Kapitel 45 - Prinzessinen Gesicht

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Die fährt hat wirklich "nur" 12 Stunden gedauert. Doch diese 12 Stunden haben sich wie mein halbes Leben angefühlt. Ich habe gesehen wie jede einzelne Sekunde an mir vorbeizog und verstrich. Ohne einen Grund. Damian schlief die meiste Zeit über und regte sich nicht. Wenn ich ein Außenstehender wäre hätte ich ihn für tot erklärt.

Sonst hat sich nichts ereignet. Ich habe geflucht und mich über die Fahrweise von den anderen beschert aber das ist ja auch in irgendeine Art und Weise ja noch normal. Aber jetzt wo ich vor dem Haus meiner Eltern stehe kommt das Unwohlsein zurück. "Verdammt noch einmal Lexia. Was ist los mit dir!"

Ich zucke zusammen und sehe meinen Beifahrer an. Seine Augenbrauen sind zusammengezogen und in seinen Augen spiegelt sich Verwirrung und auch Unbehaglichkeit wieder. Er hat genau so wenig Lust wie ich. Er realisiert erst jetzt wie schwer es sein wird. So wie ich.

"Sollen wir jetzt durch die Hölle oder nicht?", fragte er und sieht mich eindringlich an. Ich gucke mit den Schultern. "Was wollen wir ihnen denn auftischen?"

Jetzt zuckte er nur mit den Achseln. Dieses mulmige Gefühl in mir wird nicht besser. Im Gegenteil. Wir hätten uns eher mit diesen Themen auseinander setzen müssen während der Autofahrt und nicht schweigend, schlafend und fluchend.

"Irgendeine Lüge müssen wir ihnen ja bieten. Ich glaube, wenn du ihnen die Fakten auf den Tisch knallst halten sie nicht mir uns für verrückt.", gab er von sich. Ja er hatte recht. Wir bräuchten eine Ausrede und das bevor mich meine Eltern hier drinsitzen sehen.

Ich sehe schon auf was das ganze hinaus läuft. So wie in einen dieser kitschigen Hollywood Filme. Nein, keine Klischees! Dagegen werde ich mich wehren! Doch wenn ich wieder in die Realität eintauchen wie sie gerade ist bleibt mir eigentlich nichts anderes mehr übrig.

"Du denkst doch nicht ernsthaft an das was ich denke was du denkst oder?", fragte er und lehnte sich in den Sitz. Verwirrt sehe ich ihn an. "Ich hasse diese Sätze. Sie sind so verwirrend und unlogisch. Aber ja. Ja ich glaube uns bleibt da leider nichts anderes übrig.", sagte ich und steige aus. Jemand muss den ersten Schritt machen. Nur ich hätte nie gedacht das ich das machen würde.

Ich sehe wie sich seine Tür auch öffnete und er mit großen Schritten auf mich zu ging. " Du meinst es also ernst?", flüsterte er mit zusammengebissenen Zähnen zu mir. Ich sehe ihn an und öffne den Kofferraum. "Hast du eventuell eine andere Idee? Ich nicht. Also lass hören.", fauchte ich zurück.

Wir beide starrten uns an mit Wut in unserem Blick. Da ist etwas in ihm das sich dagegen noch mehr sträubt als ich. Nur was? Warum sagt er mir es nicht einfach und wir überlegen uns etwas anderes? Warum ist er auf einmal so schüchtern in zurückhaltend?

Er seufzte und schaute auf den Boden. Ich lehne mich an mein Auto und sehe ihn an. "Wie lange bleiben wir?", fragte er und sieht mir dann wieder in die Augen. Anscheinend hat er gemerkt, dass ich irgendetwas aus seinem Blick deuten konnte. Er hatte es berichtigt und er war wieder ganz er selbst. "Ich hatte vor nur das Wochenende zu bleiben. Wenn es aber länger dauert muss ich auch länger bleiben."

Er nickte. War das jetzt ein nicken der Zustimmung oder ein anderes nicken was ich einfach mal wieder nicht verstehe? "Ich nehme die Koffer.", sagte er und zwinkerte mir zu.

Irgendetwas in meinem Magenbereich fing an wie wild zu Kribbeln und mir ein noch schlechteres Gefühl zu verpassen. Dabei war es doch so ein schönes Gefühl was ich aber nur unterdrücken will. Es ist einfach nicht richtig das zu Fühlen. Damian nahm alle Taschen aus dem Auto und bleib auf dem Gehweg stehen. Ich schlug alle Türe nacheinander hinter ihm zu und schloss dann auch mein Auto ab.

Ich schaue zu dem kleinen Haus vor uns. Damals wirkte es wie ein kleines Schloss auf mich. Ein eigenes Schloss. Ich habe meinen Eltern auch immer wieder gesagt das ich für immer hier Leben werde bis ich die Stelle in New York bekam. Es war wie ein Schock für meine Mutter aber mein Vater machte mit mir zusammen Luftsprünge.

Blood Dead [1] #Ortusaward2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt