Kapitel 13 - Akten warterei

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Im Moment machte ich nichts anderes als auf dem Sofa zu liegen und an die Decke zu starren. Eigentlich wartete ich nur auf den Anruf von meinem Vater. Aber nichts passierte. Mein Handy blieb Regungslos - und lautlos auf dem kleinen Tisch neben mir liegen.

Aber ich musste zugeben das ich diese Stille in irgendeiner Art und Weise genoss. Es tat einfach einmal gut nur hier zu liegen und an die Decke zu starren. Ohne Aufgaben. Einfach einmal alles ausblenden und tief durch Atmen. So kommt man schneller auf neue und vielleicht auch auf gute Ideen.

Meine Decke war das interessanteste. In diesem im Moment. Natürlich könnte ich auch die Nachrichten gucken und versuchen mit Hilfe der Nachrichten auf eine gute Idee zu kommen. Nein, ich warte lieber auf die Akten von den Eltern von Ronja Grey und auch auf die Akte von Severin Sterling. Ja, von dem Severin Sterling.

Er strahlt so etwas Gruseliges und auch unberechenbares aus. Klar, er ist nett und zuvorkommend als andere in seiner Branche. Er ist ein Richtiger Gentleman. Aber irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Irgendetwas ist mit ihm und ich will es herausfinden. In solchen Sachen hat mein Bauchgefühl noch nie im Stich gelassen. Bis jetzt zumindest.

Auch wenn ich es mir noch schlecht vorstellen könnte, dass er seine eigenen Angestellten umbringt. Mit einer Gabel oder so etwas was einer Gabel ähnlichsieht. Er macht doch selbst damit Verlust und auch bei den Kunden machte das keinen wirklich guten Eindruck.

Das was mich störte war ja nur etwas an ihm. Nicht das was er gemacht haben könnte oder nicht. Aber das bedeutet Automatisch wieder, dass er verdächtigt wird. Ich kann das gerade echt schlecht trennen.

Die Minuten verstrichen und es wirkte alles so harmonisch und homogen. So anders als New York eigentlich wirklich ist. Ich bin nicht daran gewöhnt einfach einmal die Ruhe zu genießen. Sonst bin ich immer mit dem neusten Fall beschäftigt aber so? Da überarbeite ich mich nur wie ich es sonst auch immer tue.

Verträumt schaue ich aus dem kleinen Fenster. Es zeigte einen kleinen Ausschnitt aus New York. Den Teil wo man nur leicht im Hintergrund ein paar Hochhäuser sieht. Das Augenmerk ist hierbei mehr auf den Teil mit kleinen Häusern gerichtet. Dazu könnte man noch das typische Amerikanische Straßensystem sehen.

New York ist anders als alle anderen Städte. Jede Stadt ist anders aber New York hat es mir total angetan. Schon das erste Mal als ich hier war habe ich mich in dieser großen Stadt wohlgefühlt.

Hier habe ich auch erst Amber und Logan kennengelernt. Beide bei der Arbeit. Amber bei einem Verhör und Logan eben als meinen treuen Besten Freund und Kollegen. In Evanston, meiner Heimatstadt, hatte ich keine wirklichen Freunde und der Dienst dort war eher langweilig und unspektakulär. Ich habe mich dort eben nicht so wohlgefühlt wie hier.

Aber das ist was anderes. Ich bin jetzt hier. Hier in New York und ich will es "beschützen" wie man es mit seinem Zuhause eben tut. Keinem Menschen soll etwas zu Unrecht passieren oder zugeschrieben werden. Dafür sind wir da.

Ich schließe meine Augen und höre nur auf meinen eigenen Herzschlag. Sein eigenes Zuhause gefunden zu haben ist fantastisch.

Doch mein Handy hatte andere Pläne. Es vibrierte und ich hatte das Gefühl das der Klingelton lauter ist als zuvor. Ich zuckte zusammen und schaute gespannt auf dem Display. Mein Vater. Er hatte sie gefunden. Hoffentlich.

"Havering?"

"Hier ist dein Vater. Warum so förmlich?", sagte er lachend und ich hörte wie er sich in seinen Stuhl setzte.

"Man weiß ja nie., gab ich wieder und legte mich wieder hin. Mein Blick war wieder auf die Decke gerichtet. Ich hoffe eigentlich nur, dass er wirklich die Akte vor sich liegen.

"Also ich habe die Akte leider nicht aber dafür andere wichtige Information die dir weiterhelfen könnten.", sagte mein Vater und seufzte leise.

Ich ließ meinen Arm auf den kleinen Tisch neben mir fallen. Ich fühlte in meiner Hand einen Stift und meinen kleinen Notizblock. Schade eigentlich. Aber Informationen sind besser als nichts.

"Hast du etwas zum Schreiben?"

"Jap.", gab ich als Antwort und richtet mich auf. Schnell war eine leere Seite aufgeschlagen und mein Stift war bereit zum Schreiben.

"Sie hat hier in Chicago wirklich kurz gewohnt. Wie lange genau kann ich dir nicht sagen. Jetzt müsste sie nach Europa gezogen sein. Das hat mir ihr Vermieter zumindest gesagt. Wohin kann ich dir auch nicht sagen. Ihr Vorstrafen Register ist nicht leer aber es sind nur kleine Sachen, wie Taschendiebstahl und so etwas in der Art."

Mein Stift raste über das Papier und ich schaute verträumt auf die Buchstaben die ich nacheinander hinkritzelte. Besser als gar nichts. Aber das schnellere Kontaktieren könnte ich dann auch schon einmal von meiner Liste streichen. Warum musste bloß alles immer so verdammt schwierig sein?

„Achso, das hätte ich beinahe vergessen. Sie hatte nicht nur eine Tochter, sondern auch noch einen Jungen. Ronja Grey war ihr zweit Geborenes Kind. Der Junge ist aber gestorben als er zehn Jahre alt war.", sagte mein Vater und brummte leicht. Anscheinend schien ihn das alles auch zu frustrieren.

Seufzend klappte ich auch meinen Block zu und legte ihn wieder auf den kleinen Tisch. „Was hast du jetzt vor?"

„Das werde ich morgen mit Logan besprechen. Ich gehe aber mal davon aus, dass wir irgendwie versuchen die Mutter aufzuspüren und sie zu befragen. Auch wenn es bis jetzt aussichtslos ist. Aber wenigstens haben wir etwas. Dann werde ich mich auch noch etwas mit Severin Sterling unterhalten, nachdem ich seine Akte habe. Ich bete dann nur weiterhin zu Gott das uns irgendein Indiz in die Hände fällt.", gestand ich und verschränkte meine Beine.

„Ich wünsche dir viel Spaß meine Kleine.", sagte mein Vater von der anderen Seite lachend aus. Ich lächelte und schüttelte den Kopf. „Danke für die ganzen Informationen, Dad. Das hat mir schon etwas geholfen. Bei was auch immer. Das werde ich morgen herausfinden."

„Ach keine Überstunden?"

„Für diese Überstunden werde ich ja nicht bezahlt.", sagte ich lachend. „Dennoch bin ich müde und möchte nur noch schlafen."

„Dann wünsche ich dir eine gute Nacht und gutes Gelingen morgen. Halte mich auf dem Laufenden."

Lächelnd schaute ich aus dem Fenster und sah wie die Sonne sich schon den Weg hinter die Häuser bahnte. „Mach ich.", gab ich nur von mir und legte auf. Ich hoffe ich werde fündig.

Blood Dead [1] #Ortusaward2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt