wechsel zu Liam in der 5. Klasse hatte das wohl nicht wirklich verbessert. Obwohl Liam laut den Schwärmereien meiner Schwestern wie ein "menschlicher Gott" aussah. Ich war mir relativ sicher, dass auch er seine Augen lieber auf Jungs warf als auf Mädchen.

Nun habt ihr sicher ein paar Fragen, zum Beispiel, wie ich mich in jemanden verlieben konnte, den ich noch nie gesehen hatte. Oder wieso mich ein 5 Jahre älterer Mann in die Abschlussklasse begleitete. Oder wieso ich überhaupt so seltsam war. Die Antwort lag in meiner Kindheit:

Ich war so blöd und musste eines Tages auf die Welt kommen, obwohl ich vollkommen blind war. Meine Augen waren funktionsfähig vorhanden, alles funktionierte perfekt, doch mein Gehirn hatte vergessen, einen Bereich zu bilden, in dem die Informationen des Sehnervs ausgewertet und verarbeitet wurden. So blieb ich mit blauen Augen zurück, die mir kein Stück nutzten.

Irgendwann hatte ich aufgehört, darüber zu reden und es einfach hingenommen, dass sich Gerüchte, die von "Er ist Autist, glaube ich. Deshalb brauch er auch jemand, der Kontakt zwischen ihm und der Umwelt hält." über "Er wird Zuhause geschlagen" bis zu "Ich glaube, er hat Krebs" um mich rankten. Mein einziger Verbündeter in dem Krieg der sich Schule nennt war Liam, der in jeder Situation zu mir hielt.

Wie gesagt, ich hatte mich verliebt. Hals über Kopf sogar, und das nur, weil ich genau belauschte und jeder Erzählung von Liam folgte, was er tat. Harry Edward Styles hieß er und war wohl etwa so groß wie Liam, hatte grüne Augen, braune Haare und Locken, und auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie Farben aussahen, fasziniert mich der Klang dieser Bezeichnungen. Er war mittelgut in der Schule und hatte einen breiten Freundeskreis. Alles schien sich um ihn zu drehen.

"Hey Louis, bereit für eine neue Woche?" Liam holte mich jeden Morgen von Zuhause ab. Meine Mum drückte mir noch einen Kuss auf die Schläfe und entließ mich dann die Stufen hinunter zu meinem Begleiter. Ich kannte den Schulweg auswendig. "Guten Morgen Liam. Und sprich bitte nicht von Schule... Ich hab jetzt schon genug davon, und es ist Montag." Liam lachte. Er war ein fröhlicher Mensch. "Ich hab Satz für Satz aufgeschrieben, was du mir gesagt hast. Ist das Geschichte oder Politik?" Ich hörte ihn ein paar Zettel aus seiner Tasche holen. "Geschichte. Aber Bio hab ich vergessen. Du kannst nicht zufällig zeichnen, oder?" Liam lachte wieder. "Nein, entschuldige. Aber ich sollte deine Hausaufgaben auch nicht für dich machen sondern mit dir. Nächstes Mal komme ich doch lieber wieder vorbei." Wir gingen still ein paar Meter nebeneinander her, bis Liam sich räusperte.

"Werde nicht nervös, aber... der Junge den du magst, Harry, steht da vorne an der Kreuzung und sieht zu uns her." Ich stockte. "Was? Sicher zu uns?" Er legte seine Hand um meinen Arm. "Ja. Ich drücke, wenn wir bei ihm sind, dann kannst du ihn begrüßen. Vergiss deine Augen nicht. Er ist etwas größer als du."

Ganz im Gegensatz zu meiner Mutter verstand Liam meine Intention, meine Behinderung geheim zu halten. Außerdem fand er es unglaublich aufregend, mir zu helfen, mich normal zu verhalten. Wir hatten eine Menge an Zeichen entwickelt, wie ich mein Verhalten korrigieren konnte, um normal auszusehen. 

Mit jedem Schritt wurde ich nervöser, als ob ich seine Nähe spüren konnte. Plötzlich drückten Liams Finger meinen Arm. Ich wurde langsamer. Liam strich unauffällig mit seinem Zeigefinger über meinen Arm und bedeutete mir damit, dass Harry schräg links von mir stand. Leichtes Tippen auf meinem Arm signalisierte mir, dass ich mich richtig orientiert hatte.
"Du heißt Louis, richtig?" Ich erschauderte. Das war sie, die Stimme, die mir seit gut zwei Jahren einen Schauer über den Rücken jagte. Eine wundervoller, rauer Klang, so männlich und tiefenrein. "Ja. Und du bist Harry, oder liege ich falsch?", antwortete ich und legte den Kopf leicht schief. Liam räusperte sich leise und meinte dann: "Ich werde ein paar Schritte voraus gehen..." Ich nickte sanft. Er würde sich nicht weit von mir entfernen, das wusste mich. Er war meine Augen, er behielt mich und mein Umfeld immer im Blick.

"Respekt, den Typ kann man schwer abschütteln... Ich versuche um ehrlich zu sein schon seit einer Weile, mit dir zu sprechen. Allein. Aber es ist sozusagen unmöglich, dich ohne deinen Schatten anzutreffen.", sagte Harry mit einer Mischung aus Schüchternheit, Selbstbewusstsein und Interesse. Ich schmunzelte. "Ja, er klebt an mir. Was ist denn nun? Wieso wolltest du mit mir reden?" Ich würde nervös, weil ich das Gefühl bekam, er würde sich bewegen, aber ich konnte nichts hören. "Vielleicht wollte ich dich nur kennenlernen, vielleicht habe ich ein Auge auf dich geworfen, Tomlinson." Ich spürte das Blut in mein Gesicht schießen.
"A-Also... was? Ich, ähm... wusste nicht... du... Jungs... äh...?" Ich begann meine Sätze immer wieder neu. Harry lachte, und ich hatte noch nie etwas schöneres gehört. Fast konnte ich sein Lachen spüren, so durchdringend und fröhlich war es.

" Ich bin nicht schwul, falls du das fragen wolltest. Aber... Ja. Du weckst mein Interesse tatsächlich... sehr stark." Er sagte das mit guter Laune und trotzdem ein wenig Scham, weshalb ich Lächeln musste. "Wegen den ganzen Mythen, die sich um mich ranken? Wer weiß, am Ende bin ich noch ein griechischer Gott!", gab ich schmunzelnd zu bedenken. Ich spürte zwei warme, große Hände an meinen Schultern und das Brummen von Harrys Brustkorb, als er, so nahe, wie er mir war, lachte.

"Und wenn du der Höllenhund persönlich wärst, ich würde immer noch mit dir reden. Glaub mir einfach. Ich finde dein Geheimnis schon raus, Louis Tomlinson! Und vielleicht verliebst du dich ja nebenbei in mich." Er küsste meine Wange und verschwand dann aus der Reichweite meines Gehörs.

One Direction: Another OS BxB - Book (80% Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt