träume

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- Yasha -

Möglicherweise hat Juniper, Zion und mich nicht nur die bloße Freundschaft und die Tatsache, dass Zion und ich dazu auserkoren worden sind ihn mit dem Leben zu schützen, verbunden. Nein, da ist sicherlich noch etwas anderes dabei gewesen. Und wenn es nur das Gefühl gewesen ist, Juniper wie einen kleinen Bruder anzusehen. Natürlich ist er ein Prinz, aber er würde nie König werden. Zumindest haben das alle gedacht.

Ich habe Juniper und Zion kennengelernt, als ich sieben Jahre jung gewesen bin. Völlig grün hinter den Ohren und mit einer nicht vorhandenen Begeisterung. Aber es ist eine Art Familientradition. Eine Ehre, dem Prinzen zu dienen. Ich habe überhaupt keine Lust darauf gehabt, mein Leben für einen wildfremden Menschen aufs Spiel zu setzen - allen voran nicht im Alter von sieben. Zion ist da ganz anders gewesen. Er ist Feuer und Flamme für diese Aufgabe gewesen, vielleicht, weil er schon damals niemanden mehr gehabt hat, den er hätte beschützen können. Er ist der einzige Sohn eines Adelsgeschlechts, die Eltern im Alter von vier verloren und in den Gemäuern des Schlosses aufgewachsen. Ich bin mit sieben natürlich auch in das Schloss gezogen, habe mir mit Zion ein kleines Schlafgemach in Junipers Nähe geteilt, um im Notfall auch schnellstmöglich bei ihm zu sein. Glücklicherweise ist es bislang nie zu einem solchen Notfall gekommen.

Bereits nach drei Jahren sind Juniper, Zion und ich unzertrennlich geworden. Dennoch sind Zion und ich stets darauf bedacht gewesen, dass Juniper ein Prinz ist, unser Prinz, welchem wir gegenüber Respekt zu zollen haben.  Wir haben uns darauf geeinigt, ihn wie einen Prinzen zu behandeln, wenn jemand anderes anwesend ist. Juniper hat das willkommen geheißen und auch Zion und ich haben es angenehm gefunden.

Allerdings haben zu dieser Zeit auch meine seltsamen Träume angefangen. Seit ich klein gewesen bin, hat mich mein Großvater die Kunst der Magie gelehrt, jedoch nur, weil diese Fähigkeit eine Generation übersprungen hat. Mein Vater hat keine Magie ausüben können, hat es vielleicht geschafft mit bloßen Händen ein Feuer zu machen. Ich müsste nur in die Hände klatschen, um einen Waldbrand herauf zu beschwören. Meine Träume habe ich jedoch für mich behalten. Ich habe ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt, doch jetzt, im Nachhinein, verfluche ich mich selbst. Ich hätte ahnen müssen, dass eines Tages eine Katastrophe passieren würde. Dass Dinge geschehen würden, die unerklärlich sind. Dass Etwas so viel Leid mit sich bringen würde, so viel Unglück.

Mein erster Traum ist so unglaublich verwirrend gewesen. Ich bin dort gestanden, inmitten einer Lichtung und habe keine Ahnung gehabt, wo ich war. Selbst Jahre später, als ich die Wälder mein zweites Zuhause nennen kann, ist mir eine solche Lichtung nie unter gekommen. Rechts neben mir ist ein Wolf gewesen, mit einem Fell so weiß, dass es im Sonnenlicht zu leuchten geschienen hat und neben dem Wolf ist ein dunkler Schatten gewesen. Zu meiner linken ist ein weiterer Schatten gestanden, grünlich, vielleicht bläulich, eine Mischung aus beidem. Sie haben mit mir gesprochen gehabt, der Wolf, die beiden Schatten, doch ich habe sie nicht hören können. Zu dumpf sind ihre Stimmen gewesen und je länger dieser Traum angehalten hat, umso düsterer ist er geworden. Die Lichtung hat sich verdunkelt gehabt und meine Begleiter sind verschwunden gewesen, einer nach dem anderen. Ich habe allein in der Dunkelheit gestanden, die mir wie eine Ewigkeit vorgekommen ist. Monate, vielleicht Jahre. Mein Herz hat sich mit einem Gefühl von Einsamkeit gefüllt gehabt, Angst - so ist es mir vorgekommen - hat versucht, mich von innen heraus aufzufressen und urplötzlich hat ein Feuer um mich herum gebrannt gehabt. Bäume sind gebrochen, laut krachend auf dem Boden gelandet. Ich bin ihnen ausgewichen, so gut ich gekonnt habe, so weit es mir möglich gewesen ist. Ein dicker Stamm ist auf mich gefallen und jemand hat meinen Namen geschrien. Ich bin erschrocken wach geworden, mein Herz hat aus meiner Brust heraus springen wollen. Zion hat nichts bemerkt gehabt, er hat noch immer tief und fest geschlafen.

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