Zweiseitige Maske

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Ich beiße mir mehrmals auf die Lippe, bis es höllisch schmerzt. Sollte ich den Menschen trauen? Nein, denke ich, Menschen haben sich seit paar Jahren grundlegend verändert. Jeder hat die Intention, wenn es sein muss, seinen eigenen egozentrischen Arsch zu retten. Meine Augen richten sich nun auf die Gruppe.
Wenn man es aus so einer Perspektive betrachtet, so könnten wir eine Selbsthilfegruppe für alte Schachteln sein. Sie zu beleidigen ist ziemlich ungünstig in meiner Position, denn auch ich bin alt. Vielleicht sogar über 50, wenn man die Zeitdilatation mitberücksichtigt beziehungsweise miteinkalkuliert.
"Worauf warten wir? Die Zeit erwartet uns", gebe ich mein alles entscheidenden Urteil.
Die eine Hälfte freut sich tierisch, die andere hingegen fragt sich, wer diesen Vollpfosten wichtige Entscheidungen bestimmen lässt und da sage ich nur: ihr!
"So sei es. Danke Dr. Driller für Ihre Antwort und Danke an die Gruppe. Wir sollten jetzt für heute Schluss machen, 10 Stunden arbeiten ist auch nicht ohne!", schlägt Dicer gnädigerweise vor und die Gruppe macht sich auf dem Weg. Doktor Jansson wartet, bis jeder bis auf ich im Raum ist, dann schaut er sich um, damit niemand in Hörweite ist.
"Hey Dr. Driller", wispert er verschwörerisch.
"Warum flüsterst du?", flüstere ich zurück.
"Die sollen unser Gespräch nicht mitbekommen. Ich habe eine Idee".
Eine Idee? Was das wohl sein mag? Mal sehen, was er sagt.
"Die wäre?", wundere ich mich.
"Diese ganzen Säcke haben es nicht verdient, die Zeit zu durchreisen. ich schlage folgendes vor: Während wir an der Maschine arbeiten, möchte ich, dass Sie eine kleine, aber wichtige Funktion deaktivieren, damit sie fehlerhaft reisen. Natürlich so, dass niemand den Braten riecht". Starrend mustere ich sein durch und durch bleiches Gesicht, um vielleicht irgendwie herauszufinden, was sein Motiv ist. "Nehmen wir an, ich mache es. Du wüsstest schon, dass das Kontinuum gestört werden könnte und sie dann salopp gesagt einfach sterben?". Jansson grinst böse.
"Exakt. Das ist mein Plan".
"Warum? Warum wünschen Sie ihnen den Tod?".
"Du wirst sehen, was für Menschen sie wirklich sind".
"Riley ist freundlich, Mang verständnisvoll, Dicer humorvoll, Guitterez der Hilfsbereite und Stevens der Enthusiast. Wir kennen sie inzwischen seit einigen Jahren, ich vertraue ihnen. Wie kannst du-?!".
"Halt. Ich kenne alle seit der Uni. Ein Wunder, dass wir uns wiedergefunden haben....".
Wir hören Schritte im Flur und Jansson bricht in Schweiß aus.
"Denk an meine Worte, Driller, oder du wirst das hier gewischt bekommen".
Er hält ein Gerät in der Hand, das einer Pistole ähnelt, jedoch nicht ist.
"Was ist das?", stammele ich vor Angst.
"Was das hier ist? Och, bloß ein Gerät, welches jede Kleinigkeit in unserem Körper oder ein Objekt verändern, überschreiben, kopieren und löschen kann. Glaub mir, wer in Genuss dieser Waffe kommt, spielt praktisch Gott in einem Sandkasten".
Ruhig mustere ich die giftgrüne, mit purpurnen Quadraten durchzogene Waffe, die wie ein Bohrer aussieht. An der Spitze hängt ein Schild. Man könnte denken, es wäre der Strahl vom Todesstern aus Star Wars.
"Jennifer, das ist Dr. Driller. Dr. Driller, das ist Jennifer".
"Du gibst ihr auch noch einen Namen? Wie weit sind Sie gesunken Jansson?".
Bedrohend hält er die Waffe vor meinem Gesicht.
"Wage es ja nicht, mich erneut zu beleidigen oder ihr Gehirn wird für immer verschwinden. Dummheit wäre vorprogrammiert und sie könnten rein gar nichts unternehmen. Hüten Sie ihre Zunge".
Er steckt die Waffe in seine Hosentasche und geht langsam kleine Schritte hinaus.
"Und wehe, sie erzählen jemanden von unserer Konversation, dann droht Ihnen Schlimmes".
Mit diesen letzten Worten verlässt er den Raum und geht hinaus in die dreckige Wüstenwelt, die wir "Zuhause" nennen. Geschockt sammle ich meine Gedanken, um zu realisieren, was gerade eben geschehen ist. Jansson war immer ein netter Kerl. Vielleicht etwas narzisstisch, aber korrekt. Ich weiß nicht, was ihn so dermaßen wütend und böse gemacht hat. Murmelnd schließe ich die Tür hinter mir und sprinte rüber zu meinem "Zuhause", um dem Sturm, der sich heranzieht, aus dem Weg zu gehen.
Angekommen werfe ich mich in meine bequemen Klamotten und schlafe wie ein Stein. Morgen wird mich so einiges erwarten. Eine Sache quält mich jedoch.
Vorhin haben wir Schritte gehört. Was ist mit dem passiert? Hat er gelauscht? Wer war das und was machte er dort, nachdem das Treffen zu Ende war? Fragen über Fragen....1. Prolog2. Gegenwart ist Zukunft3. Schlechte Neuigkeiten aus der Zukunft4. Mit Feuer spielt man nicht5. Auf in eine neue Welt6. Codec-127. Die Lage bessert sich8. Das Meeting9. Zivilisation entdeckt10. Zweiseitige Maske

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Zeitreisen- ein Transportmittel zwischen den ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt