Wiedersehen

2.4K 165 4
                                    


*Sicht Manuel*

Ich hatte mich auf einen Baum platziert und sah, wie Patrick aus seinem Haus ging. Wie jedes Mal erfüllte sein Anblick mein Herz. Dann trat ein Junger Mann mit ihm raus. „Ist das kalt.", hörte ich Patrick ächzen. Wer war der andere Typ? Vorsichtig kletterte ich den Baum runter. Den Sprung hätte ich sein lassen sollen. Ein Schmerz durchzog mein Bein. Die Beiden Jungs stapften durch den Schnee und leise folgte ich ihnen. Natürlich aus sicherer Entfernung. Eine schwarze Katze die einen verfolgt bringt ja Unglück. „Hoffentlich finden wir ihn.", sagte Patrick. Ich riss meine Augen auf. Meinte er mich. „Wir suchen einfach und wenn wir ihn finden, klärt ihr das. Wenn nicht solltest du nochmal in Erwägung ziehen die Polizei zu rufen. Schließlich ist so ein verschwinden unnormal und er ist verletzt.", sagte der andere Bursche. Patrick nickte. Sie redeten von mir. Ich humpelte etwas schneller und war nun nur ein Meter hinter ihnen. Sie gingen recht langsam. Zum Glück. Mein Bein stach wie tausend Messer. Ich hielt mich jetzt so nah wie möglich bei ihnen auf, um noch besser ihre Gespräche lauschen zu können. „Weißt du Sebastian. Ich vermiss Manu. Meine Wohnung ist so leer und selbst die Arbeit lenkt mich nicht ab.", seufzte Patrick. Er vermisste mich. Die Last wird vermisst. Ich musste lächeln. „Du lässt die Videos aber auch echt schleifen.", entgegnete dieser Sebastian. Wieder nur ein nicken von Patrick. Dann blieben sie ruckartig stehen. „Hier ist es ja Menschenleer. Ich denke nicht das Manu sich hier rumtreibt.", murmelte Patrick und ließ seinen Blick über den Park schweifen. Ich setzte mich hin. Sie suchten mich wirklich. Soll ich zu ihm zurückkehren? Aber ich konnte ihm immer noch nichts geben. Außer meiner Anwesenheit, die er anscheinend vermisste. „Na, wer ist denn da?", hörte ich auf einmal Sebastians Stimme. Ich blickte ihn an und beide Menschen starrten zu mir runter. „Eine Katze.", sagte Patrick und ging in die Hocke. Zögerlich stand ich auf und humpelte zu ihm. „Was eine süße.", sagte er und begann meinen Kopf zu kraulen. Wenn er wüsste, wen er hier gerade streichelte. Seine warmen Hände taten so gut. Sebastian streichelte meinen Rücken. „Die ist voll dünn.", sagte er dann und griff mir an meine Hüftknochen. Diese Berührung tat etwas weg. Er hatte meinen Bauch umschlossen. „Die bekommt wohl nicht genug zu essen.", lachte er. „Mir tut die leid. Sie erinnert mich an Manu. So Mager und so lieb. Und die Grünen Augen.", hauchte Patrick und lächelte mir in mein Gesicht. Seine Stimme war so sanft und ließen mein inneres Weich werden. Ich schnurrte unter seinen leichten Berührungen an meinem Kopf. Dann ließ er von mir auf und richtete sich auf. Wenn ich ein Mensch war, war er kleiner als ich. Von unten sah er ganz anders aus. Jetzt ließ auch Sebastian von mir ab. „Lass uns nach Hause. Wir werden Manu nicht finden. Köln ist groß und er kann schon überall sein.", murmelte Patrick, noch immer seinen Blick auf mir ruhend. „Ja dann los. Ist eh voll Kalt.", knirschte Sebastian durch seine Zähne. Dann gingen sie wieder nach Hause. Ich schaute ihnen hinterher. Ich sollte zu Patrick gehen. Ich sollte mich entschuldigen. Ich sollte alles klären. Aber dass ich eine Katze bin, sollte ich auslassen. Das würde ihn zu sehr verstören. Normal bin ich ja nicht. Oft habe ich mich schon gefragt, ob es noch solche Wesen wie mich gab. Als die beiden in guter Entfernung waren, humpelte ich ihnen hinterher. Ich würde ihn heute noch Besuchen. Mich entschuldigen.

Ich platzierte mich wieder auf meinem Baum und wartete bis es dunkel wurde. Dann noch etwas Zeit geben. Warten und warten. Ich hasse Warten. Als ich sah, wie in der Küche bei ihm das Licht anging, sprang ich vom Baum. Ich sah mich um. Niemand hier. Dann stellte ich mich an die Hauswand, nahm wieder alle meine Kraft zusammen und verwandelte mich in einen Menschen. Sofort fiel ich erschöpft auf meine Beine. Wieder dieser Stechende Schmerz in meinem Bein. So konnte er nie verheilen. Ich rappelte mich auf und drückte ohne zu zögern auf Patricks Klingelschild. Kurze Zeit später surrte die Tür und ich drückte sie auf. Diese wärme in diesem Haus war so angenehm. Schniefend und keuchend zog ich mich die Treppe hoch. Als ich oben ankam, stand Patrick mit offenem Mund und aufgerissenen Augen in der Tür. „Manu!", rief er glücklich, lief auf mich zu und umarmte mich. Ich war wieder bei ihm. Ich grinste und mir stiegen Freudentränen in die Augen.


Gestaltenwandler / Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt