kerker

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- Devin -

Ich habe nicht den leisesten Schimmer, was eigentlich passiert ist. Kaum hat mich Kenay in den Schrank gezerrt, habe ich mich im Wasser wiedergefunden. Spätestens da ist mir wieder klar geworden, dass es vielleicht doch vorteilhafter gewesen wäre schwimmen zu können. Ich hab irgendwann einfach da Bewusstsein verloren und bin dann irgendwo am Ufer wieder aufgewacht. Mit Kenay, der gar nicht Kenay sondern Juniper heißt. Und der reden kann! Klar, dass ich mich wie im falschen Film fühle. Vielleicht ist das alles ja nur ein bescheuerter Traum? Obwohl es mir selbst für einen Traum viel zu real erscheint. Und das scheint nicht besser zu werden. Ich folge dem Wolf, der nicht Kenay sondern Juniper heißt - ich will das nur nochmal erwähnen - und eigentlich ein Prinz ist, bin aber beim besten Willen nicht dazu bereit, einen so grässlichen Lauf bergauf hinter mich zu bringen. Umso froher bin ich, als ich es dennoch irgendwie nach oben schaffe. Das Schloss, welches mir Kenay zeigt - ich werde ihn weiterhin so nennen, Prinz hin oder her, vielleicht auch aus Gewohnheit -, fühle ich mich in ein Märchen versetzt. Ins Dornröschenmärchen, um genau zu sein. Aber der sprechende Kenay kennt das nicht. Irgendwie... scheint es so, als hätte man mich in ein anderes Jahrhundert geschleudert. Und als ich die Drachen am Himmel sehe, falle ich endgültig vom Glauben ab. Nach kurzem Zögern renne ich Kenay hinterher, um mein Leben, mit Drachen in einem Nacken. Zwei? Drei? Vielleicht sind es vier, ich habe keine Ahnung und ehrlich gesagt hab ich es auch gar nicht wissen.

Ich stürze mich zu Kenay ins Gebüsch und keuche schwer, bevor ich den Wolf ansehe.

»Sag mal willst du mich verarschen!? Ein Dornröschen-Schloss und Drachen!? Ist das dein Ernst!?«

»Ich habe noch nie einen Drachen hier gesehen. Und schon gar nicht mehrere...«

»Ach ja!? Dann sind wir ja schon zu zweit!«

»Weswegen regst du dich auf? Es ist mein Schloss, das mit Dornen überwuchert ist, nicht deines.«

Ich schnaube lautstark, als ich seine Worte höre und bin im nächsten Moment selbst darüber erstaunt, dass es mich nicht wundert ihn sprechen zu hören. Nein, nach den Drachen finde ich es - glaube ich zumindest - fast schon normal. Noch immer sitzt mir der Schock in den Knochen und ich muss vergebens feststellen, dass meine Zigaretten klitschnass sind. Vielleicht trocknen sie ja noch? Probiert hab ich das nicht, schließlich habe ich bis jetzt auch noch nie so ein Problem gehabt. Wie lange ich hier wohl festsitze? Am Ende werde ich noch Nicht-Raucher... In nächster Zeit habe ich nicht vorgehabt das zu werden.

»Also schön... Was tun wir jetzt?«, frage ich und seufze ein wenig, mehr als nur deprimiert darüber, dass ich keine Zigaretten habe.

»Du hilfst mir?«

»Sagen wir's mal so... Je eher du dein Schloss zurück hast, desto schneller komme ich wieder nach Hause. Oder nicht? Außerdem hast du mich doch hierher gezerrt, oder? Also wolltest du auch, dass ich dir helfe. Stimmt's, oder hab ich Recht?«

Kenay nickt ein wenig, bevor er vermeintlich eine willkürliche Richtung einschlägt.

»Wir müssen Zion und Yasha finden.«, sagt er dann, als ich ihm nach kurzem Zögern wieder folge.

»Und das sind... wer?«

»Meine Leibwache... Eigentlich.«

»Eigentlich?«

»Ich habe die beiden nie als meine Leibwache angesehen.«

Ich belasse es einfach dabei und frage nicht weiter nach, warum Kenays Leibwachen für ihn keine Leibwachen gewesen sind. Stattdessen frage ich mich insgeheim, wo man denn anfangen soll zu suchen. Ob Kenay ihre Witterung aufnehmen kann? Vielleicht hat er sie ja schon aufgenommen? Andererseits... bezweifle ich, dass er irgendwo irgendetwas von einem der beiden bei sich gehabt hat. Obwohl ich also keine Ahnung habe, wie er das wohl angestellt und Kenay trotzdem eine Richtung eingeschlagen hat, muss er ja einen Plan verfolgen. Nicht? Also...

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