Der Vielsafttrank

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Vor Dumbledores Büro kam Zoe erst keuchend zum Stehen und wäre deswegen fast in den Berg von Wildhüter hineingerannt, der vor dem Wasserspeier stand. Hagrid zog sich eine feuchte Wollkapuze vom Kopf und sah besorgt auf Zoe hinab.

„Scherbert Zitrone! Scherbert Zitrone!", presste die Slytherin zwischen ihrem Atem hindurch.

„Bring nüsch, Harry is' oben", sagte Hagrid beflissen und fuhr mit seiner behandschuhten Hand durch das Federkleid eines toten Hahns.

Zoe lehnte sich gegen die Wand neben den Wasserspeier und atmete durch. „Ich muss ihm sagen, dass Harry nich‑„

„Dumbledores glaubt nicht, dass es Harry war", unterbrach Hagrid sie. „Hab' Harry noch 'ne Minute vorher gesehen, kann es gar nich' gewesen sein ... Das hab' ich deinem Opa direkt gesagt, aber er glaubt nich', dass Harry es war."

Zoe atmete erleichtert aus und fand langsam wieder ihren Rhythmus. Sie ließ sich mit dem Rücken an der Wand hinab gleiten, umschloss ihre Knie mit den Armen und sah zu Hagrid hinauf.

„Musst du auch noch 'rein?", fragte sie schließlich um sich abzulenken.

Hagrid brummte zur Antwort und ließ seine Hand sinken.

„Hab' Harry nur zufällig getroffen ‑ sein Glück ‑ war eigentlich da für 'ne Genehmigung zu bekommen." Er deutete auf den toten Hahn in der Hand. „Is' schon der zweite. Wollt' gern nen Bannkreis um den Stall machen. Hält vielleicht die Kelpie ab ..."

Einen Moment lang starrte Zoe traurig auf den toten Hahn in Hagrids Hand und dachte nach, dann runzelte sie die Stirn.

„Warum sollte die Kelpie den Hahn töten und liegen lassen?"

„Hab' ich mich auch schon gefragt ... Hatte vielleicht keinen Hunger und war nur von seinem Krähen gestört ..."

Zoe wollte etwas erwidern, als der Wasserspeier geräuschvoll zur Seite hüpfte und Harry hervorkam. Die Slytherin sprang augenblicklich auf, doch Hagrid war schneller.

„Alles'n Ordnung, Harry?"

„Ja, alles okay. Du kannst hochgehen Hagrid, ich soll dich hochschicken."

„Ein Glück ... Wär ja nicht auszumalen ... Nun gut. Tschööö, ihr beiden!"

Der Wildhüter verschwand und der Wasserspeier schloss den Durchgang wieder mit seiner imposanten Erscheinung. Verwirrt sah Harry zu Zoe, die ihn interessiert gemustert hatte.

„Was ist denn nur passiert?", fragte sie direkt. „Ich hatte schon Angst, sie wollen dir das anhängen."

Harry fuhr sich erleichtert durchs Haar und zusammen schlugen sie den Weg nach unten ein.

„Keine Ahnung", sagte er. „Ich hab's auch nicht mitbekommen. Bin nur um die Ecke gebogen und da waren die beiden schon so ... und ein paar Sekunden später ist Peeves aufgetaucht und hat diesen Terz veranstaltet ..."

„Hast du irgendwas gesehen? Was Verdächtiges? Oder jemanden?"

„Nein, niemand ...", sprach Harry.

„Was hat mein Großvater gemeint, als du oben warst?", fragte sie ihn weiter aus.

Harry dachte kurz nach, dann sagte er: „Eigentlich nichts Besonderes ... Ich hatte geglaubt, er würde mich wegen der Sache ausfragen, aber er hat nur gefragt, ob ich etwas Komisches bemerkt hätte."

Er machte eine kurze Pause als ihm etwas einfiel, dann meinte er: „Ich hab' schon mit dem Gedanken gespielt, ihm von Malfoy zu erzählen ..."

In Zoes Ohren klingelte es. Unauffällig sah sie sich um.

Zoe Dumbledore und die Kammer des SchreckensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt