Die Halloweenüberaschung

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Der Oktober machte dem Herbst alle Ehre. Die Bäume hatten sich ein rotgoldenes Kleid angelegt und ließen an windigen Tagen die bunten Blätter auf die Schüler hinab regnen.

Die Peitschende Weide hingegen hatte sich bei der ersten Gelegenheit nackt geschüttelt und sah bereits aus, als sei sie schon in die alljährliche Winterruhe gefallen.

Am Morgen kroch feuchter Nebel vom Ufer des Sees hinauf und ließ Schloss Hogwarts aussehen, als stände es auf einer Insel im Nebel. Die Luft war bereits scharf und kalt und die Korridore des Schlosses zugig und kühl.

Es war demnach kein Wunder, dass Madam Pomfrey – die Krankenschwester – alle Hände voll zu tun hatte um die kränkelnden Schüler vor einer schlimmen Erkältung zu bewahren.

Auch Zoe hatte es erwischt. Sie war am Morgen schon mit einem dröhnenden Kopf und schmerzendem Hals aufgewacht. Hatte zum Frühstück nur einen Tee getrunken und sich durch die erste Schulstunde gequält. Also beschloss Zoe direkt nach der Zauberkunststunde hinunter zum Krankenflügel zu gehen.

Als sie die erste Treppe passiert hatte und nach rechts abbog, sah sie aus den Augenwinkeln eine flinke Bewegung. Zoe hob langsam den Kopf und sah, das Ginny Wesley in der Mitte des Gangs stand und sich hastig ein kleines Buch in den Umhang stopfte.

Sie sah blass und verängstigt aus und machte einen verstörten Eindruck auf Zoe.

„Hallo Ginny", begrüßte Zoe Rons kleine Schwester, „alles in Ordnung bei dir?"

Sie sah Zoe mit großen Augen an und nickte: „Ich ... ich ... wollte nur auf Toilette gehen", sagte sie mit einer leisen Stimme.

Zoe sah zu der Tür zu ihrer Rechten und verstand offenbar.

„Aaaaah, die Maulende Myrte hat dich erschreckt?"

Ginny nickte zögerlich und betrachtete ihre Füße.

Die Maulende Myrte war ein Geist einer verstorbenen Schülerin, welcher sich auf dem Mädchenklo im zweiten Stock niedergelassen hatte. Das war der Grund, warum dieser Ort von allen Mädchen gemieden wurde die Myrte bereits kennen gelernt hatten, denn dieser Geist war außerordentlich wehleidig, anklagend und nervenaufreibend.

Dass dieses Klo noch nicht gesperrt worden war, verwunderte Zoe sehr.

„Mach dir nichts d'raus", sagte Zoe, „Jedes Mädchen lernt früher oder später Myrte kennen. Sie ist ... etwas schwierig. Geh ihr einfach aus dem Weg."

„Okay. Gesundheit!"

Zoe zog sich ein Taschentuch aus dem Umhang, als eine Horde Sechstklässler an ihnen vorbeikamen und putze sich die Nase.

„Ginny Weasley!", eine strenge Stimme rief nach ihr und wenige Sekunden später hatte sich ihr Bruder Percy – Vertrauensschüler der Gryffindors – aus der Menge gelöst. „Du siehst ja gar nicht gut aus."

Sein Blick fiel auf Zoe, die sich die Nase schnäuzte.

„Meine Güte, ihr seid ja erkältet. Ich werde euch in den Krankenflügel begleiten. Madam Pomfrey macht euch wieder fit!"

„Ich bin nicht krank!", widersprach Ginny mit einer plötzlich sehr energischen Stimme.

„Papperlapapp, ich seh' doch, wenn's dir nicht gut geht! Auf geht's, voran Mädchen!"

Er schubste Zoe und Ginny an und ging wachsam hinter ihnen her, bis sie den Krankenflügel erreicht hatten. Geduldig reihten sie sich in die Schlange der Patienten ein und warteten, bis sie an der Reihe waren.

Als Ginny einen Schluck von Madam Pomfreys Aufpäppel-Trank genommen hatten rauchte zischender Dampf aus ihren Ohren und ließ ihr feuerrotes Haar herum wehen, dass es aussah als stünde ihr Kopf in Flammen.

Zoe Dumbledore und die Kammer des SchreckensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt