Flucht

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*Sicht Patrick*

Ich telefonierte gerade mit meinen Eltern. Ihn zu erklären, dass ich mit jemanden kommen würde, war gar nicht so einfach. Familie, war die Begründung. Ihn zu gestehen das meine Begleitung keine Familie mehr hatte, war umso schwerer. Ich wusste nur dass er keine Familie hatte. Was aber mit dieser war, wusste ich nicht. Schließlich stimmten meine Eltern der Idee zu und ich legte dankend und glücklich auf. Stürmisch lief ich zurück ins Wohnzimmer. „Manu, ich habe mit meinen Eltern gesprochen. Du kannst mit!", rief ich ihm zu. Er schaute zu mir. Seine Traurige Miene erhellte sich. „Echt jetzt? Das ist kein Problem?", fragte er zögerlich. Ich nickte. Vorsichtig stand er auf und humpelte zu mir. Eine innige Umarmung folgte daraufhin. Ich grinste in mich hinein. So fest und sinnlich hatte er mich noch nie Berührt. Und ich spürte sogar ein Kribbeln in meiner Magengegend. Manu war echt so ein Attraktiver Mann. „Danke Patrick.", sagte er leise. Dann ließen wir die Umarmung sein. Zögerlich. Verlegen. Er hatte ein leichtes schiefes Lächeln auf den Lippen liegen. Verlegen rieb er sich den Arm. „Das ist mein erstes Weihnachten.", gab er zu. „Dein aller erstes?", fragte ich nach. Er nickte leicht. „Dann wird es ein unvergessliches.", lächelte ich. Seine Mundwinkel gingen weiter hoch. Mich stimmte es zufrieden, dass er Glücklich war. Aus einem Grund war es mir wichtig, dass er es war. Manu schien so viel Schlimmes erlebt zu haben. Das sollte sich mit mir an seiner Seite ändern. Mit mir als Kumpel.

*Sicht Manuel*

Warum spürte ich sowas wie Zuneigung zu diesem Mann? Wir standen immer noch voreinander. Keiner sagte was. Sein Blick lag auf meinem Gesicht und meiner am Boden. Der Moment war irgendwie peinlich. Patrick räusperte sich. „Ich gehe mal in die Stadt, Geschenke einkaufen." Ich schaute ihm noch hinterher. Dann setzte ich mich zurück auf's Sofa. Geschenke. Ich hatte kein Geld für ein Geschenk. Und er? Er wollte mir vermutlich auch was schenken. Und dann nahm er mich noch zu seinen Eltern mit. Er nahm mich hier bei sich auf, ohne dass er was von mir wusste. Er tat so viel für mich und ich tat einfach nichts. Ich war eine Last. Er gab es nur nicht zu. Ich kniff meine Augen zu, um meine Tränen zurück zu halten. Ich war schon immer eine Last gewesen. Damals für meine Familie. Oder als Obdachloser der nach Geld gebettelt hat. Mir liefen die Tränen nun die Wangen runter. Ich konnte doch nicht alles annehmen und nichts geben. Ich humpelte zum Fenster und setzte mich Schräg auf das Fensterbrett. Vielleicht sollte ich einfach gehen? Ich klappte das Fenster auf und sofort kam mir der kalte Wind entgegen. Draußen dämmerte es und der Schnee funkelte schön. Patrick wohnte im dritten Stock, von ihr aus würde es schwer sein zu klettern. Er schloss seine Tür immer ab, damit niemand rein kam. Ein Zweitschlüssel gab es nicht. Also war das Fenster die einzige Möglichkeit. Ich stellte mich vorsichtig auf das rutschige Dach, nahm meine Kraft zusammen und verwandelte mich zurück in eine Katze. Mein Bein krampfte. Hier hatte ich keine Schonung, also musste ich es hochhalten so gut es ging. Ich schaute in die Wohnung hinein. Sollte ich doch bleiben? Nein, ich war eine Last. Meine Augen wurden wieder nasser. Ich mochte Patrick sehr. Ich wollte ihm nicht länger auf der Tasche liegen. Vielleicht schaue ich mal nach ihm. So wie ich aussehe, fällt es ihm ja nicht auf. Wer würde schon denken, das eine Katze ein Mann ist? Mein Herz schmerzte, doch ich humpelte vorsichtig das Dach entlang. Meine Ohren nahmen noch auf, wie Patrick in die Wohnung kam. Schnell lief ich weiter. Sieh mich nicht. Ich will dich auch nicht sehen. Nicht so.

Gestaltenwandler / Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt