Wie sich mein Gewicht und unsere Beziehung änderten

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Du hast mir einen Brief gegeben,
Hast ihn erst geschrieben,
Dann gefalten und in deine Jacke gesteckt
Und jetzt, jetzt stehst du vor mir,
Im Regen,
die Haare nass,
Die Augen groß und traurig.

Ich hänge Dinge nicht an die große Glocke,
Ziehe meine Kreise,
Und ja, vielleicht bin ich egoistisch,
Aber es interessiert mich nicht,
Was ihr macht,
Ich akzeptiere euch.
Ich dachte früher ich sei alleine,
Die einzige, die sich scheiße...
Die einzige?
Denkfehler.
Die Welt ist voll von uns,
Uns Leuten ohne Illusionen,
Uns Menschen die nur schwarz sehen,
Die Kurzsichtigen, die sich weigern eine Brille zu tragen,
Die Egozentren.

Du gibst mir den Zettel,
Mit Kulli geschrieben,
Hast wohl in den Wetterbericht gesehen
Und ich lese,
Lese die Worte eines Jungens,
Der besser schreibt,
So viel besser mit Buchstaben jongliert,
Jemanden den ich bewundere.

Ihr erzählt mir dies und das,
Wir ihr euch fühlt
und wie scheiße es euch geht.
Ich bewundere euch,
Habe eine große Klappe,
Ein noch größeres Herz
Und vielleicht,
bin ich mutig wenn es um euch geht,
aber das ist nur Schein
Und je mehr ihr mir erzählt,
Desto sicherer bin ich,
dass ich schweige,
Denn meine Geschichten,
Sind staubig und alt,
Ich kenne euch kaum,
Aber nenne euch Freunde.
Vielleicht weiß ich mehr als alle anderen,
Mehr als eure Familie,
Aber ist das wichtig?
Ich bin nur ein Mensch.

Du schreibst,
Du liebst mich,
Schreibst, ich sei schön,
Du schreibst Worte,
Süß wie Schokolade,
Doch ich habe Angst,
Angst, dass das hier nicht klappt,
Das du irgendwann ein Arsch wirst.
Ich traue der Ruhe nicht,
Denn trauen sollte man nur sich selbst.

Ich rede viel,
Viel zu viel,
Hat der Mensch nicht zwei Ohren zum hören.
Aber es hat einen Grund,
denn wer viel redet wird nicht gefragt,
Von ihm kennt man alles,
Von ihm weiß man alles,
Und seien wir ehrlich,
Ich würd's doch sagen,
Würde euch berichten,
Wenn es mir scheiße geht?
Nein!

Ich umarme dich,
Halte dich fest,
Und merke es ist dir unangenehm.
Ich atme ein,
Inhaliere deinen Duft.
Ich bin ruhig.
Toten still.
Ich bin eine Seele,
Angekommen in deinen Armen,
Ich bin zuhause,
Für einen augenblick.

In der Bib warten meine Leute,
Und er versucht mich zu überzeugen,
Ich nenne ihn besten Freund,
Obwohl wir das nie waren,
Ich blocke ab,
Er wird ungehalten
Und packt mein Handgelenk,
Seine Finger können sich problemlos darum schließen,
Das war früher nicht so,
aber das ist egal.
Ich entreiße meine Hand,
Doch morgen,
oder schon paar Minuten später,
werden wir normal miteinander reden.

Ich bleibe einen Moment so nah bei dir,
Atme.
Ich sollte mich freuen,
Sollte jauchzen,
Doch das kann ich nicht,
Ich bin stumm,
Denn früher,
Noch vor einem halben Jahr,
War ich einfach nur irgendwer,
Der dir hinterher gelaufen ist,
Und jetzt bin ich dünn.
Und ich frage mich,
Wen du liebst,
Mich oder mein Aussehen.

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