Engelsnacht

Kapitel 2

Fay:

Im Schulgebäude angekommen und immer noch hängengend, wenn auch nicht freiwillig, an Michelle werde ich von ihr Richtung Mensa gezogen.

Es ist ein großer Raum mit hohen Wänden und Fenster die bis zum Boden reichen und so den ganzen Raum mit Sonnenlicht durchfluten.
Naja zumindest wenn es ein Sonnenstrahl mal durch die dicke, graue Wolkendecke schafft.

Schon beim betreten weiß ich wen Michelle mit dem heißesten Jungen der Schule meint.
Er ist umzingelt von nacheifernden Typen und schmachtenden Mädchen.
Doch trotz der großen Schülertraube um ihn herum sticht er heraus wie ein... ähm, ein... ach keine Ahnung denkt euch was aus.
Will, so hatte Michelle ihn glaube ich genannt, ist ein Junge mit perfekter, leicht muskulöser Statur die sich unter seinem weißen T- shirt leicht erkennen lässt. Seine braunen Haare sehen aus wie die typische Ich-Komme-Gerade-Aus-Dem-Bett-Bad-Boy Frisur und seine ebenfalls Schokoladenbraunen farbigen Augen haben eine solche Ausstrahlung, dass man sich leichtin ihnen verlieren kann.
Doch etwas bestimmtes lässt mich leise aufkeuchen.

Es ist die kälte in seinen Augen.
Und das leichte Aufblitzen von unendlicher Traurigkeit.

Ja Michelle hatte recht er sieht echt heiß aus. Auch wenn ich das niemals zugeben würde, besonders nicht vor ihm persönlich.
Ich denke sein Ego ist schon groß genug als das er noch eine schmachtende Person an sich hängen braucht.

"Na, was habe ich gesagt?", reißt mich Michelle plötzlich aus meinen Gedanken.

"Ja ganz ok".

"Ganz ok!", schreit sie mich mit einem hysterischen Blick an.

Ohoh ich glaube sie hyperventiliert gleich!

"Jaja ok er sieht gut aus.", versuche ich sie schnell zu beruhigen.
Denn durch ihren Ausbruch liegen gerade nicht sehr wenige Blicke auf uns.
Och wie ich es hasse!

Leider standen wir nahe genug bei dem Fantreffen von Will. Und so mit spüre ich wie sein Blick sich in meinen Rücken bohrt.
Aus Reflex drehe ich mich zu ihm um und schnappe unauffällig nach Luft.
Diese Augen rauben einem echt noch den letzten Nerv!
Als die Traurigkeit in seinen Augen wieder aufblitzt bekomme ich fast Mitleid.
Aber nur FAST!

"Na gefällt dir was du siehst?"fragt er mit einem arroganten Lächeln das jedoch nicht seine Augen erreicht.

Jap mit dem Satz hat er das witzig bisschen Mitleid, das ich gerade eben noch für ihn gespürt hatte, eigenhändig in die Mülltonne gekloppt.

Tja pech gehabt.

Provozierend langsam lasse ich meinen Blick über seinen seinen Körper gleiten um schlussendlich in seinem Gesicht zu stoppen.

Abschätzend hebe ich eine Augenbraue :"Naja ich habe schon besseres gesehen."

Kurz bekomme ich etwas von dem Schauspiel in seinen Augen mit, in den man wieder die Traurigkeit aber auch Verwirrung, Hass und Interesse liest, bevor er sein Pokerface aufsetzt und man sieht wie er innerlich seine Mauer hochfährt.
Dies alles geschieht nur in wenigen Sekunden und doch konnte ich sehen wie ähnlich wir uns doch sind, wie wir beide der Außenwelt etwas vorspielen und wie wir beide mit einer hohen nicht durchdringbaren Mauer umher laufen.

Das dachte ich zumindest, dass sie undurchdringbar ist.

Mit einem entrüsteten Schnauben von Michelle schnappe ich mir ihren Arm und ziehe sie erhobenen Hauptes aus der Mensa.

"Geht's noch?", fragte sie mich ungläubig, als sich die große Glastür hinter uns geschlossen hatte.

"Was?"

"So kannst du doch nicht mit ihm reden, jetzt wird er dich nie wieder beachten.", rief sie entsetzt.

"Du siehst doch dass ich das kann. Außerdem ist sein Ego schon groß genug da wird es ihm nicht gleich sein Herz brechen wenn ihm mal jemand nicht wie ein Schoßhündchen hinterher läuft.", sagte ich Kopfschüttelnd.

"Ja ok du hast schon irgendwie recht aber trotzdem sieht er heiß aus.", sagte sie Augenbrauen wackelt.

"Jaja jetzt fang nicht gleich an zu sabbern.", zog ich sie auf und zog sie den Flur entlang Richtung Klassenzimmer da es gerade geklingelt hatte.

Leicht beleidigt streckte sie mir ihre Zunge entgegen und ließ sich auf einen Stuhl in der hintersten Reihe fallen und ich mich neben sie.

In den ersten beiden Stunden haben wir jetzt Mathe bei Frau Kaiser.
Normalerweise freue ich mich auf ihren Unterricht.

Jedoch nicht als ich sehe wer gerade das Klassenzimmer betritt.

...