Kapitel 2

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Im Klassenraum angekommen setze ich mich auf meinen Platz und krame meinen Notizblock hervor.

Einige Schüler sind bereits anwesend und machen vor Unterrichtsbeginn noch schnell ihre Hausaufgaben, doch ich beachte sie gar nicht.

Meine Aufmerksamkeit ist auf eine ganz bestimmte Person eine Reihe vor mir gerichtet.

Braune Haare, ein rundes Gesicht, große Augen, perfekter Körper. Der Captain des Schul-Footballteams: Joe Callaghan.

Oh mein Gott, ich habe noch nie so sehr für einen Jungen geschwärmt wie für ihn. Jede freie Minute verbringe ich damit, mir vorzustellen, wie Joe und ich als Paar aussehen würden.

Dann würden wir zusammen durch die Gänge  gehen, er würde meine Hand halten und damit allen signalisieren, dass ich ihm gehöre, er würde mich küssen wann und wo es ihm passt und mich vor allem beschützen.

In meinen Augen ist Joe der perfekte Mann für mich, das meine ich wirklich ernst.

Aber leider gibt es da doch ein klitzekleines Problemchen, dass unserer gemeinsamen Zukunft mehr als nur im Weg steht:

Joe Callaghan kann mich nicht leiden.

Ich meine damit, so wirklich gar nicht leiden.

In seinen Augen bin ich die unbeliebte Mitläuferin von Clarissa. Clarissa hätte weitaus bessere Chancen bei ihm als ich.

Sie ist dünn, groß gewachsen und bildhübsch, mit wellig langen blonden Haaren und einen kleinen Stubsnäschen.

Ich mit meinen 1,70m Größe und meinen kürzeren braunen Haaren habe eigentlich so gut wie keine guten Karten bei ihm.

Clarissa ist in diesem Fall jedoch von Joe abgeneigt. Eigentlich weiß ja so gut wie jeder, dass sie Brian gut findet, aber sie hat ein Standart-Problem, dass jedes Mal bei ihr auftaucht, wenn sie sich in jemanden verschossen hat.

Fast alle Jungs von unserer Schule finden Clarissa gut, sie stehen regelrecht Schlange bei ihr.

Doch sie verliebt sich immer nur in diejenigen, die für sie unerreichbar sind oder kein Interesse an ihr haben.

Bei mir ist das eigentlich genau so, nur bei mir stehen die Jungs nicht Schlange wie bei ihr.

Ich glaube, so richtig attraktiv findet mich hier keiner, um ein Date gebeten wurde ich noch nie, geschweige denn einen Liebesbrief erhalten.

Für so gut wie jeden Jungen bin ich unsichtbar und Joe würdigt mich auch keines Blickes. Leider.

Während des Unterrichts reden wir nur über den morgen anstehenden Ausflug ins Geschichtsmuseum. Dort werden wir uns die Exponate anschauen und dann über ein Ausstellungsstück unserer Wahl ein Referat halten.

Ich denke, ich werde mir irgendeins heraussuchen, das keine zu umfangreiche Geschichte hat.

Ich hasse es nämlich, vor der Klasse zu sprechen und hoffe jedes Mal, dass es schnell vorbei geht.

Wenn ich vorne an der Tafel stehe und reden muss, beginne ich zu stottern, mein Kopf läuft puterrot an und ich bin kurz davor, gleich in Tränen auszubrechen.

Dass ich zum Gespött der Klasse werde, ist somit wohl vorprogrammiert.
Vielleicht kann ich meine Geschichtslehrerin Mrs Richards davon überreden, eine schriftliche Ausarbeitung zu verfassen und ihr abzugeben.

Mrs Richards ist eine strenge alte Witwe, die ihre Mann vor sieben Jahren verloren hat. Ihr gesamtes Leben besteht nur aus drei Dingen:

Geschichtsunterricht, Museumsbesuche und Schüler mit Überraschungstests zu bestrafen.

Ich mag sie nicht sonderlich, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn Lehrer mich nicht mögen, kann ich sie automatisch auch nicht leiden.

Meine Schulnoten leiden daran zwar, aber es gibt Nichts, dass nicht zu schaffen ist.

Wir Schüler haben ihr vor langer Zeit den Spitznamen „Richie" gegeben, aber sie wurde auch schon des Öfteren „Medusa" genannt.

Ob sie das lustig fand? Ganz sicher nicht. Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Alte überhaupt einen Sinn für Humor hat. Gelacht hat sie in meiner Gegenwart nämlich noch nie.

Forbidden- Geheime LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt