Dankbarkeit Teil 2

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*Sicht Paluten*

Ich stand in der Küche und rührte den Topf mit einer Hühnersuppe um. Der Mann, dessen Name ich noch nicht wusste war so Interessant. Seine Leuchtenden grünen Augen hatten mich verzaubert und die schulterlangen verzottelten Haare schmeichelten seinem Gesicht so gut. Der kleine Bart ließ ihn so Männlich wirken. Nur war er auch etwas Gruselig. Was ist, wenn das ein Krimineller war? Ich wusste ja schließlich nichts über ihn. Nur sein Aussehen und dass er kein Zuhause hatte. Ich kippte die kochende Hühnersuppe in eine Schale und legte noch etwas Brot daneben, was ich zuvor mit Butter beschmiert hatte. Dann Griff ich noch nach einer Flasche Wasser und ging wieder ins Wohnzimmer. Fast hätte ich die Schale fallen lassen. Der Junge lag auf dem Boden und rührte sich nicht. Schnell stellte ich die Flasche und die Schale ab und half ihm hoch. Dabei brummte er unzufrieden. Zum Glück nicht Ohnmächtig. „Bleib mal liegen.", schimpfte ich. Das konnte doch nicht so schwer sein. Als er auf der Kante des Sofas saß und mit den Augen klimperte, gab ich ihm die Suppe. „Du bist so dünn. Das ist heiß und lecker", sagte ich nun wieder freundlicher. Er lächelte mich an und nahm einen Löffel der Suppe. Ihm schien es wirklich zu schmecken oder er hatte nur großen Hunger. Die Suppe war ratz fatz leer. „Mehr?", fragte ich lachend. Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. „Danke, nein." In seinem Blassem Gesicht lag nun ein leichter Rosa Schimmer. Er umklammerte die leere Schale krampfhaft und schaute auf sie. „Wie heißt du eigentlich?", fragte ich, um die Stimmung aufzulockern. „Manu.", murmelte er ohne mir ein Blick zuzuwenden. Der unbekannte hatte dann endlich einen Namen. Manu. Ich schmunzelte. „Wie alt bist du?", fragte ich weiter. Ich wollte irgendwie alles über ihn erfahren. „21.", murmelte er wieder. Noch so Jung und er lebte auf der Straße. Mitleid durchfuhr mich und ich hätte ihn am liebsten in den Arm geschlossen. Ich hätte ihn nur zu gerne gefragt, wieso er auf der Straße lebte. Doch ich ließ es einfach sein. Unpassend.

*Sicht Manuel*

Krampfhaft schaute ich auf die leere Tasse vor mir. Ich hatte echt Hunger gehabt und war dankbar, was er für mich tat. Wieso, verstand ich aber immer noch nicht. Schüchtern schaute ich ihn an. „Warum machst du das alles für mich?", fragte ich nun. Er atmete hörbar aus und lächelte schief. „Jeder der an dir vorbeigegangen ist, ist echt ein scheiß Mensch. Ich helfe gerne. Und du brauchst eindeutig Hilfe.", erklärte er mir. Nun musste ich auch lächeln. „Danke, echt.", sagte ich. Ich würde ihn gerne umarmen, nur war ich schmutzig. „Dürfte ich vielleicht ins Badezimmer.", fragte ich ihn. Er nickte und stand auf. Dann reichte er mir seine Hand. Schüchtern nahm ich sie und er zog mich hoch. „Mit deinem Bein kannst du bestimmt nicht laufen. Ich trage dich.", sagte er und hob mich hoch. Mir stieg eine Hitze in den Körper. Eine angenehme Hitze. „Danke.", sagte ich wieder. „Nichts zu Danken.", grinste er und schleppte mich ins Bad. Vorsichtig setzte er mich vor der Badewanne ab, damit ich mich setzen konnte. „Den Rest schaffst du aber alleine?", fragte er belustigt. Ich nickte. „Oh warte, ehm. In dem Schrank da sind Handtücher und in der Schublade liegen saubere Zahnbürsten. Bediene dich. Wenn was ist, ruf einfach.", sagte er und schloss die Tür hinter sich. Ich war wirklich noch nie so dankbar gewesen. Das konnte ich ihm doch nie zurückgeben. Ich hatte ja nichts. Kein Geld für ein Geschenk. Nichts. Nur meine Stimme mit der ich dieses eine Wort sagen konnte. Ich seufzte und zog mir dabei die Klamotten aus. Humpelt, stützte ich mich am Waschbecken ab und schaute in den Spiegel. Ich erschrak. Ich sah wirklich aus wie eine Leiche. Meine Haut sah aus, als hätte sie noch nie Sonnenlicht gesehen. Meine Haare lagen kreuz und quer und mein Körper war voll mit Pflastern. Er hatte sie wohl daran geklebt. Ich schloss meine Augen. Wie lieb. Mein Bein hatte er auch Verbunden, nur musste der Verband zum Duschen ab. Ich hatte lange nicht mehr geduscht, was wohl auch daran lag das ich immer als Kater rumstreuner. So gut wie nie als Mensch. Ich setzte mich auf die Badewannenkante und wickelte den Verband ab. Die Berührungen schmerzten und ich musste die Luft anhalten. Mein Bein sah echt ekelhaft aus. Ich warf es in die Badewanne und stellte mich auf mein Gesundes Bein. Das Wasser tröpfelte mir über die Schultern. Ich fühlte mich gleich viel besser. Nach dem Duschen putzte ich mir noch die Zähne und kemmte mein widerspenstiges Haar, zog mich an und schaute mich wieder im Spiegel an. Eindeutig schöner. Ich lächelte und hüpfte zur Tür. Ich brauchte echt Hilfe. Ich schaute in den Flur hinein. Niemand war da. „Patrick?", rief ich in die Stille Wohnung hinein. Und tatsächlich öffnete sich eine Tür und er schaute mich freundlich an. „Brauchst du Hilfe?", fragte er zärtlich und stützte mich. Zusammen gingen wir zurück ins Wohnzimmer.

Gestaltenwandler / Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt