Manu

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*Sicht Patrick*

„Halli Hallo!", begrüßte Freddie mich im TS. „Na, lust auf Bedwars?", fragte ich und lächelte. Er willigte ein, also startete ich die Aufnahme und schon begann das Spiel. In meinem Hinterkopf war Manu die ganze Zeit präsent. Ich wollte mich darauf konzentrieren gut zu spielen, jedoch war meine Leistung mehr als schlecht. Ich entschuldigte mich mehrere Male bei meinen Zuschauern und bei Smurf. So konnte ich das nicht hochladen. Also beendete ich gleich, nachdem die nächste Runde vorbei war, die Aufnahme. „Was ist denn mit dir?", fragte Freddie vorsichtig. Ich seufzte und spürte, wie ich Gänsehaut bekam. „Ach Freddie. Heute ist so ein scheiß Tag." Kurze Stille. „Willst du reden?", fragte er dann leise. Ich wollte reden. „Schon.", fing ich an. Wieder stille. Also holte ich tief Luft und erzählte. „Naja, ich bin heute wach geworden und Manu war weg. Er scheint gegangen zu sein. Mal wieder. Und ich denke, dass ich der Grund dafür bin." Mir stiegen wieder Tränen in die Augen. „Warum solltest du der Grund sein?", wollte Freddie wissen. Ich schloss meine nassen Augen. „Wir haben gestern miteinander geschlafen. Und jetzt ist er weg." Die Worte auszusprechen, war schwer und meine Stimme klang rau und zittrig. Ich war nervös, über seine Reaktion. Er sagte nichts. Man hörte nichts. Dann erklang aber ein räuspern. „Als ob er deswegen gegangen ist. Vielleicht kommt er auch wieder, Palle. Vielleicht ist er einkaufen oder besorgt was oder besucht jemanden. Es gibt doch so viele Möglichkeiten. Mach dir keinen Kopf. Er kommt schon wieder.", versuchte er mich aufzubauen. Vielleicht würde Manu wiederkommen. War er letztes Mal doch auch. Aber jetzt? Nach dem was passiert war? Ich wusste es nicht. Reagierte ich wieder über? „Ich weiß es nicht.", hauchte ich verzweifelt. Ich hatte an diese Möglichkeit vorher gar nicht gedacht. Aber wieso, war er dann aus dem Fenster gegangen, wenn er nur was besorgen will? Und wieso sagt er nicht Bescheid? Ein Haufen Fragen schwirrten mir durch den Kopf. „Er ist doch noch nicht lange weg. Warte ab. Und wenn du nicht alleine sein willst, kann ich gerne vorbei kommen.", schlug Freddie vor. Ich stützte meine Stirn in meine Hände. Ich fühlte mich wie ein begossener Pudel. „Danke Smurf, aber ich warte lieber alleine. Ich geh dann erstmal Duschen. Das beruhigt ja. Danke für deine Meinung.", sagte ich. „Meld dich, wenn was ist. Bis dann.", verabschiedete er sich. „Bis dann.", entgegnete ich noch und schloss den TS. Ich fiel schlaff zusammen und lag schluchzend auf dem Tisch, verkrochen in meinen Armen. Lass Manu bitte wieder kommen.

Ich wusste nicht, wie lange ich dort lag und meinem Gefühlschaos freien lauf ließ. Und wie lange ich dann in dieser unbequemen Haltung geschlafen hatte. Aber ich wurde unsanft vom läuten an meiner Tür geweckt. Verschlafen rappelte ich mich auf und blickte noch schnell auf mein Handy. Es war schon spät abends. Erschöpft trottete ich zur Tür und drückte auf den Knopf, um unten zu öffnen. Irgendwie dumm, so leichtsinnig zu sein. Es könnte ja auch ein Fan sein. Ich seufzte und öffnete meine Tür einen spalt weit, um zu schauen wer da kam. Doch es kam niemand. Ich senkte meinen Kopf und schloss wieder die Tür. Mir wurde schlagartig Kalt und ich wusste nicht wieso. Vielleicht ja wirklich ein Fan, der sich dann doch nicht getraut hatte zu mir zu kommen. Genervt rieb ich mir über mein Gesicht und schlurfte in die Küche, wo ich den Kühlschrank öffnete und hinein starrte. Ich hatte noch gar nichts zu mir genommen und merkte, wie hungrig ich war. Ich nahm mir also eine Paprika raus und Putenbrust. Dann setzte ich noch Reis auf und fing an zu kochen. Ich schaute das Wasser beim blubbern zu und driftete mit meinen Gedanken wieder zu Manu. Wo war er nur und wieso war er gegangen? Ich wünschte mir so sehr, dass er einfach wieder bei mir war. Einfach hier in meiner Küche und gleich mit mir essen würde. Das er mich umarmt und meinen Hals küsst. Mich küsst. Mir sagt, wie froh er ist hier zu sein. Bei mir. Doch war er froh, wenn er bei mir war? Liebte er mich wirklich? Meine Beine fingen wieder an zu zittern und ich musste mich abstützen. Das brutzeln des Fleisches in der Pfanne und das blubbernde Wasser, war das einzige, was ich hörte. Ich biss mir auf die Unterlippe und wendete das Fleisch einmal. Ich soll mich bloß nicht so runterziehen lassen. Das bringt doch alles nichts. Es macht mich nur kaputt.

Ich saß am Tisch und knabberte an ein Stück Paprika, während ich ein YouTube Video sah. Schon spannend, was Julien Bam alles auf die Beine stellte für seine Videos. Ich hatte ihn bis jetzt nur kurz auf einer Veranstaltung getroffen und mit ihm geredet. Vielleicht Zehn Minuten lang. Aber er wirkte ziemlich sympathisch. Ich musste schmunzeln. Die meisten YouTuber Kollegen waren so tolle Menschen. Es gab zwar auf schwarze Schafe unter ihnen, aber die gab es ja überall. In jedem Beruf. Ich nippte an meinem Glas Wasser und kratzte die restlichen Reisstücke auf meine Gabel. Dann spülte ich den Teller ab und stellte die Wasserflasche zurück in den Kühlschrank. Meine Küche sah aus wie das reinste Chaos. Also beschloss ich, noch etwas aufzuräumen bevor ich schneiden gehe.

Ich stand gerade verträumt am Waschbecken und schruppte ein Glas, als ich ein Kratzen am Fenster wahrnahm. Ich blickte raus, doch sah nichts. Also wendete ich mich wieder dem Glas zu, was ich noch abspülte und mir dann die Pfanne vornahm. Wieder ein kratzen. Ich bekam leichte Angst. Mit gerunzelter Stirn schaute ich wieder aus dem Fenster und lauschte gleichzeitig. Man hörte den leichten Wind und Autos. Dann hörte ich ein klägliches Miauen. Ich ließ vor Schreck die Pfanne ins Wasser fallen, was mich Nass spritzte. Ich wischte mir die Hände an meiner Hose ab und öffnete das Fenster. Dort stand eine kleine schwarze Katze mit grünen Augen und schaute mich an. Manu.

Gestaltenwandler / Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt