Kapitel 32

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Tatsächlich dauert es mehrere Wochen, bis Alessandra den Skispringer wiedersieht, und auch da eher unbeabsichtigt.

Sie hat alle Termine von ihrem Samstag wegverschoben, um den Tag mit dem Nationalteam an den Midtstubakkene verbringen zu können, in erster Linie natürlich wegen ihrem Bruder und, auch wenn das keiner weiß, um mit Alex zu reden.

Der Trainingsplan, den Rune ihr gegeben hat, funktioniert nach ein paar minimalen Modifizierungen gut, sie spürt, wie sie wieder in Form kommt, aber für die sprungspezifischen Übungen brauchen die beiden besonderes Equipment, und da geht an Alex einfach kein Weg mehr vorbei. Selbst wenn sie noch ein wenig nervös deswegen ist, muss sie jetzt mit dem Cheftrainer reden und ihn um Hilfe bitten.

Aber zuerst einmal geht sie zu ihrem Bruder, der gerade mal wieder äußerst verliebt die Schanze anschaut. Helen, die neben ihm steht, schüttelt darüber nur den Kopf.

„Kenny", quietscht Alessandra da aber auch schon und schlingt die Arme um ihren Bruder, der sie nicht hat kommen sehen. Der Skispringer dreht sich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen zu ihr herum.

„Ali. Hast du Sondre mitgebracht? Und Rune hat schon nach dir gefragt." Der letzte Kommentar wird von einer leicht hochgezogenen Augenbraue begleitet, aber die junge Frau lächelt nur: „Sondre kommt später. Woher weiß Rune, dass ich kommen wollte?"

Kenneth grinst scheinheilig, was seiner Schwester als Antwort völlig ausreicht.

Da sieht sie Rune auch schon bei Alex stehen und entschuldigt sich schnell, um zu den beiden herüber zu gehen.

Der Trainer sieht Alessandra zuerst und lächelt sofort. „Da ist sie ja", meint er dann halb an Rune gewandt, der sich ebenfalls zu ihr dreht.

„Hallo Alex, Rune", murmelt sie und schaut schüchtern zu dem Österreicher, der sie jedoch nur ganz ruhig betrachtet.

„Das Krafttraining scheint gut voranzugehen, was?" Alessandra weiß längst, dass sie sich nicht darüber wundern braucht, dass der Trainer so ein gutes Auge für sowas hat, und nickt einfach.

„Wir haben ein paar Sachen hier, da könnt ihr euch austoben, während die anderen springen. Offiziell leistest du Rune bei seinem Training Gesellschaft."

„Danke, Alex. Ich weiß nicht, wie ich dir das jemals verdanken kann", sagt sie leise und ehrlich. Der Österreicher lächelt jedoch nur, weiterhin so ruhig wie die ganze Zeit. „Ich bin Sprungtrainer, und ich würde einen ganz schlechten Job machen, wenn ich Talent nicht fördern würde."

Sein Ton lässt keine Widerrede zu, auch wenn er weiterhin freundlich und verständnisvoll lächelt. Es ist für sie noch nie ein großes Rätsel gewesen, zu verstehen, wieso das Team Alex so sehr schätzt, aber jetzt wird ihr mal wieder bewusst, warum Kenneth so von ihm schwärmt.

„Du darfst sie nicht entführen, das ist meine Schwester", mault Kenneth, der jetzt auf sie zukommt, und schubst Rune mit dem Ellenbogen weg.

Alessandra legt ihre Arme um ihn und den Kopf gegen seine Schulter, während Rune ihm einen gespielt bösen Blick zuwirft und sich den Arm reibt.

„Da hast du was falsch verstanden", ertönt eine weitere Stimme hinter Alessandra, „Die gehört mir."

„Larsi!", quietscht sie und versucht, sich aus Kenneths Umarmung, die eher einem Klammergriff gleicht, zu befreien. Das findet der gar nicht toll und grummelt vor sich hin, bis Helen meint: „Komm, wir machen ein paar Übungen, ja? Du sollst ja gleich hüpfen."

„Ich hüpfe nicht, ich fliege!", hat er da gleich das nächste gefunden, worüber er sich beschweren kann.

Während das Paar in einer wohl schon des Öfteren geführten Diskussion darüber versinkt, ob Kenneth hüpft und flattert – wie ein Elf eben – oder springt und fliegt, umarmt Lars die Medizinstudentin fest.

Noen ting var bare aldri ment å væreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt